Mehr als 100 in Terroristen-Gewalt
Geiselnahmen erschüttern Israel: Was über die gefangenen Menschen bekannt ist
VonVictoria Krumbeckschließen
In Israel gelten seit der Attacke der Hamas dutzende Menschen als vermisst. Familien schildern die Entführungen - auch Kinder sind unter den Opfern.
Tel Aviv – Mehr als 100 Menschen befinden sich laut offiziellen israelischen Angaben seit den Angriffen am Samstag (7. Oktober) in den Händen der islamistischen Hamas. In den sozialen Medien kursieren verstörende Aufnahmen. Sie zeigen, wie Hamas-Kämpfer Menschen verschleppen und schänden. Unter den Opfern sind Frauen, Kinder und ältere Menschen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich auch Deutsche unter den Entführten befinden.
Hamas-Entführungen in Israel: Das ist über die Geiseln bekannt
Die von der Hamas entführten Geiseln sollen sich größtenteils im Gazastreifen befinden. Israelische Medien berichteten sogar von 170 Israelis, die gefangen gehalten werden sollen. Laut dem Auswärtigen Amt handelt es sich bei den verschleppten Deutschen um Menschen, die neben der deutschen auch die israelische Staatsbürgerschaft haben. Genauere Informationen über die Anzahl der Geiseln oder zu Einzelfällen teilte das Amt nicht.
Weltweit meldeten sich Menschen bei Medienvertretern, die vermuten, dass ihre Familienangehörigen unter den Geiseln sind. So wird die 22-jährige Shani Louk, eine in Israel lebende deutsche Staatsbürgerin, seit Samstag vermisst. Ihre Familie erkannte Louk in einem Video, das sie halbnackt auf einem Pick-up zeigt, wie der Spiegel berichtete. Hamas-Kämpfer trampelten auf ihr herum, ein Mann zerrte an ihren Haaren. Die Familie konnte die 22-Jährige offenbar an ihren Tattoos und den Haaren erkennen. Ob die junge Frau noch lebt, ist unklar. Zuvor soll sie ein Musikfestival in einer Gemeinde in der Nähe des Gazastreifens besucht haben.
Krieg in Israel – Hamas hält auch deutsche Staatsbürger als Geiseln gefangen
Bei dem Festival sind bis zu 250 Menschen durch die Hamas getötet worden, wie ein Sprecher des israelischen Rettungsdienstes Zaka, Moti Bukjin, am Montag (9. Oktober) der Nachrichtenagentur AFP erzählte. Andere Aufnahmen zeigen, wie die Festivalbesucher vor den Hamas-Kämpfern wegrennen. Manche wurden getötet, andere entführt. „Sie haben die Menschen kaltblütig auf eine absolut unfassbare Weise abgeschlachtet“, sagte der Zaka-Sprecher. Auf dem Video ist auch zu erkennen, wie Terroristen eine mutmaßlich israelische Frau auf der Ladefläche eines Motorrads weggefahren. Ein israelischer Mann wurde mit den Händen auf dem Rücken von Hamas-Angreifern abgeführt. Bei den beiden soll es sich um Noa Argamani und Avinatan Or handeln, wie CNN berichtete.
Der israelische Familienvater Yoni Asher sagte dem Sender Channel 12 News, seine Frau Doron, ihre beiden kleinen Kinder und die Großmutter seien verschwunden. Alle vier Vermissten haben eine deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Frau und die Kinder im Alter von drei und fünf Jahren hätten die Oma in einem Kibbuz in der Nähe des Gazastreifens besucht, als die Hamas ihren Angriff startete, erklärte Asher. Auch er habe seine Familie auf einem Geisel-Video der Hamas erkennen können.
Entführt von der Hamas: Kinder, Frauen und alte Menschen als Geiseln genommen
Auch zwei US-Bürger sollen sich nach Angaben des israelischen Botschafters in den USA, Michael Herzog, unter den Entführten befinden, wie die Nachrichtenagentur AFP schrieb. Die mexikanische Außenministerin Alicia Barcena sagte am Sonntag, dass vermutlich zwei mexikanische Staatsangehörige entführt worden seien, wie CNN berichtete. Israelis, die in Gemeinden in der Nähe zum Gazastreifen leben, berichteten davon, wie Hamas-Kämpfer von Tür zu Tür gingen. Sie sollen versucht haben, in die Häuser einzubrechen.
Eine israelische Mutter erzählte CNN, sie habe mit ihren 16 und 12 Jahre alten Kindern, die alleine im Haus waren, telefoniert, als sie Schüsse und Leute vor der Tür vernahm. Dann hörte sie, wie die Tür zu dem Haus aufging. „Ich hörte, wie Terroristen auf Arabisch mit meinen Teenagern sprachen. Und der Jüngste sagte zu ihnen: ‚Ich bin zu jung zum Gehen‘“, schilderte die Mutter. „Und das Telefon ging aus, die Leitung ging aus. Das war das letzte Mal, dass ich von ihnen gehört habe.“ Weitere Aufnahmen zeigten, wie israelische Soldaten von Mitgliedern der Terrororganisation abgeführt werden und erschlaffte Körper geschändet werden. (vk)
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