Nach Aufenthalt im Gefängnis

Donald Trump: Sein Verbrecherfoto wird zur lukrativen Geldquelle 

  • Robert Wagner
    VonRobert Wagner
    schließen

Der als Verbrecherfoto gedachter Mugshot wird von seinen Fans als Abbild eines Helden gefeiert: Donald Trump hat eine lukrative Geldquelle erschlossen.

Washington, D.C. - „Eilmeldung: Der Mugshot ist da.“ Mit diesen Worten leitete das Wahlkampfteam von Donald Trump eine Rundmail ein, die es unmittelbar nach dessen erkennungsdienstlicher Behandlung im Bezirksgefängnis Fulton County (Georgia) abschickte, wie der Guardian berichtete. Donald Trump wurde am 24. August kurzzeitig im Gefängnis unter Arrest gestellt. Ihm werden vom Bundesstaat Georgia Erpressung und Verschwörung mit dem Ziel, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 zu manipulieren, vorgeworfen. 

Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, bei seiner Ankunft in Atlanta. Kurze Zeit später musste er sich der erkennungsdienstlichen Behandlung im Gefängnis unterziehen.

Unter anderem wurde auch ein erkennungsdienstliches Foto, umgangssprachlich „mugshot“, von ihm gemacht. Polizeifotos dieser Art werden in den USA eigentlich mit festgenommenen Drogendealern oder betrunkenen Autofahrern assoziiert. Donald Trump ist der erste Ex-Präsident, dem diese „Ehre“ zuteilwird. Worin die Gegner des ehemaligen US-Präsidenten ein Symbol für den Sieg der Justiz über einen mutmaßlichen Kriminellen sehen, ist für dessen Lager eine Art Auszeichnung. Donald Trump hat mit seinem Mugshot einen Trend unter seinen Anhängern ausgelöst.

Donald Trumps Polizeifoto wird zum Abbild eines „Märtyrers“ im Kampf gegen Washington

Den eigentlich als Verbrecherfoto gedachten Mugshot sehen Trump-Anhänger als leuchtendes Abbild eines Märtyrers, der sich mutig dem korrupten „Sumpf“ Washingtons entgegenstellt und dafür vom linken „Deep State“ drangsaliert wird. „Dieser Mugshot wird für immer als Symbol für Amerikas Widerstand gegen die Tyrannei in die Geschichte eingehen“, schreibt laut dem Guardian Trumps Wahlkampfteam in der eingangs erwähnten Rundmail.

Donald Trump hat mit seinem Mugshot, der ihn eigentlich als Verdächtigen eines schweren Verbrechens ausweist, somit sehr geschickt auch eine lukrative Geldquelle erschlossen.

Mugshots in Georgia: Polizeifotos von Trump und weiteren Angeklagten

Donald Trump im Polizeifoto (Mugshot).
Die Behörden im US-Bundesstaat Georgia haben im Zusammenhang mit der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs gegen Donald Trump ein Polizeifoto des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Das Büro des zuständigen Sheriffs machte die denkwürdige Aufnahme publik, nachdem sich Trump zuvor im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt hatte. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Rudy Giuliani: Polizeifoto (Mugshot)
Trump war gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt worden wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Vor ihm waren bereits diverse Angeklagte in dem Fall im Bezirksgefängnis in Atlanta erschienen, wo ihre Personalien aufgenommen und Polizeibilder gemacht wurden, darunter auch Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani.  © afp
John Eastman: Polizeifoto (Mugshot)
Trumps früherer Anwalt John Eastman gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem versuchten Wahlbetrug, für ihn war eine Kautionssumme von 100.000 Dollar festgesetzt worden. „Meine Anwälte und ich werden jeden einzelnen Aspekt dieser Anklage energisch bekämpfen“, hieß es in einer Mitteilung von Eastman. © afp
Mark Meadows: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Mark Meadows muss sich in Georgia vor Gericht verantworten. Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus werden zwei Anklagen vorgeworfen: Verstoß gegen die Gesetze in Georgia gegen illegale Kriminalität und Aufforderung zur Verletzung des Eides durch einen Beamten. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Sidney Powell: Polizeifoto (Mugshot)
Sidney Powell trat zusammen mit Rudy Giuliani am 18. November 2020 als Teil des Anwaltsteams auf, das gegen die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vorgehen und Trumps Wiederwahl sichern sollte. Ihr werden sieben Anklagepunkte zur Last gelegt. Legendär wurde ihr Spruch, in Anspielung auf eine Figur im Film „Kampf der Titanen“ sie werde die Riesenkrake („release the Kraken”) freisetzen. © Fulton County Sheriff'S Office/Imago
Jenna Ellis: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Jenna Ellis gehört zu Trumps Anwältinnen. Berichten zufolge hat sie mindestens zwei juristische Memos an Trump geschrieben, in denen sie den damaligen Vize Mike Pence dazu aufforderte, die Bestätigung von Bidens Sieg durch den Kongress am 6. Januar zu verhindern. Ellis wurde in zwei Punkten angeklagt. © Fulton County Sheriff/Imago
Kenneth Chesebro: Polizeifoto (Mugshot)
Kenneth Chesebro ist ebenfalls einer von Trumps Anwälten. Er wurde in sieben Punkten angeklagt. Besonders heikel ist dabei ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Es wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen. © afp
Ray Smnith: Polizeifoto (Mugshot)
Als Anwalt für Trump nahm Ray Smith in Georgia an einer Anhörung im Senat von Georgia teil, bei der er laut Anklage fälschlicherweise behauptete, dass es bei den Wahlen des Bundesstaates zu weitverbreitetem Wahlbetrug und Wahlunregelmäßigkeiten gekommen sei. Er ist in zwölf Punkten angeklagt. © afp
David Shafer: Polizeifoto (Mugshot)
David Shafer ist der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia. Zuvor hatte er im Senat des Bundesstaates gesessen. Ihm werden acht Straftaten vorgeworfen. © afp
Harrison Floyd: Polizeifoto (Mugshot)
Harrison Floyd wird vorgeworfen, die Wahlhelferin Ruby Freeman unter Druck gesetzt und bedroht zu haben. Dem ehemaligen Chef der „Black Voices for Trump“ wurde unter anderem wegen Beeinflussung von Zeugen angeklagt. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Cathleen Latham: Polizeifoto (Mugshot)
Cathleen Latham erklärte sich bereit, in Georgia als Wahlfrau im „Electoral College“ zu fungieren, das alle vier Jahre den Präsidenten und den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Sie ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem Verschwörung zum Betrug am Staat. © afp
Scott Graham Hall: Polizeifoto (Mugshot)
Scott Graham Hall ist in sieben Punkten angeklagt, darunter Verschwörung zum Wahlbetrug. Der Trump-Fan stammt aus der Gegend von Atlanta. © Fulton County Sheriff's Office/Imago

Gegen eine Kaution von 200.000 US-Dollar wurde Donald Trump aus dem Gefängnis entlassen. Er machte sich umgehend daran, sich aus dieser juristisch eigentlich heiklen Lage einen Vorteil zu verschaffen. Die Angelegenheit war ihm so wichtig, dass er sich sogar nach über zweieinhalb Jahren wieder auf der Plattform X, ehemals Twitter, zurückmeldete und während seines Flugs nach New Jersey einen Tweet absetzte. Den ersten seit Januar 2021, als sein Account von Twitter gesperrt (und unter Elon Musk im November 2022 wieder freigeschaltet) wurde.

Für das Sammeln von Spenden kehrt Donald Trump sogar auf Twitter zurück

Donald Trumps Rückkehr auf Twitter beziehungsweise X, wo er immer noch 87 Millionen Follower hat, bestand allerdings nur aus dem offiziellen Mugshot mit der Bildunterschrift „Wahleinmischung! Niemals aufgeben!“ und einem Link auf seine Internetseite, auf der offensiv um Spendengelder geworben wird. Klickt man auf den Link, erscheint ein Pop-up mit dem Konterfei Trumps. Dieser werde „niemals unser großartiges Land der Tyrannei der Linken überlassen“, heißt es dort.

Für diesen Kampf gegen die Demokraten, die „Milliarden und Milliarden Dollar aufwenden, um unsere Bewegung zu stoppen“, brauche es aber die Unterstützung der Basis. „Wir rechnen mit Ihrer Unterstützung, um zu beenden, was wir begonnen haben“, heißt es weiter. Mit einem Klick können Interessierte unkompliziert bis zu 3300 US-Dollar auf einmal spenden. Der Tweet wurde bis dato (26. August) fast 440.000 Mal geteilt und 1,5 Millionen Mal gelikt. Nur sehr wenige Tweets dürften bisher an diese Dimensionen herangekommen sein.

Aus seinem Verbrecherfoto macht Trump ein regelrechtes Merchandising

Trump belässt es aber nicht bei dieser sicher sehr erfolgreichen Spendensammelaktion. Das „Trump Save America Joint Fundraising Committee“, das den Wahlkampf Trumps finanziert, baut um den wohl berühmtesten Mugshot der US-Geschichte ein regelrechtes Merchandising auf. Keine zwei Stunden, nachdem Trump das Gefängnis in Fulton County verlassen hatte, sollen schon entsprechende Produkte verkauft worden sein, berichtete der US-Sender CBS.

Es werden Tassen, T-Shirts, Getränkekühler, Aufkleber und andere Waren mit Trumps Mugshot bedruckt. Die Kosten für diese Produkte sollen bei 12 bis 36 US-Dollar liegen. Immer dabei: die Aufschrift „Niemals aufgeben“. Dieser Spruch ist offenbar das neue Motto von Trumps Kampagne, das er auch in einer Mail aufgreift, mit der er um Spenden wirbt. Darin schreibt Trump, er sei „im Namen unserer gesamten Bewegung mit einer einfachen Botschaft in die Höhle des Löwen gegangen: ICH WERDE UNSERE MISSION, AMERIKA ZU RETTEN, NIEMALS AUFGEBEN!“

Donald Trump macht mit seinem heroisierten Mugshot offenbar ordentlich Kasse. Vermutlich muss er das auch. Der Mann hat nicht nur mit vier Anklagen, sondern laut dem Guardian mit insgesamt 91 Strafanzeigen in vier Gerichtsbezirken zu kämpfen. Die Kosten für seine Anwälte dürften mittlerweile exorbitant sein. Nicht zuletzt ist ein Sieg in der US-Präsidentschaftswahl 2024 für die Republikaner vielleicht seine größte Hoffnung, dem Gefängnis zu entgehen. Er muss also alles daransetzten, diese Wahl zu gewinnen. Und dafür braucht er viel Geld. (Robert Wagner)

Rubriklistenbild: © Alex Brandon/dpa

Mehr zum Thema