Historische Aufnahmen und gefälschte Bilder

Donald Trump löst mit „Mugshot“ neuen MAGA-Trend aus

  • Daniel Dillmann
    VonDaniel Dillmann
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Donald Trump macht den „Mugshot“ berühmt. Das Verbrecherfoto wird unter seinen Fans zum Statussymbol – mit absurden Auswüchsen.

Atlanta – „Es wird berühmter werden als die Mona Lisa“, sagte Laura Loomer über Donald Trumps Verbrecherfoto. Ob die erkennungsdienstliche Aufnahme der Polizei, in den USA auch „Mugshot“ genannt, wirklich die Zeit überdauern wird wie das Gemälde von Leonardo da Vinci, bleibt zweifelhaft. Sicher scheint nur, dass Trump mit seinem „Mugshot“ einen neuen Trend im MAGA-Universum („Make America Great Again“) ausgelöst hat.

Das Foto war keine zehn Stunden alt, da warb Donald Trump auf der Homepage seiner Wahlkampfseite mit T-Shirts, bedruckt mit seinem Verbrecherfoto. Laut dem Spiegel verschickte Trumps Team auch E-Mails, in denen das Foto als „Geschenk“ angepriesen wurde, wenn man vorher 47 Dollar spendet. Auf den T-Shirts war neben Trumps Verbrecherfoto der Spruch „Never Surrender“ (Niemals aufgeben) abgedruckt.

Donald Trump nach seiner Landung in Atlanta (Georgia).

Donald Trump als Spitze des Trends: Zahlreiche Mugshots veröffentlicht

Die Ehre der erkennungsdienstlichen Erfassung durch die Polizei im US-Bundesstaat Georgia wurde aber nicht nur Donald Trump zuteil. Mit ihm angeklagt in Georgia sind weitere 18 Personen, die ebenfalls in Fulton County erscheinen mussten, um dort die Formalitäten ihrer Verhaftung zu durchlaufen. Darunter unter anderem:

  • Rudy Giuliani: ehemaliger Bürgermeister von New York und einstmals Anwalt von Donald Trump
  • Mark Meadows: vorübergehend Stabschef unter Donald Trump im Weißen Haus
  • Jeffrey Clark: unter Trump hochrangiger Beamter im Justizministerium
  • Ray Smith: Anwalt im Team Trump
  • David Shafer: ehemaliger Vorsitzender der Republikansichen Partei in Georgia
  • Trevian Kutti: Publizistin, die auch schon für Rapmusiker wie Kanye West und R. Kelly gearbeitet hat
  • Sydney Powell: Anwältin
  • Jenna Ellis: Anwältin

Donald Trump und Co. reisen zur Festnahme nach Fulton County

Wer angeklagt war, musste nach Fulton County reisen, um sich dort festnehmen zu lassen. Teil dieses Procedere ist die Erstellung des genannten Polizeifotos.

Und während manch eine Person vielleicht darunter leiden würde, von der Polizei wie ein Verbrecher behandelt zu werden, gibt es offenbar andere, die darunter leiden, wenn genau das nicht passiert. Zu letzterer gehört Amy Kremer. Die politische Aktivistin gehört der ultrakonservativen Tea Party Bewegung in den USA an und war eine der Hauptorganisatorinnen der „Stop the Steal“-Demonstration am 6. Januar 2021, die darin endete, dass ein Mob MAGA-Fans das Kapitol in der Hauptstadt Washington, D.C. stürmte.

Mugshots in Georgia: Polizeifotos von Trump und weiteren Angeklagten

Donald Trump im Polizeifoto (Mugshot).
Die Behörden im US-Bundesstaat Georgia haben im Zusammenhang mit der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs gegen Donald Trump ein Polizeifoto des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Das Büro des zuständigen Sheriffs machte die denkwürdige Aufnahme publik, nachdem sich Trump zuvor im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt hatte. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Rudy Giuliani: Polizeifoto (Mugshot)
Trump war gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt worden wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Vor ihm waren bereits diverse Angeklagte in dem Fall im Bezirksgefängnis in Atlanta erschienen, wo ihre Personalien aufgenommen und Polizeibilder gemacht wurden, darunter auch Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani.  © afp
John Eastman: Polizeifoto (Mugshot)
Trumps früherer Anwalt John Eastman gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem versuchten Wahlbetrug, für ihn war eine Kautionssumme von 100.000 Dollar festgesetzt worden. „Meine Anwälte und ich werden jeden einzelnen Aspekt dieser Anklage energisch bekämpfen“, hieß es in einer Mitteilung von Eastman. © afp
Mark Meadows: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Mark Meadows muss sich in Georgia vor Gericht verantworten. Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus werden zwei Anklagen vorgeworfen: Verstoß gegen die Gesetze in Georgia gegen illegale Kriminalität und Aufforderung zur Verletzung des Eides durch einen Beamten. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Sidney Powell: Polizeifoto (Mugshot)
Sidney Powell trat zusammen mit Rudy Giuliani am 18. November 2020 als Teil des Anwaltsteams auf, das gegen die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vorgehen und Trumps Wiederwahl sichern sollte. Ihr werden sieben Anklagepunkte zur Last gelegt. Legendär wurde ihr Spruch, in Anspielung auf eine Figur im Film „Kampf der Titanen“ sie werde die Riesenkrake („release the Kraken”) freisetzen. © Fulton County Sheriff'S Office/Imago
Jenna Ellis: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Jenna Ellis gehört zu Trumps Anwältinnen. Berichten zufolge hat sie mindestens zwei juristische Memos an Trump geschrieben, in denen sie den damaligen Vize Mike Pence dazu aufforderte, die Bestätigung von Bidens Sieg durch den Kongress am 6. Januar zu verhindern. Ellis wurde in zwei Punkten angeklagt. © Fulton County Sheriff/Imago
Kenneth Chesebro: Polizeifoto (Mugshot)
Kenneth Chesebro ist ebenfalls einer von Trumps Anwälten. Er wurde in sieben Punkten angeklagt. Besonders heikel ist dabei ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Es wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen. © afp
Ray Smnith: Polizeifoto (Mugshot)
Als Anwalt für Trump nahm Ray Smith in Georgia an einer Anhörung im Senat von Georgia teil, bei der er laut Anklage fälschlicherweise behauptete, dass es bei den Wahlen des Bundesstaates zu weitverbreitetem Wahlbetrug und Wahlunregelmäßigkeiten gekommen sei. Er ist in zwölf Punkten angeklagt. © afp
David Shafer: Polizeifoto (Mugshot)
David Shafer ist der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia. Zuvor hatte er im Senat des Bundesstaates gesessen. Ihm werden acht Straftaten vorgeworfen. © afp
Harrison Floyd: Polizeifoto (Mugshot)
Harrison Floyd wird vorgeworfen, die Wahlhelferin Ruby Freeman unter Druck gesetzt und bedroht zu haben. Dem ehemaligen Chef der „Black Voices for Trump“ wurde unter anderem wegen Beeinflussung von Zeugen angeklagt. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Cathleen Latham: Polizeifoto (Mugshot)
Cathleen Latham erklärte sich bereit, in Georgia als Wahlfrau im „Electoral College“ zu fungieren, das alle vier Jahre den Präsidenten und den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Sie ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem Verschwörung zum Betrug am Staat. © afp
Scott Graham Hall: Polizeifoto (Mugshot)
Scott Graham Hall ist in sieben Punkten angeklagt, darunter Verschwörung zum Wahlbetrug. Der Trump-Fan stammt aus der Gegend von Atlanta. © Fulton County Sheriff's Office/Imago

Vorbild Donald Trump: Jetzt wollen alle ein Verbrecherfoto

Wie nun das Magazin Vice berichtet, hat Kremer in der Nacht auf Freitag ein Verbrecherfoto von sich selbst in den sozialen Medien veröffentlicht. Die mehr schlecht als rechte Bildmontage zeigte Kremer vor dem Scheriff-Logo aus Fulton County, mit starrem Blick gerade aus und ohne ein Lächeln. Inspiriert wurde Kremer zu ihrem Photoshop-Experiment offenbar von David Shafer, der seinen Mugshot ebenfalls auf Twitter veröffentlichte.

Zu ihrem Tweet schrieb Kremer: „Ich stehe an der Seite meiner Kollegen, die für die Integrität der Wahlen kämpfen.“ Auf die Frage, ob sie denn auch angeklagt sei, musste sie aber eingestehen: „Bin ich nicht .... im Moment noch nicht, aber ich stehe zu ihnen! Sie werden uns alle holen, irgendwann.“ (Daniel Dillmann)

Rubriklistenbild: © JOE RAEDLE/AFP

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