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Trump-Verfahren in New York: Wie stehen die Chancen der Anklage?
VonChristian Stör
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Die Verlesung der Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in New York wird zum Spektakel. Wie aber geht es jetzt weiter?
New York - Donald Trump hat wieder mal Geschichte geschrieben. Der 76-Jährige ist der erste ehemalige Präsident in der Geschichte der USA, der sich in einem Strafverfahren verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft legt ihm in der Anklageschrift die Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen zur Last. Er habe damit schädliche Informationen und rechtswidrige Handlungen vor und nach der Präsidentschaftswahl 2016 verbergen wollen. Im Zentrum der Vorwürfe steht die Zahlung von Schweigegeld an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels und das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal.
Trump und andere hätten systematisch versucht, negative Informationen über ihn zu identifizieren, mit Geld zu unterdrücken und so seine Chancen bei der US-Wahl 2016 zu erhöhen. Trump habe große Anstrengungen unternommen, um all das zu verbergen, indem er Dutzende falsche Einträge in Geschäftsunterlagen vorgenommen habe. Unter den kriminellen Handlungen, die er zu verdecken versucht habe, seien auch Versuche, gegen Wahlgesetze zu verstoßen. Nach den New Yorker Gesetzen sei es unter Strafe gestellt, ein Komplott zu schmieden, um einen Kandidaten bei einer Wahl mit unrechtmäßigen Mitteln voranzubringen.
Wie stehen die Chancen der Anklage im Fall Donald Trump?
Obwohl die Vorwürfe gegen Trump massiv sind, ist noch völlig offen, ob es auch zu einer Verurteilung kommen wird. Fachleuten zufolge hat die New Yorker Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen noch nie mit einem Verstoß gegen das Wahlgesetz verbunden, der eine Präsidentschaftswahl oder einen Wahlkampf auf Bundesebene betrifft. Da dies Neuland ist, könnte es sein, dass das Gericht den Fall komplett verwirft oder zumindest die Schwere der Anklage von einem Verbrechen („Felony“) zu einem Vergehen („Misdemeanor“) reduziert. Derzeit droht Trump eine Höchststrafe von vier Jahren pro Anklagepunkt, theoretisch könnte er also zu 136 Jahren Gefängnis verurteilt werden.
Zudem steht die Staatsanwaltschaft auch vor anderen Fragen, die geklärt werden müssen. „War es wirklich Trumps Absicht zu betrügen oder hat er sich auf schlechte Rechtsberatung verlassen?“, sagte Lance Fletcher dem TV-Sender ABC. Der frühere stellvertretende Bezirksstaatsanwalt von Manhattan fuhr fort: „Wenn das Geld von seinem persönlichen Konto kam, wurde es dann verwendet, um ein persönliches Problem zu lösen?“ Immerhin scheinen laut Fletcher der angebliche Einsatz von Briefkastenfirmen und Aufzeichnungen von Gesprächen zwischen Trump und seinem ehemaligen Anwalt Michael Cohen zu zeigen, dass Trump sich bewusst war, „unangemessene“ Zahlungen getätigt zu haben.
Anklage gegen Donald Trump: Wie es weitergeht
Das weitere Prozedere nach der Anklageverlesung wird sich lange hinziehen. Vor einem Prozess gibt es zunächst eine Reihe von Anhörungen und die Möglichkeit, verschiedene Anträge zu stellen. Trumps Anwälte könnten hier versuchen, die Vorgänge zu verzögern und einen Prozess noch zum Platzen zu bringen. Trump selbst soll erst am 4. Dezember wieder vor Gericht erscheinen.
Die Staatsanwaltschaft schlug als Starttermin für einen möglichen Prozess gegen Trump Januar 2024 vor, die Verteidigung machte sich für einen späteren Zeitpunkt stark - im späten Frühling 2024. Der Richter sagte, es sei vernünftig, so schnell wie möglich vorzugehen. Im November 2024 steht in den USA die nächste Präsidentenwahl an. Die parteiinternen Vorwahlen beginnen voraussichtlich im Februar 2024.
Donald Trumps Skandale, Fehltritte und Eklats in der Übersicht
Vor Gericht plädierte Trump auf „nicht schuldig“. Anschließend verließ er wortlos das Gericht. Einen Kommentar gab er erst wieder am Abend ab, als er in seinem Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida vor einem handverlesenen Publikum seine erste öffentliche Ansprache nach der Anklageverlesung hielt. Die Anklage gegen ihn sei eine „massive Wahlbeeinflussung in einem Ausmaß, wie es unser Land noch nie gesehen hat“, so Trump. Er bewirbt sich als Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 und stellt die Strafverfolgung gegen ihn als politisch motivierten Versuch dar, ihn für die Wahl auszuschalten. Die Anklageschrift bezeichnete er als lächerlich, den zuständigen Bezirkstaatsanwalt Alvin Bragg nannte er einen Versager.
Trump hatte schon vor mehreren Monaten angekündigt, er wolle bei der Wahl erneut antreten. Ein Prozess und eine potenzielle Verurteilung in dem New Yorker Fall könnten Trumps Pläne für eine erneute Präsidentschaftskandidatur allenfalls in politischer Sicht beeinträchtigen. Rein rechtlich dagegen dürfte Trump theoretisch auch als verurteilter Straftäter bei der Wahl antreten. Allerdings dürfte das Strafverfahren in Manhattan nicht das letzte sein. Die rechtliche Lawine, die auf den Trump zurollt, könnte seinen Wahlkampf begraben. (cs/dpa)