Harris verliert klar

„Mit den Nerven am Ende“: Nach Trump-Sieg droht in Deutschland gleiche Entwicklung

  • Jana Stäbener
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Donald Trump gewinnt die US-Wahl 2024 gegen Kamala Harris. Zwei Experten erklären, wie das passieren konnte und was es für die Bundestagswahl bei uns bedeuten könnte.

Donald Trump hat sich zum Sieger der US-Präsidentschaftswahl erklärt. Am Morgen des 6. Novembers (MEZ) steht fest: Der Republikaner hat nach Erhebungen und Prognosen die Swing States North Carolina, Georgia und Pennsylvania gewonnen. Die Fernsehsender CNN, NBC und Fox News riefen Trump anschließend zum Gewinner der US-Wahl aus.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Karrin Vasby Anderson von der Colorado State University ist nach dieser Wahlnacht und diesem US-Wahlergebnis „mit den Nerven am Ende“, wie sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA sagt. „Wir haben in den USA ein Frauenfeindlichkeitsproblem. Und ein Rassismusproblem. Und ein Faschismusproblem.“

US-Wahl: „Das haben wir mit dem Rest der Welt gemeinsam“

Es sei „bemerkenswert, dass in mehreren Staaten, in denen es Abstimmungen zu Abtreibungen gegeben hat, dieselben Wähler und Wählerinnen, die für das Abtreibungsrecht gestimmt haben, auch für Trump gestimmt haben“, sagt die Expertin. Vielleicht hat Kamala Harris also den Fehler gemacht, auf solche links-liberalen Themen wie Abtreibung zu setzen und sich zu wenig darauf zu fokussieren, warum Menschen sich trotz all dessen verbaler Auffälligkeiten nach Politikern wie Trump sehnen.

Das sieht man auch am US-Wahlergebnis in New York. Dort konnte Harris zwar den erwarteten Sieg bei der US-Wahl 2024 holen, das Rennen war aber allem Anschein nach so knapp wie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Die US-Wahlergebnisse zeigen, dass ein autoritärer Führungsstil einen erheblichen Teil unserer Bevölkerung anspricht – Frauen und Männer“, sagt Vasby Anderson BuzzFeed News Deutschland. „Und das haben wir mit dem Rest der Welt gemeinsam.“

Kamala Harris und Olaf Scholz könnten etwas gemeinsam haben. (Archivbilder)

US-Wahl-Ergebnisse zeigen „Fehler, den wir auch in Deutschland machen“

„Trump ist nur ein Symptom des massiven Vertrauensverlustes in demokratische Institutionen“, sagt der US-Experte Julian Müller-Kaler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) BuzzFeed News Deutschland. „Dass Trump jetzt der mächtigste Mann der Welt wird, zeigt mehr als deutlich, dass es nicht reicht, ihn als Gefahr für die Demokratie darzustellen. Das ist ein potenzieller Fehler, den wir auch in Deutschland machen“, sagt er.

In Deutschland gewann im September der AfD die Thüringen-Wahl – mit Björn Höcke an der Spitze, der laut einem Experten einiges mit Trump gemeinsam hat. Bei der Bundestagswahl 2025 könnten Parteien wie die SPD mit Olaf Scholz oder die Grünen mit Robert Habeck, ähnlich wie die Demokraten in den USA, unterschätzen, wie unzufrieden die Menschen sind. Und damit auch die Sehnsucht nach vermeintlich einfachen Lösungen von Populisten. Das Ampel-Aus ist vielleicht ein Symptom dieser Erkenntnis.

Die „Brot- und Butter-Themen“, wie sie Müller-Kaler nennt, also Arbeit, Wohlstand und Gesundheit, seien der Grund, weshalb Menschen Populisten wählen, das würden die US-Wahlergebnisse zeigen. „Diese Kritik am System muss man ernst nehmen. Demokratische Parteien dürfen nicht nur auf die Angst vor Populisten wie Trump setzen. Das kann man 1:1 auf Deutschland und die AfD übertragen.“

Rubriklistenbild: © Evan Vucci/dpa, Carsten Knoll/dpa