Hochburgen
Europawahl in Hessen: AfD knackt sogar 30-Prozent-Marke, SPD und Grüne verlieren Hochburgen
VonFlorian Dörrschließen
Die politische Landkarte Hessens ist nach der Europawahl 2024 weitgehend schwarz. Doch SPD, Grüne und AfD wurden in einigen Kommunen stärkte Kraft.
Wiesbaden – Die CDU hat bei der Europawahl 2024 in Hessen erneut die meisten Stimmen geholt. Am Sonntagabend kam die Union laut vorläufigem amtlichen Endergebnis auf 30,0 Prozent der Stimmen. Das waren noch einmal 4,2 Prozentpunkte mehr als bei der vergangenen Abstimmung 2019.
Anders als im Bundesschnitt schaffte es die SPD mit 16,4 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz vor der AfD, die 3,7 Prozentpunkte hinzugewann und bei 13,6 Prozent landete. Die Grünen verbuchten schmerzhafte Verluste in Höhe von 10,5 Prozentpunkten und landeten mit 12,9 Prozent nur auf Rang vier, nachdem sie 2019 noch zweitstärkste Kraft bei der Europawahl in Hessen waren. Die FDP konnte ihr Ergebnis bei minus 0,1 Prozentpunkten ungefähr halten und kam auf 6,3 Prozent. Die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht erreichte aus dem Stand auf 4,4 Prozent in Hessen.
Kuriosum Cornberg: CDU bei Europawahl nur auf Rang drei
Allerdings: Naturgemäß wiesen die Ergebnisse der Europawahl 2024 in den insgesamt 421 Städte und Gemeinden durchaus Unterschiede auf. Während weite Teile der politischen Landkarte Hessens am Wahlabend schwarz waren und einen Sieg der CDU anzeigten, gab es in verschiedenen Regionen des Landes auch andere Hochburgen.
So etwa in Cornberg im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Hier, in einer der kleinsten Gemeinden Hessens, sammelte die AfD mehr Stimmen als jede andere Partei. 30,4 Prozent waren es am Ende, die zweitplatzierte SPD kam auf 23,5 Prozentpunkte, während die CDU nur auf dem dritten Rang landete mit 23,2 Prozent. Hessens Europaminister Manfred Pentz (CDU) versuchte den Erfolg der AfD auch in Hessen zu erklären: „Wieso haben die Leute eigentlich die Rechten gewählt?“ Vermutlich hätten es die meisten getan, „weil sie sich wünschen, dass Europa eine klarere und bessere Migrationspolitik macht.“
Grüne nach Europawahl in Hessen nur noch in Darmstadt und Marburg stärkste Kraft
Die Grünen sind derweil der große Verlierer der Europawahl 2024, so auch in Hessen, allerdings konnten sie immerhin noch in zwei Städten die meisten Stimmen einsammeln. In Darmstadt reichte es für 23 Prozent, in Marburg immerhin auf 22,4 Prozent. Auch hier brachte das vorläufige amtliche Endergebnis allerdings deutliche Einbußen: In Darmstadt verloren die Grünen 10,4 Prozent der Stimmen, in Marburg waren es sogar 11,4 Prozentpunkte.
Und die SPD? Die wurde bei der Europawahl 2024 erneut in einigen Kommunen in Nordhessen stärkste Kraft. Allerdings: Während bei der vergangenen Wahl vor fünf Jahren noch weite Teile der Hessenkarte nordöstlich von Marburg rot eingefärbt waren, reichte es dieses Mal nur für den Sieg in Söhrewald und Baunatal im Kreis Kassel sowie in Edermünde und Morschen im Schwalm-Eder-Kreis. Die Marke von 30 Prozent der Stimmen wurde dabei lediglich in Söhrewald um 0,3 Prozentpunkte übertroffen.
Hessenweit hatten rund 4,85 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben können, um über die künftige Sitzverteilung im EU-Parlament zu entscheiden. Unter den Wahlberechtigten waren etwa 100 000 Jugendliche im Alter von 16 oder 17 Jahren gewesen. Diese Altersgruppe durfte in Hessen erstmals landesweit an einer Wahl teilnehmen. Auf dem Stimmzettel standen 34 Parteien und sonstige politische Vereinigungen.
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