Europawahl 2024
Anders als bei anderen Wahlen: Kurioses Detail an Wahlkabinen in Hessen fiel kaum einem auf
VonFlorian Dörrschließen
Der Stimmzettel bei der Europawahl 2024 war in Hessen deutlich länger als bei anderen Wahlen. Das bedeutete letztlich Mehrarbeit beim Aufbau der Wahlkabinen.
Wiesbaden – Hessen hat gewählt: Rund 4,85 Millionen Menschen waren auch hier am Sonntag (9. Juni) aufgerufen zur Europawahl 2024. Die Wahlbeteiligung lag letztlich mit 63,1 Prozent etwas höher als vor fünf Jahren. Viele der Wähler hatte es vor Ort in die Wahllokale gezogen – wo die Verantwortlichen beim Aufbau der Kabinen dieses Mal etwas mehr zu tun hatten.
Denn anders als zuletzt etwa bei Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen waren die Stimmzettel zur Europawahl 2024 in Hessen besonders lang. Insgesamt 34 Parteien und sonstige politische Vereinigungen waren auf einem knappen Meter Papier aufgelistet. Ein Hintergrund: Deutschland kennt bei der Europawahl keine Sperrklausel. Sobald eine Partei rund einen Prozentpunkt bekommt, kann sie mit einem Sitz im Parlament rechnen. Gegenüber dem mdr erklärte der Politikwissenschaftler Philipp Thomeczek von der Universität Potsdam den Zusammenhang: „Das bedeutet natürlich auch, dass noch viel mehr Parteien sich größere Chancen ausrechnen, dass sie da was erreichen können.“
Tischdecke oder Papiereinschläge in Hessen, um das Wahlgeheimnis zu wahren
Und das bedeutete letztlich auch einen gewissen Mehraufwand für die Verantwortlichen vor Ort: Denn in den Wahlkabinen in Hessen mussten nicht nur Stifte platziert und Sichtschutz-Vorrichtungen auf die Tische gesetzt werden. Auch lange Tischdecken oder Papiereinschläge rund um die Tischbeine wurden angebracht.
Europawahl 2024 in Hessen: Lange Stimmzettel machten Zusatz-Sichtschutz nötig
Wie beide Punkte zusammenhängen? Mit dem Sichtschutz unter dem Tisch sollte sichergestellt werden, dass das Wahlgeheimnis trotz der langen Stimmzettel zur Europawahl 2024 in Hessen gewahrt bleibt. Denn würde die ausgeklappte Liste mit einer Seite vom Tisch nach unten hängen, könnten Außenstehende beim Anblick daraus schlussfolgern, in welchem Bereich die Wähler ihr Kreuzchen gemacht haben. Eine eher theoretisch erscheinende Sorge? Vielleicht. Doch: „Das Wahlgeheimnis verpflichtet den Staat, Vorkehrungen zum Schutze der geheimen Stimmabgabe zu treffen“, heißt es bei der Bundeswahlleiterin. In Hessen war das am Sonntag entsprechend gleichbedeutend mit einem Sichtschutz an der Wahlkabine auch unter der Tischplatte.
Bei anderen Wahlen – etwa wenn die Hessen aufgerufen sind, einen neuen Landtag zu wählen – ist das in aller Regel nicht nötig. Schließlich sind die Stimmzettel deutlich kürzer und hängen beim Ankreuzen eher nicht mit einer Seite vom Tisch tief nach unten.
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