In China getestet

450 km/h schnell: Neuer Superzug könnte in unter 2 Stunden von Hamburg nach München fahren

  • Martina Lippl
    VonMartina Lippl
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Es klingt atemberaubend: Ein neues Zug-Modell kann Tempo 450 erreichen. Reisezeiten verkürzen sich damit deutlich – um Stunden.

München – Extrem schnell mit dem Zug ans Ziel kommen – davon träumen viel Reisende. In Deutschland machte die Deutsche Bahn jüngst häufig mit Problemen auf sich aufmerksam: Vor allem Streiks sorgten immer wieder für unpünktliche Züge oder Ausfälle. Mit einer Geschwindigkeit von 450 km/h ist indes ein neuer Hochgeschwindigkeitszug in China unterwegs. Noch ist es ein Prototyp, doch 2024 sollen Produktion und Tests abgeschlossen sein. Schon nächstes Jahr soll der Zug mit gedrosselten 400 km/h in Betrieb gehen. Ein Meilenstein. Die Strecke zwischen München und Hamburg wäre damit in etwa zwei Stunden zu schaffen.

High Speed mit Tempo 450: China will den neuen Hochgeschwindigkeitszug CR450 2025 auf die Schiene bringen. Dabei sind die schnellsten Züge in China jetzt schon mit 350 km/h unterwegs.

450 km/h schnell: Neuer Superzug könnte in unter 2 Stunden von Hamburg nach München fahren

Der neue Wunderzug heißt CR450, berichtet die South China Morning Post unter Berufung auf die China State Railway Group. Vor drei Jahren ist das technologische Innovationsprojekt in Peking gestartet. Nun verkündete Chinas staatlicher Eisenbahnkonzern den Durchbruch auf seiner jährlichen Konferenz: Auf der Strecke zwischen Peking und Shanghai – einer der meist befahrenen Strecken Chinas – verkürzt sich die Reisezeit von vier Stunden auf zweieinhalb Stunden. Dabei können die aktuellen Hochgeschwindigkeitszüge schon Geschwindigkeiten von bis zu 350 km/h erreichen.

Der CR450 EMU wurde schon als der „schnellste Zug der Welt“ gefeiert. Bei einer Testfahrt habe der Zug auf einer Brücke über die Meizhou-Bucht, laut China Railway, einen Geschwindigkeitsrekord von 453 km/h aufgestellt. Das Hochgeschwindigkeits-Netz in China soll in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden. Bis Ende 2023 umfasste Chinas gesamtes Schienennetz 159.000 Kilometer, darunter 45.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsnetz.

ICE 3 ist der schnellste Zug der Deutschen Bahn

Zum Vergleich: Der ICE 3 ist der schnellste Zug der Deutschen Bahn. In Deutschland sind die Züge mit bis zu 300 km/h auf einigen Strecken unterwegs. Es hapert allerdings an der Infrastruktur. Schnelle Bahntrassen fehlen. Immer wieder muss ein ICE sein Tempo drosseln. Dadurch sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit und die Reisezeit steigt. Jeder Stopp kostet Zeit.

Wäre der ICE 3 in einem fiktiven ausgebauten Bahnnetz auf der Strecke München – Hamburg unterwegs, würde sich mit der höheren Geschwindigkeit auch die Reisezeit deutlich verkürzen. Bei einem fiktiven Tempo von 400 wären die etwa 612 Kilometer ohne Stopp wohl unter zwei Stunden zu schaffen.

Die zehn schönsten Zug-Strecken Deutschlands

Die Höllentalbahn überquert das Ravennaviadukt im Höllental bei Hinterzarten im Schwarzwald Baden.
Die Höllentalbahn von Freiburg nach Donaueschingen ist die steilste Hauptbahn Deutschlands. Auf einer Strecke von 76 Kilometern mitten durch den Schwarzwald erreicht sie etwa 600 Meter. Dabei geht es durch insgesamt 15 Tunnel und fünf Viadukte. Beeindruckend sind jedoch vor allem die sehenswerten Stopps auf dem Weg. Empfehlenswert sind neben dem Hirschsprung, Hinterzarten auch Neustadt, Rötenbach und Löfflingen.  © imagebroker/Imago
Der Königsee im Winter ist zu sehen.
Die Strecke von Bad Reichenhall nach Berchtesgaden ist nur etwa 20 Kilometer lang. Auf der Fahrt gibt es allerdings ein beeindruckendes Alpenpanorama zu bestaunen. Ist man einmal in der Gegend, lohnt es sich den nahegelegenen Königsee zu bestaunen.  © imagebroker/Imago
Weinberge bei Trittenheim leuchten in der Abendsonne, im Hintergrund die Mosel. Der Weinanbau spielt in Rheinland-Pfalz eine große Rolle, in dem Bundesland liegen die größten Weinanbaugebiete Deutschlands.
Die 112 Kilometer lange Strecke von Koblenz nach Trier zieht sich durch malerische Landschaften. Die Bahn-Route führt zudem über das längste Hangviadukt Deutschlands. Auf der zweistündigen Fahrt durch Weinberge und an der Mosel entlang, bleibt ausreichend Zeit für das ein oder andere Glas Wein.  © imago
Schwarzwaldbahn
Die Schwarzwald-Bahn von Offenburg nach Singen feiert in diesem Jahr bereits ihren 150. Geburtstag. Auf der Fahrt quer durch den Schwarzwald gelangen Reisende durch 39 Tunnel und überwinden dabei rund 650 Höhenmeter. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie Wasserfälle und Festungsruinen locken Touristen an.  © Philipp von Ditfurth/dpa
Blick auf den Bodensee mit Alpenpanorama.
Das klare Wasser des Bodensees lockt nicht nur im Sommer. Auch im Herbst und Winter hat die Strecke von Lindau-Reutin nach Lindau-Insel viel zu bieten. So führt die Fahrt zunächst durch die schöne Berglandschaft, bevor Reisende dann mit einem Ausblick auf den Bodensee belohnt werden.  © Zoonar/Imago
Ankunft des Autozugs auf der Insel Sylt.
Hamburg und Schleswig-Holstein lassen sich auf dem Bahndamm nach Sylt erkunden. Die Regional-Express-Züge fahren von der Metropole Hamburg direkt nach Sylt. Schon seit 1927 verbindet der Bahndamm das Festland mit der Insel. Heute können Reisende während der fahrt durch das Watt vorbei fliegende Möwen und das glitzernde Wasser beobachten.  © Zoonar/Imago
Es sind Formationen des Elbsanstein-Gebirges zu sehen.
Nur 45 Minuten dauert die Fahrt von Sachsens Hauptstadt Dresden zum Kurort Bad Schandau. Der Weg durch das Elbsand-Steingebirge belohnt mit einer spektakulären Landschaft vorbei an Felsformationen und grünen Baumbeständen sowie dem bekanntesten Fotomotiv der Gegend, der Basteibrücke vorbei.  © Panthermedia/Imago
Blick von der Marienkirche auf die Altstadt mit der St. Nikolaikirche in Stralsund.
Die Fahrten von Wittenberg nach Stralsund zählt zu den längsten Strecken, die man ohne Umsteigen machen kann. Auf über 300 Kilometern und in etwa 4,5 Stunden erreicht der Zug die Küste und damit auch den Ort Stralsund, der hier zu sehen ist. Highlight für Reisende: Von Stralsund ist es nicht mehr weit zur Insel Rügen.  © imagebroker/Imago
Ortsansicht mit Watzmann, Berchtesgaden.
Von Freilassing nach Berchtesgaden geht es mitten durch einen Nationalpark. Auf der knapp 15 Kilometer langen Strecke zieht ein Alpenpanorama nach dem anderen vorbei.  © Imagebroker/Imago
Füssen am Lech im Allgaäu in Bayern.
Auch die Strecke von München nach Füssen ist mit schönen Aussichten auf Berge und Seen zu empfehlen. Die Fahrt ist eine der landschaftlich schönsten in Bayern. Auf der sogenannten König-Ludwig-Bahn fahren Regionalzüge von München und Augsburg nach Füssen ins Allgäu. © Peter Widmann/Imago

Die schnellste ICE-Verbindung auf der Strecke München – Hamburg gibt die Deutsche Bahn aktuell mit 5 Stunden und 55 Minuten planmäßiger Reisezeit an. Vier Zwischenhalte sind dabei vorgesehen. Am längsten braucht man auf der Strecke im ICE, der laut Plan 10 Stunden und 13 Minuten unterwegs ist und ganze 18 Stationen zwischen München und Hamburg ansteuert (Quelle: bahn.de; Stand: 5. Februar 2024).

Bei den 37 Verbindungen pro Tag ist die Reisezeit also recht unterschiedlich, wie die Beispiele zeigen. Dabei sorgen die Anzahl der Zwischenhalte und Umstiege ebenso für Unterschiede wie auch das jeweilige Zugmodell mit seiner Höchstgeschwindigkeit. Zudem kann je nach Streckenführung unterschiedlich schnell gefahren werden.

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ICE-Reisezeiten: Kaum Tempo auf vielen Strecken in Deutschland

In Deutschland existiert nach wie vor kein landesweites Hochgeschwindigkeitsnetz für Schnellzüge, bemängelte Allianz pro Schiene im Juni 2023. Die Zahl der Strecken, auf denen Züge mehr als 200 km/h fahren dürften, lassen sich an den Fingern abzählen, kritisiert das Bündnis.

Die Deutsche Bahn legte im Sommer 2023 eine Studie zum Ausbau des Hochgeschwindigkeitsverkehrs (HGV) in Europa vor. In der Version mit dem Titel „Metropolitan Network“ müssten insgesamt 21.000 Kilometer Schienennetz europaweit neu- und ausgebaut werden. „Die für den HGV ausgelegten Strecken würden sich von heute (Eurostat 2019) rund 11.300 Kilometern bis 2050 auf 32.000 Kilometer knapp verdreifachen. Das Netz soll Geschwindigkeiten von 300 km/h ermöglichen“, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Bahn zum Ausbau des Hochgeschwindigkeitsverkehrs (HGV) in Europa.

In Deutschland würde demnach der Streckenausbau auf 6.000 Kilometer anwachsen, wenn der Streckenausbau einschließlich der bereits im Bau befindlichen und geplanten Trassen erfolgen würde.

Bahn muss wohl mit weniger Geld klarkommen

Durch das Chaos im Bundeshaushalt 2024 gibt es auch bei der Bahn weniger Geld als geplant. Wo der Konzern sparen muss, ist zunächst noch unklar. Vermutlich verschieben sich viele Projekte zeitlich nach hinten.

Auf dem Schienennetz der Deutschen Bahn könnte neben dem ICE bald ein weiterer Hochgeschwindigkeitszug zugegen sein: Die italienische Bahn möchte den Frecciarossa schon bald durch die Alpen auch bis nach Deutschland schicken. Auch eine Komfort-Offensive ist geplant. (ml)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Liang Zidong