Partygäste in Sylt grölen zur Melodie des Songs „L’amour toujours“ ausländerfeindliche Parolen. In Berlin zeigen junge Menschen, dass es auch anders geht.

Das Video stieß quer durch Deutschland auf Empörung: Eine Gruppe grölt auf Sylt rassistische Parolen zum Party-Hit „L’amour toujours“ von Gigi D‘Agostino. Den Verantwortlichen von Sylt könnte laut einem Anwalt ein Eintrag ins Führungszeugnis drohen.

Eine Gegenreaktion aus Berlin verbreitet sich seit Sonntag (26. Mai) zunächst auf TikTok und dann auf Instagram. Das Video wurde vermutlich nachts auf der Admiralbrücke in Kreuzberg aufgenommen. Zur selben Melodie singen junge Menschen einen alles andere als fremdenfeindlichen Text.

Nach dem Sylt-Video: Berliner singen „Nazis raus“ statt „Ausländer raus“

Aus „Ausländer raus – Deutschland den Deutschen“ macht die tanzende Gruppe „Nazis raus – Deutschland ist multi“. „Multi“ ist die Abkürzung für multikulturell. Das Zeichen, das die jungen Menschen in Berlin mit ihrer Aktion setzen wollen, ist klar: Alle sind willkommen, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus sind ein No-Go.

„Berlin zeigt es uns: Deutschland ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Hier lebt Vielfalt auf engstem Raum und bringt frischen Wind in jede Ecke“, heißt es in der Video-Beschreibung. Das Video aus Sylt hinterließ den Eindruck, junge Menschen befürworten die AfD. Die Bilder aus Berlin stehen dem entgegen.

Auch Song-Urheber Gigi D‘Agostino könnte diese Reaktion gefallen. Der DJ stellte klar, dass sich sein mehr als 20 Jahre alter Song ausschließlich um Liebe drehe. „In meinem Lied ‚L‘amour toujours‘ geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet“, teilte D‘Agostino mit. Zentral sei zudem die Freude über die Schönheit des Zusammenseins.

Missbrauch des Songs „L‘amour toujours“ auf Sylt war kein Einzelfall

Die rassistischen Parolen junger Partygäste auf Sylt alarmieren die Politik und schüren Ängste vor einem Rechtsruck bis hinein in die gesellschaftlichen Eliten. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte: „Wer so rumpöbelt, ausgrenzt und faschistische Parolen schreit, greift an, was unser Land zusammenhält.“ Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief zu Zivilcourage in solchen Situationen auf. 

Bei BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA ordnete Robert Lüdecke von der Amadeu-Antonio-Stiftung das Sylt-Video ein. „Mit solchen Trends wird Volksverhetzung als Spaß oder harmlose Provokation abgetan“, sagte er. Der Missbrauch des Lieds „L‘amour toujours“ auf Sylt ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden – etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. (Mit Material der dpa)

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