Geldanlage

EZB senkt Zinsen: Was Sie jetzt unbedingt tun sollten

  • VonTimo Halbe
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Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen gesenkt. Und das wirkt sich auch auf Ihr Geld aus. Vor allem eine Sache sollten Sie jetzt angehen. Der Geldratgeber Finanztip verrät, welche das ist.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins gesenkt – das erste Mal nachdem es rund zwei Jahre bergauf ging. Aber was heißt das genau und was sollten Sie jetzt tun? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt Ihnen Finanztip.

Was ist der Leitzins eigentlich?

Mit dem Leitzins bestimmt die EZB die Zinsentwicklung in der Eurozone. Dabei geht es eigentlich um drei verschiedene Zinssätze, für Sie wichtig sind aber nur zwei. Als Leitzins kennen Sie den Zinssatz, zu dem sich Banken über eine Woche Geld bei der EZB leihen können. Dieser „Wochentender“ ist der wichtigste Leitzinssatz und beeinflusst z. B. wie viel Zinsen Sie für einen Baukredit zahlen müssen.

Der andere für Sie wichtige Zins ist der Einlagenzins. Er bestimmt, wie viel Zinsen Banken bekommen, wenn sie über Nacht Geld bei der EZB „parken“. Diesen Zins spüren Sie ebenfalls: Er wirkt sich auf die Höhe Ihrer Tagesgeld-Zinsen aus.

Wie stark hat die EZB den Leitzins gesenkt?

Um 25 Basispunkte – heißt alle Zinssätze sinken um 0,25 Prozent. Der Wochentender, also der Zins, zu dem sich Banken über eine Woche Geld bei der EZB leihen können, liegt jetzt bei 4,25 Prozent. Der Einlagezins liegt jetzt bei 3,75 Prozent. Damit fällt er unter die Marke von 4 Prozent.

Müssen Sie jetzt aktiv werden?

Ja, vor allem wenn Festgeld für Sie infrage kommt. Die Banken haben die sinkenden Leitzinsen oft schon eingepreist und die Festgeld-Zinsen über die letzten Wochen bereits leicht gesenkt. Das wird höchstwahrscheinlich so weitergehen.

Die EZB hat die Zinsen gesenkt – das hat Konsequenzen für die Sparer.

Denn die Banken reichen den sinkenden Zins an Sie weiter. Mit Festgeld sichern Sie sich gegen weiter sinkende Zinsen ab. Denn der Zinssatz, zu dem Sie abschließen, ist fest. Wie schnell und wie weit die Zinsen tatsächlich noch fallen, kann aber niemand mit Sicherheit voraussagen. Wenn Sie sowieso Festgeld anlegen wollen, machen Sie das möglichst bald und sichern sich einen möglichst hohen Zins.

Beim Tagesgeld werden Sie die sinkenden Zinsen ebenfalls merken. Achten Sie deshalb darauf, ob sich ein Wechsel lohnt, weil Ihre Bank die Zinsen z. B. stärker senkt als die Konkurrenz. Und stellen Sie sich darauf ein, dass die Zeit der steigenden Tagesgeldzinsen zumindest vorerst vorbei ist.

Wie viel macht die Zinssenkung aus?

Fangen wir mit dem Festgeld an: Bei unseren Finanztip-Empfehlungen konnten Sie vor der Zinssenkung z. B. 3,75 Prozent p. a. über drei Jahre bekommen. Macht bei 10.000 Euro am Ende 1.125 Euro an Zinsen. Sinken die Zinsen weiter und sind es künftig z. B. nur noch 3,5 Prozent p. a., bekommen Sie nur noch 1.050 Euro an Zinsen ausbezahlt. Das wären 75 Euro weniger über drei Jahre.

Beim Tagesgeld wirkt sich der niedrigere Leitzins ebenfalls aus: Bei 3,75 Prozent p. a. bekommen Sie hier für 10.000 Euro über sechs Monate 188 Euro Zinsen. Bei 3,50 Prozent p. a. sind es nur noch 176 Euro.

Falls Sie in einen Geldmarkt-ETF investiert haben, werden Sie die Zinssenkungen auch dort merken – und zwar wahrscheinlich ziemlich genau in Form von 0,25 Prozent weniger. Denn Geldmarkt-ETFs bilden z. B. die Euro Short-Term Rate ab. Dieser Zins gibt den durchschnittlichen Zins am europäischen Geldmarkt an, quasi als bankeninterner Tagesgeldzins. Und auch der orientiert sich natürlich am Leitzins.

Was heißt das für Immobilienkredite?

Erstmal ändert sich nicht viel. Denn in Deutschland werden Immobilien eher langfristig finanziert. Deshalb ist es hier wichtiger, welche Zinsen die Banken langfristig erwarten. Die aktuelle Zinssenkung haben viele Banken bereits erwartet und deshalb schon eingepreist. Für Sie ist also wichtiger, mit welchem Zinsniveau die Banken für die nächsten 10 bis 15 Jahre planen. Eine einzelne Zinsänderung durch die EZB ändert da erstmal wenig.

Baukredite für 10 Jahre kosten Sie derzeit knapp 4 Prozent Zinsen pro Jahr – und das ist seit Jahresanfang fast unverändert. Wenn Sie eine Immobilie finanzieren wollen oder eine Anschlussfinanzierung brauchen, ist etwas anderes für Sie wichtiger: Wie es mit der Wirtschaft, der Inflation und weltweiten Krisen weitergeht.

Trotzdem ist die Senkung für Sie erstmal eine gute Nachricht. Denn die Zeit der Zinsanstiege ist jetzt erstmal vorbei. Wie es weitergeht, ist aber noch unklar. Versuchen Sie deshalb auf jeden Fall, einen möglichst günstigen Zins rauszuholen. Das geht am besten bei Vermittlern. Wir bei Finanztip empfehlen Dr. Klein*, Interhyp* und Baufi24*. Auch Hüttig & Rompf sowie Planethome sind empfehlenswert.

Müssen Sie sich auf weiter sinkende Zinsen einstellen?

Mit einer richtigen Zinswende und zügig sinkenden Zinsen müssen Sie höchstwahrscheinlich noch nicht rechnen. Das ist eher eine Mini-Zinswende. Denn die Inflation liegt immer noch oberhalb der Zielmarke von 2 Prozent. Stellen Sie sich deshalb eher darauf ein, dass die EZB die Zinsen über die kommenden Monate in kleinen Schritten senkt. Sie können also relativ entspannt bleiben.

Gutes und sicheres Festgeld finden Sie mit unserem Finanztip-Festgeldrechner. Er verrät Ihnen außerdem auf einen Blick, wie viel Geld Ihnen der Zinssatz der jeweiligen Bank am Ende einbringt.

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Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem gemeinnützigen Geldratgeber Finanztip vor – das Original zu diesem Beitrag „EZB senkt Zinsen: Was Du jetzt tun solltest stammt aus dem wöchentlichen Finanztip Newsletter vom 7. Juni 2024.

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