Wohnungsmangel
„Rendite mit der Miete“: Wie Mietern in der Wohnungskrise das Geld aus Tasche gezogen wird
VonLisa Mayerhoferschließen
Im Wohnungsbau ist kein Ende der Flaute absehbar. Doch Wohnkonzerne profitieren auch von Knappheit, legt eine neue Studie nahe – und fordert von der Politik eine gezielte Regulierung.
Berlin – Der Wohnungsmangel in Deutschland droht sich zu verschärfen, die Zahl der Baugenehmigungen bricht ein. Steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen setzen den Markt unter Druck – die Politik versucht mit einem Baupaket gegenzusteuern. Eine neue Studie von Finanzwende Recherche, einer Tochter der Bürgerbewegung Finanzwende, legt nun nahe: Große Wohnkonzerne hätten überhaupt kein Interesse am Neubau von Wohnungen.
Studie: Unternehmen verdienen nicht mit Neubau – aber an den Mietern
Mit Neubau verdienen die Unternehmen nicht genug – und lassen es deshalb sein, so das Fazit der Studienautoren. Sie seien stattdessen darauf angewiesen, dass der Wert ihrer Bestandswohnungen steige. Der Grund: Der Immobilienmarkt steckt in der Krise, hohe Zinsen und Baukosten machen die Investition in Neubauwohnungen weniger rentabel. Dagegen sorgt der Wohnungsmangel für steigende Mieten – ohne investieren zu müssen. Das lässt die Gewinne steigen – und darauf seien börsennotierten Konzerne wie Vonovia eben aus, argumentieren die Studienautoren.
So hätten die neun größten Wohnungskonzerne im Jahr 2022 keine 2.500 neue Wohnungen gebaut, schreibt die Zeit unter Berufung auf die Finanzwende Recherche. Stattdessen würden die Konzerne versuchen, den Gewinn aus der Vermietung von Bestandswohnungen zu maximieren.
Und das zahlt sich aus, so Finanzwende Recherche. Der Studie zufolge gingen nämlich durchschnittlich 41 Prozent der Miete 2021 als Gewinn an die Aktionäre der untersuchten Unternehmen. Bei einer Kaltmiete von 500 Euro sind das 205 Euro pro Monat, rechnen die Studienautoren vor.
Mietmarkt: Studienautoren fordern Regulierung durch Politik
Und für die Mieterinnen und Mieter werde es immer schwerer, dem auszukommen: Immer mehr Mietwohnungen gehören großen Wohnkonzernen. Ihr Vorgehen würde den Mietmarkt in Deutschland aber instabiler machen, so die Studienautoren und die Krise am Wohnungsmarkt weiter befeuern.
Sie fordern daher eine gezielte Regulierung durch die Politik. Wohnraum solle unter anderem als Geldanlage weniger attraktiv gemacht – zum Beispiel, indem man eine Gewinnverlagerung verhindert – und ein kommunales Vorkaufsrecht eingeführt werden.