Studie eines US-Autoportals

Wertverlust von Elektroautos: Tesla mit überraschendem Ergebnis

  • Markus Hofstetter
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Elektroautos sind teuer, aber weniger wertstabil als Autos mit anderen Antrieben. Tesla hat in seinem Segment den höchsten und den geringsten Wertverlust.

Woburn (USA) - Elektroautos verlieren innerhalb von fünf Jahren deutlich mehr an Wert als Verbrenner- und Hybridmodelle. Das zeigt iSeeCars anhand einer Studie, für die das Portal die Verkäufe von 1,1 Millionen Fahrzeugen in den USA zwischen November 2022 und Oktober 2023 analysiert hat. 

Wertverlust von Autos auf dem US-Markt: Elektromodelle am wenigsten wertstabil

Demnach verlieren Elektroautos innerhalb von fünf Jahren durchschnittlich 49,1 Prozent an Wert. Damit liegt dieses Segment deutlich über dem Durchschnitt, der über alle Fahrzeuge hinweg bei 38,8 Prozent liegt. Bei Hybridmodellen sind es 37,4 Prozent, bei SUVs 41,2 Prozent. Den geringsten Wertverlust haben Trucks mit 34,8 Prozent. 

Das Tesla Model 3 hat in den USA den geringsten Wertverlust bei Elektroautos.

„Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen Elektrofahrzeugen und Hybriden, wobei Elektrofahrzeuge die schlechteste Wertbeständigkeit aufweisen und Hybride zu den besten gehören“, so Karl Brauer, Analyst bei iSeeCars. „Einige Hersteller haben die Produktion von Hybridautos zugunsten von E-Fahrzeugen reduziert oder sogar aufgegeben. Aber diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Verbraucher die Kombination aus höherer Kraftstoffeffizienz und keine Angst vor dem Liegenbleiben bei einem Hybrid nach wie vor schätzen.“

Wertverlust von Autos auf dem US-Markt: Tesla an erster und letzter Stelle bei Elektromodellen

Da Elektrofahrzeuge noch relativ neu auf dem Markt sind, ist die Datenbasis laut iSeeCars noch schmal. Bemerkenswert an der kurzen Liste ist, dass Tesla sowohl den ersten als auch den letzten Platz belegt. Das Model 3 liegt mit einem durchschnittlichen Wertverlust von 42,9 Prozent innerhalb von fünf Jahren an der Spitze, das Model S bildet mit 55,5 Prozent das Schlusslicht.

„Aufgrund von Anreizen, die den Preis eines Elektroautos bereits vor dem Kauf senken, und Bedenken hinsichtlich der Kosten für den Austausch der Batterie haben gebrauchte Elektrofahrzeuge schon immer einen höheren Wertverlust erlitten als vergleichbare Benziner“, so Brauer. „Dieses Muster wird sich fortsetzen, bis Elektrofahrzeuge keine starken Anreize mehr benötigen, um verkauft zu werden, und die Verbraucher Gewissheit hinsichtlich der langfristigen Betriebskosten erlangen.“

Wertverlust von Autos auf dem US-Markt: Toyota bei Hybridmodellen vorn, BMW hinten

Bei den Hybridmodellen liegt der Toyota Prius mit einem durchschnittlichen Wertverlust von 27,9 Prozent innerhalb von fünf Jahren an der Spitze. Mit dem Prius Prime (28,1 Prozent), dem RAV4 Hybrid (29,1 Prozent) und dem Camry Hybrid (35,3 Prozent) folgen drei weitere Toyota-Modelle. Das Schlusslicht bilden drei BMW-Fahrzeuge. Für die 3 Series ermittelte das Autoportal einen Durchschnittswert von 52,3 Prozent, für den X5 58,2 Prozent und für die 5 Series 58,8 Prozent.

Wertverlust von Autos auf dem US-Markt: Ein Porsche-Modell wird kaum billiger

Über alle Segmente hinweg weisen zwei Porsche-Modelle den geringsten Wertverlust innerhalb von fünf Jahren auf. Beim 911 Coupé sind es nur 9,3 Prozent, beim 718 Cayman 17,6 Prozent. Dahinter folgt der Toyota Tacoma mit 20,4 Prozent. Dass sich unter den Top 25 noch drei weitere Porsche, sechs Toyota, vier Subaru und drei Chervolet befinden, spiegelt laut iSeeCars die anhaltende Nachfrage der Verbraucher nach Sportwagen, kleinen Geländewagen und sparsamen Autos wider.

Luxusautos verlieren schon immer schneller an Wert als Mainstream-Modelle, wie die Liste der Fahrzeuge mit dem höchsten Wertverlust zeigt. Spitzenreiter ist der Maserati Quattroporte mit einem Wertverlust von 64,5 Prozent, gefolgt von dem BMW 7 Series mit 61,8 Prozent und dem Maserati Ghibli mit 61,3 Prozent.

Top 10: Das sind die meistgebauten Autos aller Zeiten

BWM 3er-Reihe
Platz 10: BMW 3er-Reihe. 16 Millionen mal wurde BMWs beliebte Mittelklasse seit 1975 gebaut – in mehreren Karosserievarianten wie dem im Foto gezeigten Kombi Touring, und auch als Cabrio. Der BMW 3er wird aktuell in siebter Generation produziert, und auch bald voll elektrifiziert. Die Erfolgsstory kann also weitergehen. © Fabian Kirchbauer/BMW
Ford Model T
Platz 9: Ford Model T. Längst Geschichte, doch mit 16,5 Millionen produzierten Einheiten noch immer in den ewigen Top 10. Die 1908 vorgestellte „Tin Lizzie“ startete 1910 auf dem weltweit ersten Fließband in die Serienproduktion, und hielt mit nur wenigen Modifikationen (zu denen auch ein Panzer gehörte) und der Mono-Farbe schwarz bis 1927 durch. © Joseph Sohm/Imago
Lada 1200
Platz 8: Lada 1200. Oder Schiguli. Oder VAZ 2101. Der klassische russische (oder sowjetische) Pkw war unter vielen Namen bekannt und brachte es von 1966 bis 2007 auf 17,3 Millionen Einheiten. Er basierte auf dem Fiat 124, wies aber eine robustere Karossiere und weniger Komfort auf. © National Motor Museum/Imago
Toyota Hilux
Platz 7: Toyota Hilux. Der Pick-up-Truck ist vor allem in den USA begehrt, was für mittlerweile über 18 Millionen gebaute und verkaufte Exemplare reicht. Seit 1968 schätzen ihn seine Fahrer als robustes Allwege-Gefährt, auf dessen Pritsche afrikanische Warlords auch mal ein Maschinengewehr installieren. Derzeit ist die achte Generation unterwegs. © Toyota
VW Käfer
Platz 6: VW Käfer. Etwa 21,5 Millionen mal wurden VW 1200 und andere Versionen produziert, bis zum Wachwechsel durch den VW Golf war der originale Käfer hierzulande der Bestseller – aber auch in aller Welt beliebt. Entstanden aus dem 1938 für das Nazi-Reich entwickelten KdF-Wagen, wurde der VW noch 2003 in Mexiko produziert. © Gottfried Czepluch/Imago
Honda Civic
Platz 5: Honda Civic. In Europa nur ein weiterer VW-Golf-Gegner, ist dieser Kompaktwagen in den USA und in Japan seit Jahrzehnten ein Megaseller. Seit 1972 wurden über 27,5 Millionen Einheiten produziert, derzeit steht Generation Nummer elf bei den Händlern. © Honda
VW Passat Variant
Platz 4: VW Passat. Vielleicht etwas überraschend, aber auch der brave Mittelklassewagen hat es seit seinem Debüt 1973 auf über 30 Millionen Exemplare gebracht – allerdings inklusive der deutlich anderen US-Version. In Europa dominiert klar die Kombi-Variante, die neunte Generation ab 2023 wird es als Stufenheck gar nicht mehr geben. © Ingo Barenschee/VW
VW Golf
Platz 3: VW Golf. Auch wenn der gefühlt ewige Liebling der Deutschen derzeit gegen Tesla und den internen Konkurrenten T-Roc zu kämpfen hat: An über 35 Millionen produzierten Autos seit 1974 muss man erst mal vorbeikommen. Ob die derzeit aktuelle achte Generation noch einen Nachfolger bekommt, ist allerdings unsicher. Als elektrischer ID. Golf könnte der Inbegriff des Kompaktwagens aber trotzdem weiterleben. © Martin Meiners/VW
Ford F-150
Platz 2: Ford F-Serie. In den USA ist Pick-up-Truck Ford F-150 aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken, er und seine noch größeren F-Brüder verkörpern perfekt den American Way of Driving. Die elektrische Version Lightning beschert dem seit 1948 über 40 Millionen mal gebauten Nutz- und Lifestyle-Laster weiteren Zulauf. © Mark Phelan/Imago
Toyota Corolla
Platz 1: Toyota Corolla. Was den Deutschen der VW Golf ist, das ist für Amerikaner, Japaner und viele Europäer der Toyota Corolla. Seit 1966 wurden über 50 Millionen dieses Kompaktwagen gebaut, seine zwölfte Generation ist mittlerweile auch als Cross-Version zu haben. Das Maximum der Elektrifizierung ist allerdings ein Plug-in-Hybrid. © Slavko Midzor/Imago

US-Automarkt: Gebrauchtwagen verlieren aktuell weniger an Wert als 2019

Die gute Nachricht ist, dass Gebrauchtwagen 2023 im Vergleich zu 2019 wertbeständiger sind. Vor vier Jahren verlor ein Auto innerhalb von fünf Jahren noch durchschnittlich rund 50 Prozent an Wert, heute sind es 38,8 Prozent. Das Autoportal führt den besseren Werterhalt darauf zurück, dass durch die Corona-Pandemie die Fahrzeugproduktion zurückgegangen ist und somit das Angebot an Gebrauchtwagen gesunken ist.

Die Studie von iSeeCars berücksichtigt nur den Fahrzeugmarkt in den USA. Dort sind Pick-up-Trucks und große SUVs beliebter als in Europa, während Elektroautos noch einen schweren Stand haben. Daher sind die Ergebnisse nicht unbedingt auf Deutschland übertragbar.

Rubriklistenbild: © Tesla

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