12 Millionen Euro

Wegen fehlender Steuer-Zahlungen: Österreich pfändet Privatvilla von René Benko

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Der Skandal um den Unternehmer René Benko zieht immer weitere Kreise. Nun fordert der österreichische Staat Millionen an nicht geleisteter Umsatzsteuer - und pfändet dafür seine Villa.

Innsbruck/Wien – Eine nach der anderen reicht Insolvenz ein: Das einstige Imperium von René Benko zerfällt, kurz nach Weihnachten haben zwei weitere Unternehmen aus seinem Reich Insolvenz angemeldet. Doch während bisher das Privatvermögen von Benko unangetastet blieb, soll sich das Medienberichten zufolge nun ändern. So soll die Republik Österreich die Privatvilla des Unternehmers gepfändet haben – da er Steuern nicht zahlen konnte.

Benkos Villa wird gepfändet: Es geht um 12 Millionen Euro Umsatzsteuer

Wie unter anderem der Spiegel am Dienstag (2. Januar) berichtet, fordere der Staat insgesamt 12.059.236,31 Euro an zu wenig gezahlter Umsatzsteuer aus den vergangenen sieben Jahren. Die 1000-Quadratmeter-Villa gehört Benko über eine Stiftung der Schlosshotel Igls Betriebs GmbH. Das Anwesen hat demnach 11,1 Millionen Euro gekostet, als der Unternehmer es im Jahr 2016 erwarb. Dort wo einst ein Hotel stand, steht nun diese Villa – für diesen Umbau wären aber nach österreichischem Recht Mehrwertsteuern fällig geworden, die Medienberichten zufolge nicht ordnungsgemäß bezahlt wurden und nun vom österreichischen Finanzamt zurückgefordert werden.

Die Tochter von René Benko, Laura, ist die eingetragene Eigentümerin der Privatvilla. Sie weist die Vorwürfe, über die auch österreichische Medien berichten, zurück. Sie habe „ordnungsgemäß Mehrwertsteuer auf Errichtungskosten abgeführt und im Rahmen der Vorsteuer vom Finanzamt Innsbruck ordnungsgemäß und richtigerweise rückerstattet bekommen“, so die Tochter des Milliardärs in einem Statement. Diese Vorsteuer möchte das Finanzamt nun zurück haben, „was keine Rechtsgrundlage hat und von der Objekteigentümerin abgelehnt wird“, heißt es weiter.

René Benko, Unternehmer aus Österreich, ist unter Druck.

Neben der Villa selbst befinden sich dem Spiegel zufolge noch weitere Vermögenswerte auf diesem Grundstück, darunter Benkos Jacht, seine Ferrari-Sammlung, sein Privatflugzeug und eine Kunstsammlung im Wert von 30 Millionen Euro.

Benkos Signa Holding zerfällt: Immobiliensparte auch betroffen

René Benkos Firmengeflecht zerfällt derweil schrittweise in seine Einzelteile. Kurz nach Weihnachten haben die Signa Development Selection AG und die Signa Prime Selection AG Insolvenzanträge gestellt. Damit summierten sich die Forderungen gegenüber den insolventen Gesellschaften der Signa-Gruppe inzwischen auf derzeit rund zwölf Milliarden Euro.

Das Imperium von Benko war nach starkem Wachstum in der Niedrigzins-Phase durch höhere Zinsen, höhere Baukosten und höhere Energiepreise in extreme Schieflage geraten. Die Signa besitzt auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Was die angekündigte Insolvenzanmeldung für GKK selbst bedeutet, ist bisher unklar.

Bei Signa handelt es sich laut Creditreform um die größte Insolvenz in der Nachkriegsgeschichte Österreichs. Die Signa Holding GmbH, deren Insolvenzverfahren seit rund einem Monat läuft, belege mit einer Schuldensumme von fünf Milliarden Euro Platz eins, wie die Nachrichtenagentur APA bilanzierte. Danach folge die Signa Prime Selection AG mit Forderungen der Gläubiger in Höhe von etwa 4,5 Milliarden Euro.

Benko gründete Signa Holding im Jahr 2000

Der heute 46-jährige Benko hatte die Signa Holding im Jahr 2000 gegründet und sie zu einem internationalen Konzern ausgebaut. Mit Niederlassungen in Österreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und der Schweiz verfügt Signa nach eigenen Angaben über Beteiligungen im Wert von 27 Milliarden Euro sowie über Projekte in der Entwicklung im Wert von 25 Milliarden Euro.

Bisherige Geldgeber könnten für Benko zudem ebenfalls zum Problem werden: Die ersten von ihnen erwägen Strafanzeigen wegen Insolvenzverschleppung, wie der Spiegel berichtete. Es sei „nicht verständlich, was passiert ist“, sagte demnach ein Investor. Die desolate Lage sei schon länger erkennbar gewesen.

Mit Material von dpa

Rubriklistenbild: © Georg Hochmuth/APA/dpa

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