Mythen aufgeklärt
Wärmepumpen funktionieren auch ohne Fußbodenheizung im unsanierten Altbau
VonAmy Walkerschließen
Über Wärmepumpen gibt es viele Falschinformationen, die Mythen halten sich hartnäckig. Wir klären auf: Was ist wahr, und was nicht?
Berlin – Die Bundesregierung will mehr Menschen dazu bringen, ihre bestehende Heizung gegen eine Wärmepumpe auszutauschen. Diese können mit erneuerbarem Strom betrieben werden, sind also klimafreundlicher als Gas oder Heizöl, die in Deutschland vorrangig zum Heizen verwendet werden.
Doch die Wärmepumpe hat in Deutschland keinen besonders guten Ruf. Zudem halten sich zahlreiche Mythen hartnäckig. Auch wenn das Heizsystem nicht für jeden Haushalt geeignet ist: Für die meisten ist es schon eine gute Alternative, wie Studien immer wieder feststellen. Hier also der Überblick der hartnäckigsten Wärmepumpen-Mythen – und was wirklich dran ist.
Mythos 1: Wärmepumpen eignen sich nur in Kombination mit Fußbodenheizung
Dieser Mythos hält sich wohl am hartnäckigsten von allen: Wer eine Wärmepumpe installiert, muss auch eine Fußbodenheizung haben. Das wird dann oft auch als Argument genutzt, um sich im Bestand und im Altbau gegen eine solche Anlage zu entscheiden – zu teuer, zu viel Arbeit. Doch das stimmt so nicht. Um eine Wärmepumpe effizient zu nutzen, ist die Dimensionierung der Heizkörper relevant. Die Heizkörper müssen in der Lage sein, mit recht niedrigen Temperaturen (bis 55 °C) zu arbeiten. Und das ist schon bei den meisten Bestandsgebäuden in Deutschland der Fall.
Eine Studie des Umweltbundesamts aus Mai 2023 hat festgestellt, dass in mindestens 53 Prozent der Bestandsgebäude die Voraussetzungen für den Einbau einer Wärmepumpe erfüllt sind. Diese Zahl könne sich auf bis zu 95 Prozent erhöhen, wenn einzelne Heizkörper in den Gebäuden ausgetauscht würden. Dem Umweltbundesamt zufolge sind alle Wohngebäude, die nach 1994 gebaut wurden, für den Einbau einer Wärmepumpe auch ohne Fußbodenheizung geeignet.
Bei Wohngebäuden mit Baujahr vor 1958 ist ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit der Einbau einer Wärmepumpe recht problemlos möglich, da in den meisten Fällen eine energetische Sanierung hier teilweise schon geschehen ist und somit davon auszugehen ist, dass die Heizkörper schon die richtigen Voraussetzungen erfüllen.
Eine Studie des Energiedienstleisters Techem aus dem Jahr 2022 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei 50 Prozent der Bestandsgebäude eignet sich der Einbau einer Wärmepumpe schon jetzt ohne weitere Maßnahmen. Und durch den Austausch individueller Heizkörper sind es sogar 90 Prozent.
Dabei arbeiten die Wärmepumpen in diesen Gebäuden auch effizient, sie verbrauchen also nicht unnötig Energie. Eine Studie des Fraunhofer Instituts aus dem Jahr 2020 hat das untersucht und festgestellt, dass die Systeme im Altbau im Schnitt eine Jahresarbeitszahl von 3,1 (Luftwärmepumpe) bzw. 4,1 (Erdwärmepumpen) ausweisen. Eine Wärmepumpe gilt dann als effizient, wenn sie eine Jahresarbeitszahl zwischen 3,0 und 4,5 aufweist.
Mythos 2: Ein Haus muss für den Einbau einer Wärmepumpe saniert werden
Vorweg hierzu die wichtige Info: Eine energetische Sanierung ist immer sinnvoll und wird auch staatlich gefördert. Damit kann man also schon mal nichts falsch machen. Doch wer wirklich nur seine bestehende Heizung austauschen will, und dafür eine Wärmepumpe möchte, der kann das wahrscheinlich auch ohne Sanierung. Wie oben bereits beschrieben: 50 Prozent aller Bestandsgebäude eignen sich verschiedenen Studien zufolge auch ohne Sanierungen oder größere Änderungen am Gebäude für den Einbau einer Wärmepumpe. Wer in einem Gebäude wohnt, das nach 1994 gebaut wurde, kann ziemlich sicher ohne Sanierung loslegen. Aber, wie es die Forschenden in der Studie vom Fraunhofer Institut schreiben: „Das Alter des Gebäudes ist nach den im Projekt erhobenen Daten nicht relevant.“
Mythos 3: Eine Wärmepumpe ist laut und braucht viel Platz
Wärmepumpen sind in der Tat nicht geräuschlos. Aber es gibt unterschiedliche Systeme. Erdwärmepumpen stehen sowieso in der Regel im Keller und nicht draußen – und erzeugen eigentlich keine Geräusche. Bei Luftwärmepumpen, die draußen vor dem Haus oder auf dem Dach stehen müssen, ist das anders. Die können aber auch sehr leise sein, wenn man das richtige Gerät wählt. Vor dem Kauf sollte man da den sogenannten Schallleistungspegel vergleichen. Außerdem gibt es für Luftwärmepumpen auch Nachrüstungsoptionen: Eine Schallschutzhaube kann nachträglich angebracht werden, sollte sich herausstellen, dass die Wärmepumpe störend laut ist.
Was den Platz angeht, da gibt es klare Vorgaben. Der Wärmepumpen-Anbieter Aira beschreibt, dass eine Luftwärmepumpe draußen auf einer festen, ebenen Fläche montiert werden muss, die folgende Größe haben muss: von 1 bis 1,5 Meter in der Höhe und 0,5 bis 1 Meter in der Breite. Vor den Ventilatoren der Wärmepumpe ist ein freier Raum von mindestens 1,5 Metern zusätzlich erforderlich. Im Haus selber braucht es dann noch Platz für das Innenteil, das ungefähr die Größe einer herkömmlichen Gastherme hat.
Eine Erdwärmepumpe muss in der Regel im Keller aufgestellt werden, dafür eignet sich ein Raum mit zwei Quadratmetern Fläche und einer Höhe von zwei Metern.
Mythos 4: Wärmepumpen sind in Mehrfamilienhäusern nicht geeignet
Wärmepumpen werden noch recht selten in Mehrfamilienhäusern aufgestellt, es gibt aber Pilotprojekte, die zeigen, dass es möglich ist. In Riedberg bei Frankfurt am Main wurde beispielsweise 2015 ein Mehrfamilienhaus mit 17 Wohneinheiten gebaut, die mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Die Auswertung aus Mai 2020 zeigt, dass zwischen 2016 und 2019 im Schnitt 153.000 kWh pro Jahr verbraucht wurden. Das entspricht zwischen 60 und 65 kWh pro m² Wohnfläche. Zum Vergleich: Eine Gasheizung verbraucht in der Regel rund 140 kWh pro m².
Das betraf jedoch eine Wärmepumpe in einem Neubau. Im Bestand ist es schon komplexer – und teurer. Alle Eigentümer im Haus müssen sich zunächst darüber einig werden, dass eine Wärmepumpe eingebaut werden soll. Dann stehen große Umbaumaßnahmen an: jede einzelne Wohnung muss an die Wärmepumpe angeschlossen werden – die auch die entsprechende Größe haben muss. Es ist aber möglich, was ein Projekt aus Lourdes in Frankreich zeigt. Dort wurden Wärmepumpen in einem Haus mit 197 Wohnungen installiert. Dabei wurden alle Wohnungen saniert und einzelne Wärmepumpen auf den Balkonen der Wohnungen aufgestellt. Der europäische Wärmepumpenverband (EHPA) detailliert dieses und mehrere weitere Projekte in Mehrfamilienhäusern auf ihrer Webseite.
Mythos 5: Wärmepumpen eignen sich nicht für sehr kalte Winter
Auch dieser Mythos hält sich hartnäckig, obwohl eigentlich schon der Blick in die skandinavischen Nachbarländer reichen sollte, um ihn zu entkräften: allein 2022 wurden in Finnland, Schweden und Norwegen im Vergleich zur Bevölkerungsdichte die meisten Wärmepumpen verkauft. Pro 1000 Wohnungen wurden nach Daten der EHPA 2022 in Finnland 69 Wärmepumpen, in Norwegen 59 und in Schweden 39 installiert. In Deutschland waren es knapp 7 pro 1000 Wohnungen. In Norwegen ist mittlerweile jedes vierte Haus mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Die Systeme können auch bei Temperaturen von -20 °C sehr effizient arbeiten.
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