Heizungstausch
Wärmepumpe oder Gasheizung: Was Sie sich kaufen sollten
- VonMax Schäferschließen
Das neue Heizungsgesetz ist 2024 in Kraft getreten. Wer jetzt eine neue Heizung braucht, hat mehrere Optionen. Ein Überblick.
München – Wer jetzt eine neue Heizung braucht, sieht sich mit den Anforderungen des 2024 in Kraft getretenen Gebäudeenergiegesetzes konfrontiert. Dadurch sollen Deutschlands Gebäude bis 2045 klimaneutral sein. Bisher sind Öl- und Gasheizungen bei den Treibhausgasemissionen die Übeltäter. Neue Heizungen müssen deshalb mit 65 Prozent erneuerbaren Energien laufen.
In Bestandsgebäuden dürfen jedoch noch Gasheizungen eingebaut werden, solange die jeweilige Stadt oder Gemeinde noch keinen Wärmeplan beschlossen hat. In Großstädten haben diese bis 2026 Zeit, in kleineren Orten bis 2028. Solange steht Hausbesitzern auch der Einbau einer Gasheizung offen – wenn diese wasserstofffähig ist.
Neue Heizung nötig: Welche Optionen haben Hausbesitzer?
Bei neuen Gebäuden gilt die 65-Prozent-Regel jedoch schon. Derzeit gibt es bereits mehrere Optionen, die diese Anforderung erfüllen:
- Wärmepumpe
- Elektroheizung
- Solarthermie
- Biomasseheizung (zum Beispiel Holzpellets)
- Wasserstoffheizung
- Hybridmodelle (Wärmepumpe oder Solarthermie)
- Fernwärme (abhängig von einem verfügbaren Netz)
Zusätzlich zu den genannten Optionen ist auch bei Neubauten noch unter Umständen der Einbau einer wasserstofffähigen Gasheizung möglich. Das hängt davon ab, ob die Kommune bereits die Wärmeplanung abgeschlossen hat. Wo ein Fernwärmenetz verfügbar ist, kann ein Anschluss Pflicht werden, wobei Wärmepumpen-Besitzer die Ausnahme sind.
Welche Heizung sich eignet, hängt vom jeweiligen Haus ab
Welche Variante sinnvoll ist, hängt vom individuellen Haus ab. Heizen über Fernwärme setzt beispielsweise voraus, dass in der Stadt oder Gemeinde des Hausbesitzers ein Netz vorhanden ist. Für Solarthermie ist entscheidend, ob die Sonneneinstrahlung ausreicht. Eine Wasserstoffheizung setzt den Zugang dazu voraus. Das Bundeswirtschaftsministerium geht jedoch derzeit nicht davon aus, dass grüner Wasserstoff zum Heizen in Privathaushalten zum Einsatz kommt. Stattdessen soll der Wasserstoff in der energieintensiven Industrie genutzt werden.
Eine grundsätzliche Empfehlung ist dabei also nicht möglich. Hausbesitzer sollten bei einem Heizungstausch oder einem Neubau daher individuell entscheiden, was einerseits langfristig preiswert, aber andererseits auch technisch möglich ist. Auch ökologische Überlegungen können eine Rolle spielen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt zudem, den Dämmstandard des Hauses zu berücksichtigen.
Kaufpreis, Installation und Betriebskosten: Was ist die günstigste Heizung?
Zunächst werden die meisten Käufer auf den Kaufpreis der Heizung selbst achten. Beim Kauf und Einbau sind Gasheizungen häufig günstiger als eine Wärmepumpe, eine Holzpelletheizung oder eine zusätzlichen solarthermischen Anlage.
Für den Einbau einer Gasheizung gibt es jedoch keine Förderprogramme. Heizungen, die das 65-Prozent-Ziel erfüllen, erhalten dagegen eine Förderung. Dabei sind laut Focus Sätze mit bis zu 70 Prozent und einer maximal förderbaren Investitionssumme von 30.000 Euro möglich. Dieser Satz zielt auf Haushalte mit einem niedrigen Einkommen ab.
Normalerweise liegen die Fördersätze bei 50 Prozent. Der Einbau kann also mit 15.000 Euro gefördert werden. Wenn eine Wärmepumpe mit einem natürlichen Kältemittel zum Einsatz kommt, liegt der Fördersatz bei 55 Prozent. Die Verbraucherzentrale verweist zudem auf zinsgünstige Darlehen, die es für die Anschaffung einer emissionsarmen Heizung gibt.
„Die Investitionskosten bei einer Wärmepumpe, Holzpelletheizung oder einer zusätzlichen solarthermischen Anlage sind zwar höher, rechnen sich aber meist durch die effiziente Bereitstellung der Wärme und die großzügigen Förderprogramme und zinsgünstige Darlehen“, fasst es die Verbraucherzentrale zusammen.
Klimafreundliche Heizungen wie Wärmepumpen können sich trotz höherem Anschaffungspreis rechnen
Wenn man die Betriebskosten mit einbezieht, können die klimafreundlicheren Varianten auch freundlich zum Geldbeutel, sprich: günstiger, sein. Zwar liegt der Gaspreis mit 6,7 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden unter dem Strompreis mit 25 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden (Stand: 21. März 2024). Dennoch sind Gasheizungen im Betrieb teurer als Wärmepumpen, da diese aus einer Kilowattstunde Strom bis zu fünfmal mehr Heizernergie erzeugen können. Wenn zusätzlich eine Solaranlage verfügbar ist, ist der Strom noch einmal günstiger.
Zudem müssen Gaskunden den steigenden CO2-Preis berücksichtigen. Bis zu 2035 kann dieser laut Focus um 50 Prozent steigen. Strom aus erneuerbaren Energien ist dagegen im Vergleich zu den fossilen Alternativen günstig. Sowohl beim Strom, als auch beim Gas müssen sich Verbraucher auf steigende Netzentgelte einstellen.
Welche Rolle die Verfügbarkeiten der Heizungen noch spielen
Sind diese Fragen geklärt, spielt auch die Verfügbarkeit der Heizungen eine Rolle. Bei Wärmepumpen war die Nachfrage zu Beginn hoch, die Kapazitäten dagegen niedriger. Interessenten mussten mit Wartezeiten bis zu einem Jahr rechnen. Inzwischen sind die Anlagen schneller erhältlich. Der Branchenschnitt liegt derzeit bei drei Monaten. Je nach Region und Installateur könne der Prozess von zwei Wochen bis zu sechs Monaten dauern, teilte eine Sprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe auf IPPEN.MEDIA-Anfrage mit. (ms)
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