E-Auto-Studie der nächsten VW-Golf-Generation auf der IAA in München: Die serienreife Umsetzung verzögert sich
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E-Auto-Studie der nächsten VW-Golf-Generation auf der IAA in München: Die serienreife Umsetzung verzögert sich.

Software-Probleme?

Neuer VW-Manager sorgt für Aufsehen: Mehrere Neuheiten müssen verschoben werden

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Im Hause VW soll es neue Probleme bei der Software-Entwicklung geben. Die Modellplanung für neue Elektroautos verzögert sich dadurch offenbar erheblich.

Wolfsburg/München - Seit Anfang Juli hat Volkswagen einen neuen Vertriebschef. Der von Ford losgeeiste Geschäftsführer Martin Sander macht schon wenige Tage später mit einer aufsehenerregenden Entscheidung von sich reden. Die ab 2025 geplante Fahrzeugarchitektur SSP wird laut Manager Magazin später ausgerollt, die Rede ist von einem Verzug von mehr als einem Jahr. Die Entscheidung wird dem Bericht nach dafür sorgen, dass sich mehrere Modellneuheiten – darunter der elektrische VW-Golf-Nachfolger sowie eine Weiterentwicklung des Crossovers ID.4 nach hinten verschieben.

Marktstart des VW ID.Golf soll erst Ende 2028 stattfinden

Betroffen scheint mitunter die serienreife Umsetzung einer Studie, die auf der letztjährigen IAA in München VW-Fans in ihren Bann zog: der als Concept Car gezeigte VW ID GTI (potenzieller VW ID.Golf) soll aufgrund der Verzögerung nun Ende 2028 an den Start gehen, der Nachfolger des ID.4 im Jahr darauf. Ein darüber positioniertes, vollelektrisches SUV mit dem Projektnamen „T-Sport“ könnte erst 2031 erscheinen. 

Der Grund für die Management-Entscheidung liege in neuerlichen Problemen bei der Software-Entwicklung durch die Sparte Cariad. Die SSP-Plattform soll mit einer neuen Version der Software-Architektur E3 Einzug erhalten, die Fertigstellung wird sich dem Bericht zufolge jedoch verzögern.

Die erfolgreichste Modellreihe des VW-Konzerns ist mittlerweile 50 Jahre alt. Kürzlich kam ein neues Modell auf den Markt:

Geht VW bei der Software-Entwicklung einen völlig neuen Weg?

Dass dadurch die ursprünglich vorgesehene Taktung der VW-Modellneuheiten ungünstig verschoben werde, sei einer der Gründe. Dazu kommen offenbar „ökonomische Zwänge“, die eine Verschiebung bestimmter Marktstarts unausweichlich macht: Sie hängen offenbar mit der weiterentwickelten MEB+-Plattform zusammenhängen, die erst später vom neu entwickelten SSP-Konstrukt abgelöst werden soll.

Als Rettungsanker in Sachen Software könnten sich jedoch internationale Partnerschaften erweisen: So werde in der Zentrale darüber spekuliert, ob bei der Entwicklung der neuen ID.-Modelle bald Unterstützung von Partnern wie Xpeng oder Rivian kommen könnte. 

Es ist sogar davon die Rede, dass das angeblich fortschrittlichere Software-Konstrukt des US-Partners Rivian die problembehaftete Architektur E3 2.0 möglicherweise vollständig ersetzt.

VW erneuert Partnerschaft im Bereich Energiespeicher für E-Autos

Positive Nachrichten gibt es bei Volkswagen dagegen im Bereich Energiespeicher: Die Wolfsburger ordnen laut Reuters ihre Partnerschaft mit dem US-Batterieentwickler Quantumscape neu und bündeln ihre Kräfte für die Serienproduktion von Feststoffbatterien.

Die VW-Batterietochter PowerCo sicherte sich in dem Zusammenhang Lizenzrechte zur Produktion von Feststoffzellen mit einer Kapazität von bis zu 40 Gigawattstunden pro Jahr, wie VW mitteilte. Abhängig vom technologischen Fortschritt könne die Kapazität auf bis zu 80 Gigawattstunden pro Jahr ausgeweitet werden, das solle für etwa eine Million Elektroautos reichen. 

Von der Bildfläche verschwunden: Zehn große Automarken, die es nicht mehr gibt

Ein Simca 1100 GLS Baujahr 1972 auf einer Oldtimermesse
Simca – Die Geschichte von Simca (Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile) begann 1934 als Lizenzfertiger von Fiat-Fahrzeugen in Frankreich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch eigene Modelle produziert. Im Jahr 1978 wurde der Autobauer von Peugeot übernommen und die Marke Simca aufgegeben. Die noch existierenden Modellreihen wurden bis 1986 unter dem Markennamen Talbot verkauft. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Oldsmobile Vista Cruiser
Oldsmobile – Hierzulande weitgehend unbekannt, gehörte Oldsmobile in den USA vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den erfolgreichsten Marken. Ein bekanntes Modell war beispielsweise der Vista Cruiser (Foto): Ein markant gestalteter Kombi, von dem zwischen 1964 bis 1977 mehr als 360.000 Exemplare gebaut wurden. Anfang der 2000er-Jahre gingen die Verkäufe stark zurück, sodass die Mutter General Motors im Jahr 2004 die Produktion von Fahrzeugen der Marke komplett einstellte. © Pond5 Images/Imago
Ein NSU Prinz auf einem Oldtimer-Treffen
NSU Motorenwerke – Die Geschichte des Unternehmens begann in den 1870er-Jahren als Hersteller von Strickmaschinen. Später produzierte das Unternehmen Fahr- und Motorräder. Erst Ende 1958 kam mit dem Prinz das erste Automodell des Herstellers auf den Markt – es wurde in mehreren Generationen bis 1973 produziert. Bereits 1969 fusionierten NSU und Auto Union zur Audi NSU Auto Union AG, die 1985 wiederum in Audi umfirmierte – mit diesem Schritt verschwand auch der Name NSU. © CEPix/Imago
Ein Plymouth Superbird in einem Museum
Plymouth – Einst gehörte Plymouth zu den erfolgreichsten Automobilmarken der USA und war in den 1940er-Jahren sogar der zweitgrößte US-Hersteller – noch vor Ford. Anfang der 1960er-Jahre verlor die Marke jedoch rapide Marktanteile, bevor man ab 1965 mit Muscle-Car-Modellen wie dem Barracuda oder Road Runner kurzfristig wieder Boden gut machen konnte. Eines der bis heute legendärsten Modelle war der Plymouth Superbird (Foto): eine stark modifizierte Version des Road Runner. Das Modell mit dem gigantischen Spoiler fand jedoch Anfang der 1970er-Jahre kaum Kunden, weshalb weniger als 2.000 Exemplare gebaut wurden. Nach und nach verlor die Marke immer mehr ihre Identität. 2001 entschied die Mutter DaimlerChrysler schließlich, die Marke Plymouth einzustellen. © Pond5 Images/Imago
Eine Borgward Isabella auf einer Messe
Borgward – Zu den größten Verkaufserfolgen des Bremer Autobauers Borgward zählte die von 1954 bis 1962 gebaute Isabella (Foto). Doch bereits ab Mitte der 1950er-Jahren ging es mit dem Unternehmen wirtschaftlich bergab. Anfang der 1960er-Jahre führten die Probleme schließlich zum Untergang. Mitte der 2010er-Jahre wurden die Markenrechte nach China verkauft. Mit SUV-Modellen wurde schließlich ein Comeback-Versuch gestartet, der aber nach kurzer Zeit im Sande verlief. © Pond5 Images/Imago
Ein Daewoo Matiz auf einer Automesse
Daewoo – Mitte der 1990er-Jahre versuchte sich in Europa die koreanische Marke Daewoo zu etablieren – unter anderem mit dem Kleinstwagen Matiz (Foto). Allerdings war dem Hersteller kein Erfolg beschieden: Nachdem das Unternehm in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde die Pkw-Sparte von einem Konsortium um General Motors übernommen. Ab 2005 wurden die Daewoo-Modelle (auch der Matiz) dann unter dem Namen Chevrolet verkauft.  © Papsch/Imago
Der 1.000.000 Trabant im Museum
Trabant – Obwohl der Trabant bereits in den 1960er-Jahren als veraltet galt, war er ein echter Verkaufsschlager – allerdings gab es in der ehemaligen DDR auch kaum Alternativen zu dem von Sachsenring produzierten Zweitakter. Geduld war nicht nur aufgrund der geringen Motorleistung, sondern auch wegen der durchschnittlichen Wartezeiten auf ein Fahrzeug von mehreren Jahren gefragt. Dennoch: Mehr als drei Millionen „Trabis“ liefen zwischen 1958 und 1991 vom Band. Das Foto zeigt das 1.000.000-ste Exemplar, das im November 1973 gebaut wurde. Mit dem Ende der DDR endete auch bald die Produktion des Trabis. © Eberhard Thonfeld/Imago
Ein Pontiac Firebird Trans Am, Baujahr 1984
Pontiac – Die US-Marke Pontiac war vor allem in den 1960er-Jahren sehr erfolgreich. Hierzulande kennen viele den Hersteller vor allem aus Serien und Filmen. Der schwarze Pontiac Firebird Trans Am (zweite Generation) mit dem riesigen Adler auf der Haube faszinierte die Zuschauer in „Smokey and the Bandit“ (1977). Die dritte Generation des Firebird (Foto) wurde in den 1980er-Jahren als Basis des Serien-Wunderautos K.I.T.T bekannt. Der große Erfolg früherer Jahre stellte sich dennoch nicht mehr ein: 2010 legte der General-Motors-Konzern die Marke Pontiac auf Eis. © Pond5 Images/Imago
Ein Saab 900 Cabrio Baujahr 1991
Saab – Das erste Pkw-Modell des Herstellers ging 1949 als Saab 92 in Serie. Wirklich große Stückzahlen produzierte der schwedische Autobauer zwar nie, dennoch gelten einige Baureihen wie der 900 (Foto zeigt die Cabrio-Version) als legendär. 1998 ging Saab eine Kooperation mit General Motors ein. Fortan wurden viele Gleichteile aus dem Konzernverbund eingesetzt, dennoch stellte sich auf lange Sicht kein wirtschaftlicher Erfolg ein. 2011 meldete Saab Insolvenz an.  © Sebastian Geisler/Imago
Ein Rover 75
Rover – Die Geschichte des englischen Automobilherstellers Rover geht bis ins Jahr 1896 zurück. Über viele Jahrzehnte konnten sich die Briten im Automobilgeschäft behaupten, bis das Unternehmen 1967 Teil der British Leyland Motor Cooperation wurde. Durch eklatante Fertigungs- und Qualitätsmängel ruinierte die Marke ihren Ruf – bis es Anfang der 1980er-Jahre durch eine Kooperation mit Honda wieder etwas bergauf ging. 1994 übernahm schließlich BMW die britische Marke – und versenkte dadurch Milliarden. 2000 zog der bayerische Autobauer die Reißleine und gliederte Rover wieder aus. 2005 folgte die Insolvenz. © Heritage Images/Imago

VW und Quantumscape planen serienreife Feststoffbatterien

PowerCo-Chef Frank Blome sagte, das Unternehmen teste bereits Prototypen-Zellen, die in den Batterien für zukünftige E-Autos verbaut werden könnten. „Die Technologie von Quantumscape steht kurz davor, in eine entscheidende Phase einzutreten, in der wir mit unserem Know-how, unseren Ressourcen und unserem globalen Produktionsnetz dazu beitragen können, den Schritt hin zur Produktion im industriellen Maßstab zu ermöglichen.“

VW und Quantumscape hatten 2018 ein Gemeinschaftsunternehmen für Feststoffzellen gegründet, das wird den Angaben zufolge durch eine neue Kooperation abgelöst wird. (PF)

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