„Eine Belastung“

EU beschließt neues Verbot ab 2027 – mit drastischen Folgen für Wärmepumpen-Branche

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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In Brüssel wurde soeben eine Grundsatz-Entscheidung gefällt: Bestimmte Kältemittel sollen ab 2027 in Wärmepumpen verboten werden. Was bedeutet die Regelung jetzt?

Brüssel – Die Europäische Union hat sich nach längerem Ringen auf ein Verbot von sogenannten F-Gasen in Wärmepumpen und Klimaanlagen geeinigt. Das berichteten mehrere Interessensverbände übereinstimmend, unter anderem die European Heat Pump Association (EHPA). Demnach sollen ab 2027 bestimmte Kältemittel vom Markt genommen werden, bis 2050 ist ein Totalverbot von F-Gasen in der EU angestrebt.

Wärmepumpen-Produktion müsste umgestellt werden

Aus Sicht der Wärmepumpenbranche ist das neue Verbot ein herber Schlag. „Während wir immer ein Auslaufen [von F-Gasen] bis 2050 unterstützt haben, stellen die neuen Regeln eine Belastung für die Branchen dar“, so die EHPA in einer Stellungnahme zum Beschluss. Um die EU-Ziele im Gebäudesektor zu erreichen, arbeite die Branche schon daran, ihre Produktionskapazitäten massiv auszubauen. Das neue Verbot werde vermutlich diesen Ausbau zunächst verlangsamen, heißt es weiter, da die komplette Produktion erneut umgestellt werden müsste. Das wirkt sich zumindest kurzfristig auch auf das Angebot an Wärmepumpen aus.

Die neuen EU-Regeln sehen einen schrittweisen Abbau von F-Gasen, die auch in Kühlschränken verwendet werden, in der EU vor. Ab 2027 sollen F-Gase verboten werden, die ein Treibhausgaspotenzial (GWP) von über 150 haben (siehe Infokasten). Zudem sollen ab 2035 alle nicht-natürlichen Kältemittel aus Wärmepumpen und Klimaanlagen gänzlich verboten sein – auch solche, die einen niedrigen GWP-Wert haben. Die Details, um die seit Monaten gerungen wird, wurden von der EU noch nicht veröffentlicht.

Was sind F-Gase?

Wärmepumpen funktionieren mit einem sogenannten Kältemittel. Doch viele dieser Kältemittel gelten als umweltschädlich. Die meisten derzeit verbauten Wärmepumpen nutzen hierfür sogenannte fluorierte Treibhausgase (F-Gase), welche sogar deutlich klimaschädlicher sind als CO₂. Um das darzustellen, wird bei F-Gasen das sogenannte Treibhausgaspotenzial (GWP) ausgewiesen. Der Wert beschreibt die Erderwärmungswirkung über einen bestimmten Zeitraum, im Vergleich zu CO₂. Konkret also: Wenn ein F-Gas den GWP-Wert 150 trägt, heißt das, dass ein Kilogramm dieses Gases über 100 Jahre ungefähr 150-mal wirksamer als ein Kilogramm CO₂ wäre.

Der verantwortliche Abgeordnete für die neue Verordnung, Bas Eickhout (Grüne), nannte das Gesetz „extrem wichtig, da die Gase nicht nur sehr klimaschädlich sind, sondern weil wir hiermit Unternehmen Klarheit bieten“. Darüber berichtet das Fachportal Cooling Post. „Europäische Unternehmen sind schon Vorreiter bei der Entwicklung von klimafreundlichen Alternativen zu F-Gasen. Dieses Gesetz wird also sowohl für die europäische Wirtschaft als auch für das Klima gut sein“, so Eickhout weiter.

Die Branche steht dem Verbot jedoch weniger positiv entgegen. Neben der EHPA hat sich nun auch der Branchenverband European Partnership for Energy and the Environment (EPEE) zu Wort gemeldet. „Das Europäische Parlament hat sich dogmatisch für dieses volle Verbot eingesetzt“, so der EPEE-Vorstand Russell Patten. Die Regeln würden die Dekarbonisierung des Gebäudebestands gefährden. „Diese Verordnung wird uns ohne Zweifel länger von fossilen Energieträgern abhängig machen“, so sein Fazit.

Einige namhafte Hersteller von Wärmepumpen nutzen das natürliche Kältemittel R290.

Schon im Frühjahr hatte die Branche vor diesem Verbot von Kältemitteln gewarnt. „Die meisten Wärmepumpen werden mit F-Gasen betrieben. Das wird mit dem Verbot nicht mehr möglich sein“, erklärte damals die Energie-Expertin Corinna Kodim vom Verband Haus & Grund.

Als Alternative wird für viele Wärmepumpen Propan als Kältemittel infrage kommen – was aber explosiv sein kann. Die EHPA schreibt, um die schädlichen F-Gase mit „entzündlichen Kältemitteln“ zu ersetzen, müssten viele Menschen darin geschult werden – und Verbraucher und Verbraucherinnen auf die Gefahren in Informationskampagnen aufmerksam gemacht werden. Die Sicherheitsbedenken bei Propan dürften hier nicht unterschätzt werden.

EU: Mit F-Gas-Verbot werden 500 Millionen Tonnen Emissionen vermieden

Fluorierte Gase sind vom Menschen erzeugt und machen laut Brüssel etwa 2,5 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU aus. Sie werden unter anderem in Wärmepumpen, Brandschutzmitteln und Schaumstoffen verwendet. Eine zusätzliche Verringerung der F-Gas-Emissionen sei erforderlich, um einen Beitrag zu den Klimazielen der EU zu leisten und der Änderung des Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, nachzukommen, teilte das Parlament mit.

Die Einigung geht auf einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zurück. Nach Angaben der Brüsseler Behörde von Donnerstag verhindern die nun vereinbarten Verordnungen weitere Emissionen in Höhe von fast 500 Millionen Tonnen bis 2050.

Rubriklistenbild: © Franziska Gabbert/dpa-tmn

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