Die Temu-App wird gestartet, während die Website im Hintergrund zu sehen ist.
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Die Temu-App ist weltweit in Verwendung. Doch der Shop stößt jedoch auf scharfe Kritik.

Vorsicht bei Produkten

Neuer Billig-Shop Temu: Verbraucherzentrale warnt vor versteckten Kostenfallen

  • Maximilian Hertel
    VonMaximilian Hertel
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„Shoppen wie ein Milliardär“. Mit diesem Slogan versucht Temu Fuß in der EU zu fassen. Doch die Tiefpreise werfen Fragen zur Seriosität des Billig-Shops auf.

Bremen – Wie im Sturm hat die Shoppingseite Temu aus China die Charts der App-Stores erobert. Besonders in den sozialen Medien wirbt der Anbieter mit vermeintlich unwiderstehlichen Angeboten. Stark reduzierte Artikel wie Elektronik für unter einem Euro, Herrenschuhe für knapp über zehn Euro oder Haushaltsgegenstände zum kleinen Preis.

Vor der Billig-Konkurrenz von Amazon und Co warnt die Verbraucherzentrale NRW eindringlich. Das auf den ersten Blick günstige Produkt kann im Nachhinein teuer werden – und zwar wenn es statt im Briefkasten des Kunden beim Zoll landet. Zuletzt hat die Verbraucherzentrale von einer Edeka-Aktion abgeraten, die sich als Einkaufsfalle entpuppte.

Billig-Shop aus China – Verbraucherzentrale warnt vor versteckten Kosten bei Temu

Unschlagbar günstige Onlineshops sind keine Seltenheit. Zuletzt sind Billiganbieter wie Wish oder AliExpress immer wieder mit fragwürdigen Tiefpreisen aufgefallen. Wie bei der genannten Konkurrenz verkauft Temu die Waren allerdings nicht selbst, sondern bietet diese nur an. Die tatsächliche Ware kommt von Drittherstellern aus dem Hintergrund. Oft können dann hohe Zollgebühren anfallen.

Die Billigprodukte können für Verbraucher aber nicht nur dadurch schnell zur Kostenfalle werden. Der Verbraucherschutz NRW rät zur Vorsicht, da neben möglichen Zusatzkosten auch die eigenen Daten in Gefahr sein könnten. Alle möglichen Gefahren auf einen Blick:

  • Da die Ware von Händlern außerhalb der EU kommt, sollten die geltenden Zollbestimmungen für die Einfuhr beachtet werden. Außerdem muss mit langen Lieferzeiten gerechnet werden.
  • Die bestellten Produkte sollten keinesfalls per Vorkasse bezahlt werden. Die Verbraucherzentrale rät erst zur Zahlung, nachdem die Ware geliefert wurde.
  • Vor dem Kauf sollte genaustens auf die Authentizität der Produktbewertungen geachtet werden.
  • Bei elektronischen Geräten darauf achten, dass das Produkt mit dem CE-Zeichen versehen ist.
  • Bei Verwendung der Temu-App sollten unbedingt die Privatsphäre-Einstellungen überprüft werden. Temu sei besonders an den Daten seiner Nutzer interessiert, daher sollten Ortungsdienste ausgeschaltet sein und der Zugriff auf Kamera sowie Mikrofon verweigert werden.

Temu bietet zwar kostenlose Lieferung an, Bestellungen im Billig-Shop können aber trotzdem teuer werden

Temu wirbt vor allem mit dem Aspekt der kostenlosen Lieferung. Da die Plattform größtenteils Waren von Drittanbietern aus Fernost bezieht, können bei der Einfuhr nach Europa Schwierigkeiten auftreten und ungewollte Kosten verursachen. Der Anbieter selbst sei laut Verbraucherzentrale NRW in vielen Fällen von Zollgebühren der EU befreit. Eine Zollgebühr falle demnach erst an, wenn der Warenwert den Preis von 150 Euro übersteigt.

Bei einer solchen Bestellung bestehe die Möglichkeit, dass Temu eine einfache Masche anwendet: Die Produkte werden in einzelnen Paketen mit einem Warenwert unter der Zollgrenze versendet. Sollte der Trick allerdings den Zollbehörden bei der Einfuhr auffallen, komme dafür der Kunde auf – so der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke in einem Video auf YouTube. Ebenfalls kann laut der Generalzolldirektion bei vermeintlich steuerfreien Warensendungen von unter 150 Euro eine Einfuhrumsatzsteuer von sieben bis 19 Prozent erhoben werden, welche ebenfalls der Empfänger bezahlen muss.

Billig-Produkte auf Temu – „Manipulation vom Feinsten“

Auch die Produkte per se lassen oftmals zu wünschen übrig. Das zeigt ein Testkauf von dem WDR-MagazinServicezeit“. Einige Produkte seien von dem Transport beschädigt worden und bei elektronischen Produkten fehle das CE-Zeichen – eine Bestätigung des Herstellers, dass das Produkt den geltenden Richtlinien der EU entspricht.

Kommen die Produkte, die der Online-Händler Temu anbietet, aus Fernost, kann das trotz kostenlose Lieferung und kleinen Produktpreisen für den Kunden teuer werden, warnt die Verbraucherzentrale.

Das Testergebnis wird zunehmend von Testportalen im Internet gestützt. Neben auffällig häufigen 5-Sterne-Bewertungen, die „zufällig“ einen Gutschein-Code für Rabatte enthalten, werden immer mehr kritische Stimmen laut. So ist auf der Bewertungswebsite von Trustpilot die Rede von „Abzocke“, „Minderwertiger Ware“, „China Schrott“ und „Manipulation vom Feinsten“.

Vorsicht ist ebenfalls bei gefälschten Produkten geboten. Diese sind nicht nur von geringer Qualität, sondern können bei einer Bestellung in großen Mengen für Kunden zu Verstößen gegen das Urheber-Recht führen, was rechtliche Konsequenzen nach sich zieht und im schlimmste Falle sehr teuer werden kann.

Temu-Kunden fühlen sich alleingelassen – „Absolut schlechter Kundenservice“

Bei Lieferschwierigkeiten, beschädigter Ware oder bei Zahlungsproblemen hilft in der Regel ein guter Kundenservice weiter, was bei Temu laut den Rezensionen auf trustpilot.com nicht der Fall zu sein scheint. Immer wieder beschweren sich Kunden über die mangelnden Deutschkenntnisse, missverstandene Probleme oder über die schlechte Erreichbarkeit.

Da Temu selbst keine Produkte verkauft, sondern nur die Waren von Drittanbietern vermarktet, ist es für Käufer besonderes schwer ihre Ansprüche gegenüber den Herstellern geltend zu machen. Viele Kunden fühlen sich mit ihren Problemen alleingelassen. Wer auf günstige Preise aus ist, sollte sich somit nicht immer auf die selbsternannten Billig-Anbieter verlassen. Oftmals reichen schon sechs Tipps aus, um das günstigste Angebot im Internet zu finden.