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US-Zeitung kritisiert die deutsche Wirtschaft: „Deutschlands Geschäftsmodell ist kaputt“
VonUlrike Hagen
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Das Erfolgsrezept Deutschlands steht vor dem Ende, warnt ein führendes Wirtschaftsjournal. Den Politikern mangelt es an Visionen für bedeutende Veränderungen, die laut Wirtschaftsexperten notwendig sind.
New York – Eigentlich haben die USA nach der Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten und der daraus folgenden Gefahr neuer Spannungen im internationalen Handel ausreichend Problempotential im eigenen Land. Dennoch schafft es ausgerechnet die konjunkturelle Zukunft Deutschlands in die Schlagzeilen des renommierten amerikanischen Wirtschaftsblattes Wall Street Journal. Dieses prangert an, dass das deutsche Wirtschaftsmodell „kaputt“ sei.
Die Unruhen in der Wirtschaft macht auch vor der Automobilindustrie nicht halt: Zuletzt hat einer der renommiertesten Autozulieferer des Landes Insolvenz eingereicht. (Symbolbild)
Finanzblatt warnt: Deutschlands Export-Geschäftsmodell ist kaputt – „und niemand hat einen Plan B“
Deutschland sei zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt herangewachsen, indem es die technischen Produkte – Autos, Züge, Fabrikmaschinen – herstellte und exportierte, die andere kaufen wollten, so das Magazin, das als Institution in der Finanzwelt gilt. Jetzt aber wende sich die Welt von „Made in Germany“ ab, und Deutschland habe „keinen Plan B“, so das WSJ am Sonntag (26. Januar). Nur wenige Politiker befassten sich mit den großen Veränderungen, die nach Ansicht von Ökonomen erforderlich seien.
„Die meisten Politiker konzentrieren sich darauf, wie das derzeitige exportabhängige, produktionslastige Wirtschaftsmodell optimiert und verbessert werden kann“, so das Magazin. Jedoch habe unter anderem das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China und die wachsende Konkurrenz durch dortige Unternehmen die deutsche Industrie insgesamt untergraben. In Kombination mit explodierenden Energiekosten und der Gefahr neuer Handelszölle seien die Prognosen düster.
Top-Ökonomen kritisieren Ideenlosigkeit deutscher Politiker
Denn ohne schnell wachsende Exportmärkte ist das deutsche Modell „tot“, zitiert das Blatt den dänischen Ökonomen Jacob Kirkegaard. Der Forscher am Peterson-Institut für internationale Wirtschaft in Washington, D.C. warnte bereits davor, dass Deutschland mit falschem Geiz in eine tiefe Rezession schlittern werde – und erklärte das Einhalten der Schuldenbremse zur makroökonomischen „Verrücktheit“.
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„Verlieren wertvolle Zeit“ – Experten mahnen Reformbedarf an
Schon länger mahnen Top-Ökonomen an, dass Deutschland ohne eine Reform der Schuldenbremse „wertvolle Zeit“ verliere: „In den Bereichen Infrastruktur, Investitionen und Transformation besteht ein riesiger Handlungsbedarf, der in den kommenden zehn Jahren im hohen dreistelligen Milliardenbereich liegt. Der Bereich Militär ist da noch nicht mitgerechnet“, so Jens Südekum, Ökonom und Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gegenüber IPPEN.MEDIA.
Er sehe keine ernsthafte Initiative, ein neues Wirtschaftsmodell zu entwickeln, sagte der Wirtschaftsexperte nun dem WSJ. „Kurzfristig geht es nur darum, wie man taktisch mit der Situation umgeht, nach dem Motto: ‚Wenn Trump Zölle verhängt, dann werden wir dorthin gehen und dort produzieren.‘“
Das Bruttoinlandsprodukt stagniert jedoch bereits seit 2019, vor Beginn der Covid-19-Pandemie – die längste Periode seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die meisten Ökonomen erwarten, dass sich das in diesem Jahr fortsetzt. „Bis vor Kurzem beschränkten sich die Folgen dieses langsamen Wirtschaftsabsturzes auf Zeitungskommentare und Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten“ und hätten kaum spürbare Auswirkungen auf das Leben der Wähler gehabt, schreibt das Finanzblatt.
„Neue Ideen praktisch nicht vorhanden“: Fehlender Plan B und politische Trägheit
Doch in diesem Jahr sei die Krise politisch geworden, die Umfragen zeigen, dass die Wirtschaft und die Auswirkungen der steigenden Inflation endlich die bisher vom Wähler fokussierten Themen Einwanderung, Sicherheit und Klimawandel in den Schatten gestellt haben. Dennoch konzentrierten sich nur wenige Politiker auf die großen Veränderungen, die nach Ansicht von Ökonomen erforderlich seien: „Neue Ideen zur Förderung von Investitionen und Konsum, zur Steigerung des Handels innerhalb Europas oder zur Öffnung für schnell wachsende Technologie- oder Dienstleistungssektoren sind praktisch nicht vorhanden“, schreibt das Magazin.
Eine entscheidende Hürde, nämlich die verfassungsmäßigen Beschränkungen der Staatsausgaben und der Staatsverschuldung, müssten im Parlament überwunden werden. Der aktuelle Wahlkampf ignoriere diese Ideen weitgehend. Stattdessen verteidigten die meisten Politiker und Wahlprogramme den Status quo – auch die der CDU-Opposition. „Ich denke, die oberste Priorität für Deutschland und Europa ist es, die Handelskanäle so weit wie möglich offenzuhalten“, zitiert das WSJ etwa Yannick Bury, Ökonom und Abgeordneten der CDU. „Wir werden Marktanteile in China verlieren, aber der Markt wächst immer noch, also würde ich ihn nicht abschreiben“, ein starkes Wachstum in den USA könne Trumps Zölle ausgleichen.