Inflationsfolgen
Trotz Wirtschaftskrise wächst das Vermögen der Deutschen – eine Investitionstaktik führt jedoch zu Einbußen
- VonKatharina Bewsschließen
Ungeachtet der Rezessionswarnungen nimmt das finanzielle Vermögen der Deutschen zu, allerdings ist der reale Wert privater Vermögenswerte geringer als vorausgesagt. Spezifische Anlagestrategien verursachen die höchsten Verluste.
Berlin – Die deutsche Wirtschaft wird laut Prognosen der Bundesregierung auch in diesem Jahr eine Rezession erleben. Dennoch erreichen die Geldvermögen der Deutschen einen neuen Höchststand. Ein Bericht der Bundesbank schätzt das Finanzvermögen privater Haushalte auf 8,8 Billionen Euro. Doch der Schein trügt: Trotz steigender Investitionen in Aktien und Investmentfonds fällt der tatsächliche Wert der privaten Vermögenswerte am Ende niedriger aus als erwartet. Vor allem eine bestimmte Anlagestrategie bringt den Deutschen die größten Verluste.
So setzt sich das Geldvermögen der deutschen Haushalte zusammen
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Bundesbank zeigt, dass das Geldvermögen der privaten Haushalte im vergangenen Quartal um 136 Milliarden Euro auf insgesamt 8,8 Billionen Euro gestiegen ist. Damit verzeichnete es innerhalb eines Jahres ein Wachstum von 7,5 Prozent, während das allgemeine Preisniveau um 2,2 Prozent zunahm.
Knapp 40 Prozent des Vermögens der deutschen Haushalte bestehen aus Bargeld und Einlagen, gefolgt von knapp 30 Prozent in Versicherungen und Altersvorsorge, rund 20 Prozent in Aktien und anderen Anteilen, sowie etwa 10 Prozent in Investmentfonds. Zusätzlich machen Schuldverschreibungen 2,5 Prozent aus.
Laut der Bundesbank stiegen vor allem die Bestände an Bargeld und Sichteinlagen, die um 12 Milliarden Euro zunahmen. Außerdem wurden Aktien und Anteile im Wert von 5 Milliarden Euro erworben, mit einem Schwerpunkt auf ausländischen Aktien, in die 2 Milliarden Euro investiert wurden. Der Anteil an inländischen Aktien sank hingegen um 1 Milliarde Euro.
Investmentfonds über Lebensversicherung – so investiert die junge Generation
Einen besonders starken Zuwachs gab es bei Investmentfondsanteilen, die um 17 Milliarden Euro wuchsen, vor allem durch Investitionen im Ausland. Deutsche Anleger profitierten hier von den Konjunkturen anderer Volkswirtschaften, die im Vergleich zu Deutschland bessere Wirtschaftszahlen verzeichneten.
Zu den Investmentfonds zählen Aktien-, Renten- und Mischfonds sowie zunehmend Indexfonds, wie der DAX. Mitte 2024 entfielen 1,06 Billionen Euro an Vermögenswerten auf Fondsanteile. Obwohl der DAX aktuell gute Zahlen aufweist, sind nur etwa die Hälfte der Aktien, die sich im Besitz deutscher Anleger befinden, tatsächlich deutsche Aktien.
Der Gesamtwert der Lebensversicherungen lag im Juni 2024 bei 1,2 Billionen Euro, laut Angaben der Bundesbank. Börsenanlagen stiegen sogar auf 1,6 Billionen Euro. „Gerade die junge Generation scheint nicht mehr so sehr Versicherungen als Geldanlage zu präferieren, sondern nutzt dafür eher Aktien und ETFs“, erklärt Daniel Franke, Geschäftsführer des Vergleichsportals Tagesgeldvergleich.net in einem Bericht der Welt.
Vermögenszuwachs täuscht: Werteverlust durch Inflationsfolgen
Trotz der scheinbaren hohen Vermögenswerte der Deutschen bleibt ein Problem: Obwohl die Investitionen in Börsenpapiere und Investmentfonds steigen, bleibt der Anteil von Bargeld und Bankguthaben mit 40 Prozent sehr hoch. Diese Anlagen können aufgrund niedriger Zinsen die Inflation kaum ausgleichen. Nach Abzug der Inflation ist das deutsche private Geldvermögen am Ende immer noch kleiner als 2021, wie die Welt berichtet. Es braucht daher mehr Deutsche, die ihr Geld in den Markt investieren, und ihr Geld nicht nur auf der Bank oder in Bargeld halten, um Wertverluste zu vermeiden. Der DAX wächst im Durchschnitt um 8 Prozent jährlich, und bei amerikanischen Indizes sind die Zuwächse teils sogar noch höher.
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