Finanzindustrie
Trotz Sanktionen: Raiffeisen Bank verdient immer noch gut in Russland
- VonRobert Wallenhauerschließen
Die österreichische Raiffeisen Bank erzielte im ersten Halbjahr 2023 mehr als die Hälfte des Konzern-Gewinns in Russland. Wann und ob die russische Tochterbank verkauft wird, bleibt unklar.
Wien/Moskau – Beim österreichischen Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) zeigt sich in Russland erstmals ein deutlicher Geschäftsrückgang. Im zweiten Quartal schrumpfte der Gewinn in dem Land, das wegen des Ukraine-Kriegs vom Westen mit Sanktionen belegt wurde, auf von 534 Millionen Euro auf 384 Millionen Euro. Ein Minus von 28 Prozent, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht der Bank hervorgeht.
Bei der Betrachtung des Halbjahreszeitraums zeigt sich jedoch ein anderes Bild: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erzielte die RBI noch mehr als die Hälfte ihres Konzerngewinnes von 1,24 Milliarden Euro in Russland. Diese Gewinne kann die Bank aufgrund von Sanktionen aber derzeit nicht abschöpfen.
Raiffeisen Bank: Schleppender Verkauf der russischen Tochter
Die RBI ist seit 30 Jahren in Russland aktiv und dort die größte westliche Bank. Wegen des umstrittenen Geschäfts, das bisher ihr größter Ertragsbringer war, steht die Bank unter Druck von Investoren, Bankenaufsicht und US-Sanktionswächtern. Bisher tut man sich schwer, das Russland-Geschäft zu beenden. Bankchef Johann Strobl nannte noch im Mai einen Zeitplan für eine mögliche Abspaltung des Russland-Geschäfts. Der Manager hatte einen möglichen Spin-off bis Ende September in Aussicht gestellt. Dieser Plan ist jetzt gescheitert. Man strebe nun eine mögliche Abspaltung des Geschäfts bis Ende Dezember an, sagte Strobl am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Aus heutiger Sicht sei eine Abspaltung bis September „unwahrscheinlich“, so Strobl.
Der RBI gehe es vor allem darum, wie sie das in Russland gebundene Kapital von etwa vier Milliarden Euro aus dem Land heraus bekommt, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. „Es könnte sein, dass das Thema schadensminimierender Verkauf nicht realistisch erscheint in absehbarer Zeit“, so die Person. Anfang Juli habe es zwar insbesondere einen Kaufinteressenten gegeben, aber die Gespräche seien nur schleppend gelaufen. Denkbar sei, dass die Bank mit einem Minderheitsanteil in Russland bleibt oder bleiben muss, sagte der Insider. Grund dafür seien enge Vorgaben des russischen Präsidialamts.
Russische Raiffeisen-Tochter stellt neue Mitarbeiter ein
Aus einer Unternehmenspräsentation zum Halbjahr geht hervor, dass die Tochter in Russland mehr Mitarbeiter und mehr Kunden zählt als noch vor einem Jahr. Die russische Tochterbank habe rund 700 Mitarbeiter eingestellt und zähle nun 9897 Beschäftigte. Das Kreditvolumen, gemessen in Rubel, sei seit Kriegsausbruch um 35 Prozent reduziert worden, hieß es. Die Anzahl der SWIFT-Transaktionen in Euro sei mittlerweile geringer als vor Kriegsbeginn. Allerdings stieg die Zahl der Kunden von 2,9 Millionen auf 3,2 Millionen.
Ein Banksprecher erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Großteil der neu eingestellten Mitarbeiter im IT-Bereich arbeite. Dies sei notwendig, da sich westliche IT-Dienstleister aus Russland zurückgezogen hätten und die Bank bei einem möglichen Verkauf oder einer Abspaltung IT-autark sein müsse. Zu den Kunden wollte sich der Sprecher nicht konkret äußern. Er verwies aber darauf, dass Retailkunden in Russland nicht abgelehnt werden dürfen und die Bank Basisdienstleistungen wie etwa ein Zahlungsverkehrskonto anbieten müsse. (Reuters/row)
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