Pünktlich zur Heizsaison

Millionen Haushalte betroffen: Hunderte Grundversorger senken Energiepreise

Zum Start der Heizsaison senken viele Grundversorger ihre Preise. Millionen Haushalte sind laut verschiedenen Vergleichsportalen betroffen.

Berlin – Viele Grundversorger senken zur Winterzeit im Dezember und Januar die Preise für Energie. Da circa jeder vierte Haushalt einen Grundversorgungstarif besitzt, bedeutet das, wie schon zur Jahresmitte, Entlastungen für Millionen von Menschen. Wie das Vergleichsportal Verivox am Dienstag mitteilte, hätten bislang 83 Versorger Entlastungen angekündigt, im Schnitt um ganze 12 Prozent. Dennoch spielten nicht alle beim Senken der Preise mit: Fünfmal seien sogar Erhöhungen für Dezember und Januar angekündigt worden, so Verivox.

Das hat Auswirkungen auf den Durchschnittspreis für örtliche Grundversorgungs-Energie: Mit den angekündigten Änderungen verrechnet liegt der zurzeit bei 46 Cent pro Kilowattstunde. Dass das dennoch ein beträchtlich hoher Preis ist, zeigt ein Blick auf die von der Bundesregierung eingeführte Strompreisbremse: Diese soll den Preis auf 40 Cent pro Kilowattstunde deckeln. Die Regierung plant, das Programm noch bis Ende April fortzuführen.

Ein Stromzähler: Viele Grundversorger senken ihre Energiepreise.

Check24: Hunderte Preissenkungen seit September

Wie ein weiteres Vergleichsportal, Check24, ebenfalls am Dienstag bekannt gab, hat es in den vergangenen Monaten bereits hunderte Preissenkungen gegeben. In der Zeit seit Anfang September seien in insgesamt 279 Fällen der Gas- sowie in 202 Fällen der Strompreis gesenkt worden sein, hieß es vom Unternehmen. Trotzdem: „Gas und Strom in der Grundversorgung bleiben weiterhin teuer“, sagt Check24.

Wie viele Haushalte aber genau von den Preissenkungen profitieren würden, sei nicht exakt bestimmbar, sagt Verivox. In den betroffenen Gebieten gäbe es wohl 4,7 Millionen Haushalte. Da in Deutschland circa jeder vierte Haushalt vom Grundversorger beliefert wird, kann wohl in etwa von einer Summe von 1,1 Millionen Haushalten ausgegangen werden.

In den von Strompreiserhöhungen betroffenen Grundversorgungsgebieten leben nach Angaben des Vergleichsportals rund 900.000 Haushalte. Der Grundversorger ist immer dasjenige Energieversorgungsunternehmen, das in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom beziehungsweise Gas beliefert. Laut Verivox gibt es bundesweit 800 Strom-Grundversorger.

Millionen Haushalte bei Erdgas betroffen

Bei Erdgas registrierte Verivox in der Grundversorgung für Dezember und Januar bislang 99 angekündigte Preissenkungen, im Schnitt um 15 Prozent. In den davon betroffenen Grundversorgungsgebieten leben nach Angaben des Vergleichsportals 9,5 Millionen Haushalte, von denen im Schnitt jeder zweite eine Gasheizung hat. Auch bei Erdgas lag die Grundversorgungsquote 2021 bei 24 Prozent.

Preiserhöhungen gab es auch bei Erdgas, und zwar bei zehn Grundversorgern; sie decken ein Gebiet mit rund einer Million Haushalten ab. Verivox ermittelte gut 14 Cent je Kilowattstunde als künftigen Durchschnitts-Gaspreis in der Grundversorgung. Auch dieser Wert liegt über der Gaspreisbremse, die den Preis auf 12 Cent deckelt. Das Vergleichsportal wies darauf hin, dass in alternativen Tarifen Gas derzeit ab 8,5 Cent je Kilowattstunde zu haben sei. Laut Verivox gibt es bundesweit rund 700 Gas-Grundversorger.

VKU: Preisanpassungen nicht ungewöhnlich

Dass Preisänderungen zum Jahreswechsel ein alljährliches Schauspiel seien, erklärte ein Sprecher des Stadtwerkeverbandes VKU (Verband kommunaler Unternehmen) in Berlin: „Der Jahreswechsel ist regelmäßig ein Zeitpunkt, zu dem Energieversorger ihre Strom- oder Gaspreise anpassen“. Grund hierfür seien etwa Änderungen von nicht beeinflussbaren Preisbestandteilen wie Netz- und Messentgelten oder auch gesetzlichen Umlagen. „Auch wenn die allermeisten Stadtwerke eine langfristige, strukturierte Beschaffung vornehmen, unterscheidet sich im Resultat die Höhe der Kundentarife.“

Die genauen Gründe für Preisanpassungen ließen sich so pauschal nicht sagen: „Eine wichtige Rolle spielt dabei die Einkaufstrategie - konkret: welche Mengenanteile früher oder später eingekauft werden.“ Derzeit komme die Entspannung an den Energiemärkten langsam und schrittweise bei der Kundschaft an. „Die aktuellen Preissenkungen basieren überwiegend auf den im Vergleich zum vergangenen Herbst und Winter gesunkenen Einkaufspreisen.“

Grundversorger haben weiter „starke Stellung“

Die Strom-Grundversorger, die oft die Stadtwerke sind, haben weiterhin in ihren jeweiligen Versorgungsgebieten laut Bundesnetzagentur eine „starke Stellung“: Neben den 24 Prozent der Haushalte, die sich 2021 in der klassischen Grundversorgung befanden, wurden weitere 37 Prozent der Haushalte über Sonderverträge an den Grundversorger gebunden. Bei Gas belief sich der Anteil mit Sonderverträgen des Grundversorgers auf 41 Prozent - zusätzlich zu den bereits oben genannten 24 Prozent mit klassischen Verträgen.

Preisanpassungen zum Winter sind also nichts Ungewöhnliches, und dennoch: Eine Besonderheit fällt laut Bundesnetzagentur dieses jahr deutlich auf. Während die Preise in der klassischen Grundversorgung normalerweise oft über denen von Sonderverträgen liegen, sorgte die Energiekrise für eine außergewöhnliche Situation: „Die Preise der Grundversorger lagen unterhalb der Preise der anderen Vertragsarten“, hieß es von der Bundesnetzagentur am Montag. Die Behörde sieht darin den Hauptgrund für die deutlich gesunkene Zahl der Lieferantenwechsel von Haushaltskunden bei Strom und Gas. Diese sanken im Vergleich zum Vorjahr laut Bundesnetzagentur um 16 Prozent. (lf, dpa, afp)

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