Friedenspflicht endet

Streiks bei Volkswagen nächste Woche? Prominenter Besuch bei der nächsten VW-Betriebsversammlung erwartet

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Volkswagen könnte sich ab dem Wochenende mit Streiks auseinandersetzen müssen. Die Verhandlungen sollen aber nicht abgebrochen werden. In der nächsten Woche ist eine zusätzliche Betriebsversammlung geplant.

Wolfsburg – Die Krise um den deutschen Autobauer Volkswagen spitzt sich zu, am kommenden Samstag läuft die Friedenspflicht ab, damit können ab 1. Dezember 2024 Streiks in den Werkshallen von VW starten. Bisher konnten sich Gewerkschaft und Konzern nicht auf einen Sparplan einigen – die Verhandlungen gehen aber noch weiter. Volkswagen hofft auf eine Einigung bis Weihnachten. Das sagte Beschaffungsvorstand der Kernmarke VW, Dirk Große-Loheide, beim „Handelsblatt Auto-Gipfel“ in Salzgitter am Dienstag (26. November).

Volkswagen will bis Weihnachten eine Einigung mit Betriebsrat und IG Metall finden

„Der Wunsch ist, glaube ich, auf beiden Seiten sehr groß, dass man diese Diskussionen nicht für alle Mitarbeiter noch mit unter den Weihnachtsbaum nimmt“, so Große-Loheide nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur. Von daher hoffe er, dass dies auch gelingen werde, sagte der Manager, betonte aber: „Garantieren kann das keiner.“

Große-Loheide zeigte sich optimistisch, dass es am Ende zu einer guten Lösung kommen werde. „Aus Krisen sind wir bislang immer gestärkt und mit Kraft hervorgegangen.“ Er sei persönlich sehr zuversichtlich, „dass wir einen gemeinsamen und starken Weg zu einer echten Wettbewerbsfähigkeit finden können“, sagte Große-Loheide.

Zugleich bekräftigte er die Notwendigkeit, die Kosten nachhaltig zu senken. „Das ist aus meiner Sicht unabdingbar.“ Das erfordere auch den Abbau bestehender Überkapazitäten. VW fehle die Kundschaft für mehr als 500.000 Fahrzeuge. „Wenn die Nachfrage nicht da ist, müssen wir unsere Kapazitäten restrukturieren und an die Nachfrage anpassen. Ich denke, das ist unumgänglich.“

Hubertus Heil kommt zur Betriebsversammlung von VW: Tausende Menschen erwartet

Derweil können sich die Mitarbeitenden bei Volkswagen in der kommenden Woche auf prominenten Besuch einstellen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nimmt am kommenden Mittwoch (4. Dezember) an der Betriebsversammlung des Autobauers VW teil. Der Besuch stehe „in einer turbulenten Zeit an“, erklärte der Betriebsrat der Marke. Neben Heil ist auch Konzernchef Oliver Blume angemeldet.

Bei VW stehen Werksschließungen und Entlassungen im Raum. (Symbolbild)

Zur vorherigen Betriebsversammlung im September kamen den Angaben nach 25.000 Menschen. Auch dieses Mal rechnet der Betriebsrat mit „enormem Interesse“. Die Einladung an den Bundesarbeitsminister war den Angaben nach bereits vor Monaten erfolgt. „Ich freue mich sehr, dass Hubertus Heil zu uns kommt. Für unsere Belegschaft ist der Besuch des Bundesministers ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung“, erklärte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo.

Volkswagen in der Krise: Ab 1. Dezember stehen Streiks auf dem Plan

Die dritte Tarifrunde bei VW war am 21. November ohne Ergebnis zu Ende gegangen, weiter geht es am 9. Dezember. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall legten zuletzt ein sogenanntes Zukunftskonzept vor, in dem sie vorschlagen, Gehaltssteigerungen nicht auszuzahlen, sondern für einen Fonds zur Finanzierung von Arbeitszeitkürzungen zu verwenden. Im Gegenzug fordern sie Garantien für Beschäftigung und Standorte.

VW allerdings hält bisher seinen Plänen für Fabrikschließungen und Kündigungen in Deutschland fest. Ab kommender Woche könnte es daher zu Ausständen der Belegschaft kommen, denn die sogenannte Friedenspflicht endet am Samstag. Die Tarifkommission der IG Metall stimmte bereits einstimmig für Warnstreiks, die ab Sonntag möglich wären.

Zu den Tarifverhandlungen selbst werde Heil sich aller Voraussicht nach nicht äußern, das sei mit der Tarifautonomie nicht zu vereinbaren, erklärte der Betriebsrat. Mit der Lage der Automobilindustrie insgesamt, der Rolle Volkswagens in der Branche und anderen arbeitsmarktpolitischen Themen, stünden aber „sicherlich genügend spannende Themenfelder bereit“. (mit Material von AFP und dpa)

Rubriklistenbild: © Moritz Frankenberg/dpa

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