Handelsprotektionismus

EU-Strafzölle: China erwägt drastische Maßnahme

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Die Reaktion auf angekündigte Strafzölle gegen China lässt nicht lange auf sich warten: Die EU könnte verklagt werden. Verkehrsminister Wissing warnt vor einer „Katastrophe“.

Peking/Brüssel - Wie weit lässt es die EU im Handelskonflikt mit China kommen? Wie nicht anders zu erwarten, erzeugen die verhängten Strafzölle gegen Autokonzerne der Volksrepublik Unmut beim wohl wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Während die chinesische Regierung eine Klage vor dem obersten Gericht einräumt, warnt Bundesverkehrsminister Volker Wissing vor den Folgen der Entscheidung in Brüssel.

Nach der Verhängung von Strafzöllen hat China der EU mit einer Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) gedroht, falls die geplanten Strafzölle auf elektrifizierte Fahrzeuge umgesetzt werden. „China behält sich das Recht vor, Klage einzureichen und wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen entschieden zu verteidigen“, erklärte He Yadong, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums.

EU-Strafzölle gegen E-Autos: China könnten Klage wegen Eltroautos einreichen - „ein offensichtlicher Akt“

Die Strafzölle würden nicht nur die „für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit“ im Bereich neue Energiefahrzeuge stören, auch die globale Automobilindustrie und Lieferketten würden verzerrt. Nach Ansicht von China verstoße die Brüsseler Entscheidung möglicherweise gegen WTO-Regeln und sei „ein offensichtlicher Akt des Handelsprotektionismus.“

Chinesisches Frachtschiff mit Neuwagen für den Export: Ungeachtet der Warnrufe verhängt die EU Strafzölle gegen China.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch (12. Juni 2024) vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China angedroht, allerdings unter Vorbehalt: Ob die höheren Zollgebühren von bis zu 38,1 Prozent tatsächlich erhoben werden, hänge davon ab, ob mit dem Reich der Mitte eine alternative Lösung gefunden werden kann. Strafzölle könnten in bestimmten Fällen rückwirkend ab Anfang Juli fällig werden, falls die EU langfristig höhere Zölle beschließt. Die EU fordert China auf, Verhandlungsbereitschaft zu zeigen.

EU plant Strafzölle gegen Chinas E-Autos - Wissing warnt vor „Katastrophe für Deutschland“

Derweil warnt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor den möglichen Auswirkungen: „Einen Handelskrieg mit China kann sich niemand wünschen. Es wäre für Deutschland eine Katastrophe und auch für die Europäische Union nicht von Vorteil“, wird der FDP-Politiker von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert. Nach dessen Meinung leiden am Ende lediglich „die Verbraucher, denn nur Wettbewerb sichert niedrige Preise bei bester Qualität.“

Was der 54-Jährige damit meint, zeigt sich schon jetzt am Beispiel Tesla: Der US-Elektroautobauer plant, in den EU-Staaten den Preis für sein Model 3 zu erhöhen, um die drohenden Einfuhrzölle zu kompensieren. „Wir gehen davon aus, dass wir die Preise für das Model 3 ab dem 1. Juli 2024 erhöhen müssen“, kündigte das Unternehmen laut Reuters an. Als Grund nennt Tesla die zusätzlichen Einfuhrzölle, die voraussichtlich auf alle in China hergestellten und in der EU verkauften Elektrofahrzeuge erhoben werden. Tesla fertigt viele seiner Fahrzeuge in seinem Werk in Shanghai für den europäischen Markt.

Tesla reagiert auf EU-Strafzölle gegen Chinas Elektroautos - Preise würden stark steigen

Was Tesla-Käufer dann erwartet, schildert das Portal Elektroauto-News.net: Das Basismodell der Mittelklasse-Limousine kostet aktuell Preise ab 41.000 Euro. Würde Tesla die Höhe des zusätzlichen, voraussichtlichen Strafzolls (21 Prozent) umlegen, würde das zuletzt günstiger gewordene Elektroauto plötzlich 49.600 Euro kosten.

Neun Mikro-Elektroautos, die perfekt für die Stadt sind

Opel Rocks-e
Opel Rocks-e: Mancher dürfte sich fragen, ob das überhaupt noch ein vollwertiges Auto ist. Gesetzlich ist er es wie alle Kleinstwagen nicht. Wer ihn fahren will, benötigt lediglich die Führerscheinklasse AM. Somit kann er schon ab 15 Jahren bewegt werden. Der Elektromotor leistet 8 PS und beschleunigt den Mini-Stromer auf 45 km/h. Mehr geht nicht. Die 5,5-kWh-Batterie reicht für eine Reichweite von 75 Kilometern. Danach muss der 2,41 Meter lange Opel Rocks-e für rund vier Stunden an die Steckdose. Kostenpunkt: rund 8.000 Euro © Opel
Renault Twizzy
Renault Twizy: Der kleine Franzose ist so etwas wie der Opa unter den Mikro-Elektroautos. Schon seit 2012 ist der Twizy in der Modellpalette von Renault zu finden. Mit 2,34 ist er etwas größer als Rocks-e und Ami. Statt nebeneinander nehmen die zwei Insassen hintereinander Platz. Seitenscheiben gibt es nur als Zubehör. Preislich geht es ab 11.450 Euro los. Wie die größere Version fahren will, benötigt jedoch einen richtigen Führerschein. Die Reichweite gibt Renault mit 90-100 Kilometern an. © Renault
City Transformer CT1
City Transformer CT1: Auch in Israel hat man die Mikro-Elektroautos für sich entdeckt. Der CT1 vom Start-up City Transformer macht seinem Namen dabei alle Ehre. Denn die Spurweite des Mini-Stromers lässt sich anpassen. Angetrieben wird er von zwei Elektromotoren an der Hinterachse. Das Start-up verspricht bis zu 180 Kilometer Reichweite und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Wer den CT1 vorbestellt, zahlt 13.000 Euro, später soll er dann 16.000 Euro kosten. © City Transformer
Das Elektroauto e.GO Life
e.Go Life: Mit seinen 3,3 Metern ist der e.Go Life im Vergleich zu den andren Mini-Stromern fast schon ein Riese. Der 77 PS starke Elektromotor ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. In der Stadt soll er bis zu 206 km weit kommen. Kombiniert liegt die Reichweite bei 139 Kilometern. Wegen der Insolvenz von e.Go im Sommer 2020 wurde der Life zeitweise nicht gebaut. Dasd Geschäft wurde aber von der Next.E.Go Mobile SE übernommen. Mit dem e.wave X steht auch schon ein Life-Nachfolger bereit. © Marius Becker/dpa
Microlino 2.0.
Microlino 2.0: Von 1955 bis 1962 baute BMW das Leichtfahrzeug Isetta. Bis heute ist der Kleinstwagen Kult und feiert nun sein Comeback. Zumindest ähnelt der Microlino 2.0 der Isetta sehr. Angeboten wird der Mikro-Stromer in drei Batterieversionen mit 95, 175 und 230 km Reichweite. Der 20 PS starke Elektromotor beschleunigt das nur 450 Kilogramm schwere Mobil auf 90n km/h. Mit 14.990 Euro ist der Microlino jedoch nicht grade billig. © Arnulf Hettrich/Imago
Elaris Pio
Elaris Pio: Mit 2,81 Meter Länge bleibt dieser Elektro-Zwerg noch unter der Drei-Meter-Marke. In diesem Bereich verschwimmen die Grenzen zwischen Mikro-Auto und Pkw. In Sachen Antrieb befindet sich der Pio jedoch bei den Mikro-Stromern. Grade einmal 49 PS leistet der Elektromotor. Der Akku kommt auf 27 kWh und reicht für 225 Kilometer. Preislich liegt der Pio bei 21.900 Euro. © Elaris
FreZE Nikob EV
FreZE Nikob EV: In China ist der Elektro-Zwerg unter dem Namen Wuling Hongguang Mini EV bereits sehr erfolgreich. Damit das auch in Europa der Fall ist, brauchte es neben einem neuen Namen auch mehr Sicherheit und Energieeffizienz. Heißt: ESP, Airbags, neue Räder und eine LED-Beleuchtung. Angeboten wird das Nikob EV mit einer 13,8-kWh-LFP-Zelle mit 200 km Reichweite. Kosten soll das kleine Elektroauto 16.000 Euro. © Wulling
Elektrofrosch Bob Four
Elektrofrosch Bob Four: So ganz weiß man ja nicht, was dieses Gefährt sein möchte. Offiziell handelt es sich bei dem Elektrofrosch Bob Four um einen Kabinenroller. Entsprechend ist bei 45 km/h Schluss. Rund 100 Kilometer soll der Elektrofrosch kommen und das für grade einmal 8.990 Euro. Neben dem Bob Four hat Elektrofrosch noch weitere Mikromobile im Angebot.  © Elektrofrosch
Ari 802
ARI 802: Mit 2,22 fällt der Ari 802 sehr klein aus. Mit 643 Kilogram ist er zudem auch noch sehr leicht. Daher reichen 10 PS auch um den Kleinstwagen auf Tempo 80 zu bringen. In den Versionen 252 und 452 sind nur 25 beziehungsweise 45 km/h drin. Die Reichweite gibt Ari mit 120 bis 250 Kilometern an. Preislich schlägt der Ari 802 mit 10.990 Euro zu Buche.  © Ari

Westliche Autobauer, die ihre Fahrzeuge aus China importieren, dazu gehört auch BMW, sollen von der EU als kooperative Unternehmen behandelt werden. Für diese gilt ein Zusatzzoll von 21 Prozent. Andernfalls muss mit einem Aufschlag von 38,1 Prozent gerechnet werden. (PF mit dpa/Reuters)

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