Heizungs-Gesetz
Sanierungszwang: In diesen Städten sind die Häuser besonders marode
VonAmy Walkerschließen
Auf Immobilienbesitzer kommen harte Zeiten zu: Nicht nur Deutschland, sondern auch die EU will höhere Standards in Gebäuden durchsetzen. Hausbesitzer müssen massiv in die Sanierung investieren.
Berlin – Für Immobilienbesitzer und Immobiliensuchende ist der Energieausweis nun von entscheidender Bedeutung. Daraus kann man quasi ablesen, wie teuer die kommenden Jahre für den Eigentümer werden. Je schlechter die Energieeffizienzklasse, desto teurer wird es. Denn während in Deutschland das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gerade durchs Kabinett gegangen ist, wird in der EU über eine Richtlinie diskutiert, die Millionen Menschen zur Sanierung ihrer Gebäude zwingen würde.
EU-Vorgaben: Effizienzklasse D oder höher bis 2033
Die Energieeffizienzklassen reichen von A+ bis H und geben Auskunft darüber, wie effizient das Gebäude ist. Es sagt also aus, wie hoch und niedrig der Energieverbrauch ist. Entscheidend für die Einstufung ist der Energiebedarf der Immobilie. Dieser resultiert nicht nur aus der Heizungsanlage, sondern auch aus Faktoren wie der Dämmung, energetische Schwachstellen, sowie Größe und genutzte Potenziale einer Immobilie.
Die EU will mit einem neuen Gesetz die Dekarbonisierung im Gebäudesektor massiv vorantreiben. Alle neuen Wohngebäude sollen bis 2030 emissionsfrei sein, bestehende sollen mindestens in Klasse E sein. Und bis 2033 sollen alle bestehenden Wohngebäude in der EU die Energieeffizienzklasse D erreicht haben. Noch dazu greift das GEG der Bundesregierung, das eine stufenweise Umstellung von fossilen Heizsystemen auf klimaneutrale Heizungen bis 2045 vorsieht. Spätestens dann soll Deutschland komplett emissionsfrei heizen.
Beide Gesetze zusammen bedeuten für Immobilieneigentümer, dass sie in den kommenden Jahren viel Geld investieren müssen, um den neuen Standards zu entsprechen.
Stuttgart hat viele alte Gebäude
Laut einer Erhebung des Maklerhauses von Poll Immobilien, aus der die WirtschaftsWoche zitiert, gibt es in Deutschland teils große Unterschiede bei den Effizienzklassen der Gebäude in deutschen Städten. Bei der Erhebung wurden zwar nur die Immobilien analysiert, die gerade zum Verkauf stehen, was einen Bruchteil des Gebäudebestands darstellt. Dennoch lässt daraus ableiten, dass in manchen Städten der Sanierungsdruck höher sein wird, als in anderen.
| Stadt | Gebäudeanteil in Klasse A+ - D | Gebäudeanteil in Klasse E | Gebäudeanteil in Klasse F-H |
|---|---|---|---|
| Leipzig | 96,6 Prozent | 2,0 Prozent | 1,5 Prozent |
| Düsseldorf | 91,6 Prozent | 4,4 Prozent | 4,0 Prozent |
| Frankfurt | 86,7 Prozent | 6,1 Prozent | 7,2 Prozent |
| München | 86,1 Prozent | 8,5 Prozent | 5,5 Prozent |
| Berlin | 86,1 Prozent | 7,5 Prozent | 6,5 Prozent |
| Köln | 81,9 Prozent | 7,8 Prozent | 10,3 Prozent |
| Hamburg | 78,3 Prozent | 9,1 Prozent | 12,6 Prozent |
| Stuttgart | 75,8 Prozent | 9,0 Prozent | 15,2 Prozent |
Anhand der Tabelle ist zu erkennen, dass in Stuttgart, Hamburg und Köln viele Gebäude stehen, die einen niedrigen Energiestandard haben. Von den aktuell inserierten Gebäuden müssen in Stuttgart 24,2 Prozent saniert werden, um in zehn Jahren der EU-Richtlinie zu entsprechen. Das wird beim Verkauf der Immobilien eine wesentliche Rolle spielen und ihren Wert senken.
Sanierung kann in die sechsstelligen Beträge gehen
Laut den Angaben des Immobiliendienstleisters McMakler wird es deutlich mehr Eigentümer treffen. Sollten die Pläne der EU umgesetzt werden, müssten laut den Zahlen von McMakler 58 Prozent der deutschen Wohnimmobilien bis 2033 saniert werden, um eine Energieklasse von D oder höher zu erreichen. Allerdings weisen die Immobiliendienstleister darauf hin, dass gut 46 Prozent der Eigentümer in Deutschland überhaupt nicht wissen, welche Energieklasse ihr Gebäude überhaupt hat. Das wird sich nun immer mehr ändern.
Um ein Gebäude energetisch zu sanieren, müssen zum Beispiel Dach, Keller und Fassade gedämmt werden oder Türen und Fenster ausgetauscht werden. Die Sanierung wird also nicht gerade günstig ausfallen. Je nach Zustand der Gebäude werden Eigentümer schnell auf sechsstellige Beträge kommen. Zwar gibt es Förderungen der Bundesregierung. Die werden aber bei weitem nicht alle Kosten abfedern können.
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