Behörde schreitet ein
Sanierungsplan von Signa könnte platzen – Unternehmen kontert: „nicht nachvollziehbar“
- VonMax Schäferschließen
Der Sanierungsplan einer bedeutenden Signa-Gesellschaft gerät in Gefahr. Eine Behörde hat Rechtsmittel eingelegt. Ein zweites Unternehmen könnte folgen.
Wien – Nach der Pleite der Signa-Holding von René Benko sollte lediglich die leere Hülle in den Konkurs gehen. Eine Treuhand sollte dagegen beiden insolventen Immobilienunternehmen Signa Prime und Signa Development verwalten. Um Letztere gibt es nun Ärger. Die dem österreichischen Finanzministerium unterstellte Finanzprokuratur hat Rechtsmittel gegen den Sanierungsplan eingelegt. Der Behörde kommt die Funktion einer Anwältin und Beraterin der Republik Österreich zu.
Der Schritt der Finanzprokurator war am Dienstag, 30. April, von der österreichischen Zeitung Die Presse veröffentlicht worden. Damit könnte sich der Abwicklungsprozess des Unternehmens um Monate verzögern, heißt es in der österreichischen Medienlandschaft.
Österreich legt Einspruch gegen Signa-Sanierungsplan ein – Unternehmen kontert
Die Argumente der Republik seien „für uns nicht nachvollziehbar“, erklärten die Signa Development-Führung um Geschäftsführer Markus Neurauter, Finanzchef Manuel Pirolt und COO Markus Möstl am Donnerstag, 2. Mai, in einem Brief an Großgläubiger laut Handelsblatt. Sie wollen ihre Strategie und die damit „verbundenen und nötigen Schritte“ unverändert fortsetzen.
Die Signa-Manager schreiben demnach von einem „weiteren Versuch, den angenommenen Treuhandsanierungsplan scheitern zu lassen“. Dieser sieht vor, dass Bau- und Immobilienprojekte von Signa durch eine Treuhand „wertmaximierend“ verwaltet und veräußert werden. Alle Verkäufe stehen unter dem Vorbehalt, dass die Treuhand zustimmt.
Eine mit 98 Prozent deutliche Mehrheit der Gläubiger hatte im März dem Plan zugestimmt, im April auch die Aktionäre. Das Handelsgericht in Wien gab Mitte April schließlich die Zustimmung. Anschließend folgten Verkäufe. Weitere Bieterverfahren laufen.
Behörde hat Bedenken wegen mangelnder Transparenz und fehlender Liquidität der Signa-Gesellschaft
Am Dienstag, 30. April, sollte Insolvenzverwalterin Andreas Fruhstorfer in die Rolle der Treuhänderin wechseln. Zuvor legte jedoch die Finanzprokuratur Rechtsmittel ein. Bereits bei der Abstimmung im März hatte deren Chef Wolfgang Peschorn dagegen den Sanierungsplan des Signa-Unternehmens gestimmt. Peschorn habe sich für einen Konkurs ausgesprochen, um die Angelegenheit vollumfänglich aufklären zu können, berichtete die Kronen-Zeitung. Er hatte Bedenken wegen mangelnder Transparenz bei Signa.
Die nötige Liquidität für einen längerfristig angelegten Verkauf sei nicht vorhanden, hatte Peschorn im März in einem Interview mit dem Handelsblatt erklärt. Auch im Rahmen der Treuhandlösung müssten die Immobilien unter Zeitdruck verkauft werden. Ein höhereer Erlös als im Konkursverfahren sei damit nicht garantiert.
Das Oberlandesgericht Wien entscheidet nun über den Sanierungsprozess von Signa Development. Das Unternehmen hält die „von der Finanzprokuratur ins Treffen geführten juristischen Argumente für verfehlt“, zitiert das Handelsblatt aus dem Brief der Führungsebene an die Gläubiger. Sie gehen davon aus, dass das Oberlandesgericht den Beschluss des Handelsgerichts bestätigen werde.
Treuhandplan der zweiten zentralen Signa-Gesellschaft steht ebenfalls auf der Kippe
Signa Development ist eines der zentralen Unternehmen in René Benkos Signa-Imperium. Das Unternehmen entwickelt vor allem Projekte außerhalb von Premium-Innenstadtlagen. Zum Portfolio gehören laut Handelsblatt 39 Immobilienprojekte in Österreich, Deutschland und Südtirol. Die zweite wichtige Signa-Gesellschaft ist Signa Prime, in der die Premium-Immobilien gebündelt sind. Auch hier ist ein Einschreiten des österreichischen Staates noch möglich. Die Frist für Rechtsmittel gegen deren Treuhandplan läuft noch. (ms)
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