Nach VW-Beben

Nächster Schock in der Autobranche: Durch Verbrenner-Aus könnten 190.000 Jobs wegfallen

  • Bona Hyun
    VonBona Hyun
    schließen

Viele Jobs fallen der schwierigen Lage in der Automobilindustrie zum Opfer. Erst kürzlich gab VW seine Pläne für den massiven Stellenabbau und Werksschließungen bekannt.

Berlin – Die Krise in der Autobranche spitzt sich zu, viele Beschäftigte müssen um ihre Jobs bangen. „Der Wandel hin zur Elektromobilität wird zu Beschäftigungsverlusten führen“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dies sei jedoch nicht zuallererst Ausdruck einer Krise, sondern Teil der Transformation, die maßgeblich durch die Elektrifizierung der Antriebe vorangetrieben wird. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie dramatisch die Folgen sind.

Nächster Schock in der Autobranche nach VW-Beben: 190.000 Arbeitsplätze weniger bis 2035

Die Umstellung vom Verbrenner zum E-Auto könnte die Automobilindustrie in Deutschland einer Studie zufolge knapp 190.000 Arbeitsplätze kosten. Rund 46.000 Jobs seien zwischen 2019 und 2023 bereits weggefallen, 140.000 weitere könnten bis 2035 folgen, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). Im Vorfeld hatte Müller bei der Fernsehsendung „Hart aber Fair“ den möglichen Stellenverlust beziffert.

Ein Mitarbeiter von Porsche montiert im Werk Leipzig Teile an einen Rohbau. Die deutsche Autoindustrie hat mit erheblichen Problemen zu kämpfen - darunter leidet die gesamte deutsche Industrie.

Zugleich verweisen die Autoren darauf, dass mit Blick auf das tatsächliche Ausmaß hohe Unsicherheit bestehe. Klar sei, dass einzelne Berufe an Relevanz gewinnen und andere weniger wichtig werden würden. Insgesamt arbeiteten 2023 knapp 911.000 Menschen in der Branche.

Auto-Jobs gehen verloren: VDA-Präsidentin Müller fordert weniger Bürokratie

„Die politischen Rahmenbedingungen entscheiden darüber, ob die Zukunftsinvestitionen am Standort Deutschland stattfinden, ob das Neue, das ansteht, hierzulande mit neuen Arbeitsplätzen entsteht oder woanders. Die Rahmenbedingungen können die Beschäftigungseffekte also verstärken oder dämpfen“, so Müller. Konkret forderte sie etwa wettbewerbsfähige Energiepreise, weniger Bürokratie, schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie mehr Freihandelsabkommen.

Klar sei, dass rund ein Drittel weniger Beschäftigte gebraucht würden, weil der elektrifizierte Antrieb weniger komplex sei als der Verbrenner, sagte VDA-Chefvolkswirt Manuel Kallweit. Besonders viele Jobverluste gab es der Studie zufolge seit 2019 in den Bereichen, in denen viele Menschen angestellt seien. An Relevanz verloren hätten vor allem Berufe in der Maschinenbau- und Betriebstechnik sowie in der Metallbearbeitung. Zuwächse habe es dagegen bei Berufen in der Kraftfahrzeugtechnik sowie in der technischen Forschung und Entwicklung, in der Informatik, der Elektrotechnik und der Softwareentwicklung gegeben.

Autoindustrie in Deutschland leidet unter Krise – ZF Friedrichshafen und VW betroffen

Die Automobilindustrie gilt laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemessen am Umsatz als die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes und der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Im Jahresdurchschnitt sind 779.662 Beschäftige laut Angaben des BMWK in den Unternehmen der deutschen Autoindustrie. Doch in den letzten Monaten verschärfte sich die Krise in der deutschen Autoindustrie, nicht nur bei VW. So ist auch die Perspektive beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen derzeit sehr düster. (bohy mit Material der dpa)

Rubriklistenbild: © Jan Woitas / dpa

Mehr zum Thema