Rückzug aus Signa-Gruppe
Auch nach großer Krise – Ökonom: „René Benko wird wohl Milliardär bleiben“
VonLisa Mayerhoferschließen
Der österreichische Immobilieninvestor René Benko hat sich aus der Führung seiner angeschlagenen Signa-Gruppe zurückgezogen. Wie geht es nun für den Milliardär weiter?
Wien – Am Ende hat er den Machtkampf verloren: Der Tiroler Immobilieninvestor René Benko hat sich nach tagelangem Ringen über die Zukunft der kriselnden Signa-Gruppe zurückgezogen. Er übergibt die Führung des von ihm gegründeten österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmens Signa Holding an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz, wie Signa am Mittwoch mitteilte. Zusätzlich übernehme Geiwitz auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Doch wie geht es nun für den Milliardär und die Signa Gruppe weiter?
Signa-Gruppe: Wie geht es jetzt ohne Benko weiter?
Bei Signa ist nun erst einmal Geiwitz am Ruder. Er soll die Restrukturierung der gesamten Gruppe, zu der neben Prestige-Immobilien wie dem Chrysler Building in New York auch die deutsche Warenhauskette Galeria gehört, organisieren. Die Familie Benko Privatstiftung bleibe allerdings weiterhin größter Gesellschafter.
Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch, Professor an der Universität Innsbruck, beschäftigt sich seit Jahren mit der Signa-Gruppe und René Benko. Die derzeitige Dynamik, mit der Benkos Imperium in die Krise rutschte, habe ihn aber überrascht, sagte Dobusch gegenüber der Welt – auch wenn sich die Gründe dafür schon vorher abgezeichnet hätten.
Denn: „Signa wird gerade von den Fehlern der Vergangenheit eingeholt“, so Dobusch der Zeitung. Der erste Fehler des Unternehmens sei die aggressive Bewertungspolitik seiner Immobilien gewesen, der zweite seine intransparente Struktur, die abschreckend für Investoren sei.
Ökonom: „Um René Benkos Wohlstand muss man sich keine Sorgen machen“
Durch den Rückzug von Benko ändere sich aber bei Signa formal erst einmal nichts, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler weiter. „De facto will man mit diesem Schritt den Anteilseigner Benko an der Ausübung seiner Eigentümerrechte einschränken. Durch die Einsetzung von Geiwitz könnte es nun allerdings gelingen, Licht in das komplexe Unternehmenskonstrukt zu bekommen“, meint Dobusch. Entscheidend werde nun das Verhalten der Investoren sein.
Und wie geht es mit Benko weiter? Über den angeschlagenen „Wunderwuzzi“ meint Dobusch zur Welt: „Um René Benkos Wohlstand muss man sich keine Sorgen machen. Er wird aller Voraussicht auch im Fall einer Pleite weiter Multimillionär oder sogar Milliardär bleiben.“ Das liege an den Eigenheiten der Signa-Gruppe. So habe Benko, obwohl er als Gründer die Fäden zieht, formal keine operative Rolle in der Signa-Gruppe, erklärt der Ökonom. „Damit kommt eine Organhaftung nicht infrage. Zudem sind alle Unternehmen der Signa-Gruppe Gesellschaften mit beschränkter Haftung“, sagte er der Zeitung.
Geiwitz: Signa braucht jetzt Ruhe und Ordnung
Auf Geiwitz warten nun große Aufgaben: Signa steht so wie viele Immobilien-Unternehmen wegen der hohen Baukosten und der rasant gestiegenen Zinsen unter Druck. Die Sporthandelstochter Signa Sports United (SSU) musste jüngst Insolvenz anmelden. Signa hatte ihr zuvor eine Kapitalspritze verweigert. Zu Benkos weit verzweigtem Signa-Reich gehört neben zahlreichen Immobilien unter anderem auch die Warenhauskette Galeria.
Die US-Ratingagentur Fitch stufte zudem kürzlich eine Signa-Tochter auf „hochriskant“ herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei großen Bauprojekten, wie etwa dem Elbtower in Hamburg, liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis. Durch den Wechsel an der Spitze der Gruppe habe sich die wirtschaftliche Faktenlage nicht geändert, mahnte ein Insider.
Nach Aussage von Geiwitz braucht Signa jetzt Ruhe und Ordnung. „Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden“, sagte der Sanierungsexperte, der sich bei den Insolvenzverfahren von Galeria und der Drogeriekette Schlecker einen Namen gemacht hatte. Es sei jetzt geboten, eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten. Er fordere daher alle Beteiligten auf, sich diesem Prozess anzuschließen.
Mit Material von Reuters