Wettrüsten
Großauftrag von NATO-Staat – Artilleriemunition bringt Rheinmetall neue Millionen
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Durch den Ukraine-Krieg steigt der Bedarf an Artilleriemunition drastisch. Rheinmetall fährt die Produktion hoch. Jetzt sichert sich der Konzern einen neuen Millionenauftrag.
Düsseldorf – Während die europäische Wirtschaft durch den Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen in schwere Bedrängnis geraten ist, konnte Rheinmetall ein deutliches Wachstum hinlegen. Das zeigte sich unter anderem im Aktienkurs. Zu den größten Treibern gehört dabei die Munitionsproduktion – hier hat Rheinmetall einen neuen Großauftrag an Land gezogen.
Neuer Großauftrag – NATO-Land will Artilleriemunition von Rheinmetall
Von wem der kam, ist allerdings nicht bekannt. Weder hatte Rheinmetall das Käuferland in der veröffentlichten Meldung erwähnt, noch auf Ippen.Media-Anfrage geantwortet, von wem der Rüstungsriese den Auftrag erhalten hat. Fest steht nur, dass ein NATO-Kunde Rheinmetall mit der Lieferung von Artilleriemunition beauftragt hat. Der Auftrag umfasst „mehrere zehntausend Artilleriegeschosse und mehrere hunderttausende Treibladungsmodule“, teilte der Konzern am Freitag (24. Mai) mit. Treibladungen (früher auch Kartuschen genannt) sorgen durch Entzündung für einen Gasdruck, der die Geschosse aus dem Lauf treibt.
Im zweiten Quartal 2024 beauftragten verschiedene Käufer Rheinmetall mit Lieferungen im Wert von rund 300 Millionen Euro brutto. Die Lieferungen sollen zwischen 2024 und 2028 erfolgen. Wie das Unternehmen selbst mitteilte, treibt der Ukraine-Krieg die Nachfrage nach Artilleriemunition an – viele westliche Länder unterstützen die Ukraine, müssen aber auch zusehen, dass sie ihre eigenen Munitionslager wieder auffüllen. Rheinmetall sieht sich in der „führenden technologischen Position in der Munitionsentwicklung und Fertigung in Europa“.
Erst vor ein paar Monaten hatte Rheinmetall schon einen Millionendeal abgeschlossen: Im März hatte Spanien für sein Militär 94.200 Artilleriegeschosse bestellt. Damals ging es um ein Volumen von 208 Millionen Euro.
Wettbewerb um Artillerie-Munition – die Ukraine sucht Nachschub
Im Zuge des Ukraine-Kriegs war dabei die 155-mm-Artilleriemunition in den Fokus der NATO gerückt. Die Ukraine als ehemalige Sowjet-Nation hatte zu Beginn des Kriegs noch aus den alten Beständen zehren können und Sowjet-Munition benutzt, die ging jedoch schnell zur Neige. Von der NATO hatte die Ukraine dann schnell Standard-Artilleriesysteme erhalten, die in der Regel mit dem Kaliber 155 Millimeter funktionieren.
Aktuell besteht ein Wettbewerb darum, wer am effektivsten an die verfügbare Munition herankommt. Laut dem Sicherheitsexperten Rafael Loss sucht Russland selbst die Weltmärkte ab, um die eigenen Bestände wieder aufzufüllen und der Ukraine die Munition wegzukaufen. „Da gibt es einen gewissen Wettbewerb darum, wer wann und wie viel zu welchen Preisen kaufen kann“, zitierte die Tagesschau den Experten.
Die Art der Kriegsführung in der Ukraine ist schwer auf Masse ausgelegt. Beide Kriegsparteien feuern Unmengen an Artilleriemunition ab. Weil die westlichen Staaten die benötigte Munitionsart jahrzehntelang nicht wirklich gebraucht hatten, gilt es als eine besondere Herausforderung, sie wieder hochzufahren und die Ukraine damit zu unterstützen. Rheinmetall tut genau das gerade und will etwa im laufenden Jahr 2024 rund 700.000 der so wichtigen 155-Millimeter-Geschosse herstellen.
Geschäft mit der Artillerie treibt Rheinmetalls Wachstum
Rheinmetall sieht sich dabei auf einem guten Kurs. „Rheinmetall wird jetzt und auch zukünftig gebraucht, wenn es darum geht, den dramatisch gestiegenen Bedarf vieler Nationen an militärischer Ausrüstung zu decken. Großvolumige Rahmenverträge geben uns ein gutes Auftragspolster und sichern die Auslastung über einen langen Zeitraum“, sagte Armin Papperger dazu, der Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall AG. Auch künftig rechne das Unternehmen mit weiteren „bedeutenden Projekten“ der Bundeswehr und der NATO-Partner.
Im kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht hob Rheinmetall die enormen Gewinne aus der Munitionsherstellung hervor. In den ersten drei Monaten 2024 erzielte „Weapon and Ammunition“ einen Umsatz von 362 Millionen Euro – im Vergleich zum Vorjahreswert war das ein Plus von 70 Prozent. Dies sei nur durch die höheren Munitionsabrufe von Kunden möglich gewesen. Vor allem die Artillerieaufträge für Deutschland und die Ukraine trieben den Umsatz. Auch der Zukauf des spanischen Produzenten Expal Munitions trieb das Wachstum an.
Rubriklistenbild: © IMAGO/Ying Tang
