Umweltschutz-Maßnahme betrifft Alltagsprodukte
Verbot von Mikroplastik in der EU: Das ändert sich für Verbraucher jetzt
VonVivian Wergschließen
Mikroplastik wird künftig verboten. Die Maßnahmen der EU-Verordnung tritt im Oktober in Kraft. Davon betroffen sind auch etliche Kosmetik-Produkte, wie Sonnencremes.
München – Kleine Teilchen, große Gefahr: Einmal in der Umwelt kann Mikroplastik über große Distanzen transportiert werden. In Seen, Flüssen und Meeren wurde es bereits gefunden. Wie eine Studie des Alfred Wegener Instituts (AWI) zeigte, können die kleinsten Teilchen über die Luft weit transportiert werden – sogar deutlich schneller als Wasser.
Auch wir nehmen es täglich in geringer Dosis auf. Niederländische Forschende haben 2022 erstmals Mikroplastik-Partikel in menschlichem Blut gefunden. In einer britischen Studie wiederum wurde Mikroplastik in elf von dreizehn Lungen lebender Menschen nachgewiesen. Die Partikel aus Kunststoff sind so klein, dass wir sie kaum sehen. Wir kommen mit ihnen viel öfter in Berührung als wir glauben. Der Verkauf von Mikroplastik in verschiedensten Bereichen wird nun schrittweise verboten. Wie die EU-Kommission in einer Pressemitteilung am Montag (25. September) mitteilte, wurden jetzt Maßnahmen verabschiedet, die „sowohl den Verkauf von Mikroplastik untersagt, als auch Produkte, denen Mikroplastik bewusst zugesetzt wurde“.
Neue EU-Verordnung zum Schutz der Umwelt: Mikroplastik in Peelings, Cremes und Waschmittel
„Durch ein Verbot von bewusst zugesetztem Mikroplastik wird ein ernstes Problem für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen angegangen. Mikroplastik findet sich in den Meeren, in Flüssen und an Land sowie in Lebensmitteln und Trinkwasser. Die heutige Beschränkung betrifft sehr kleine Partikel, sie ist aber ein großer Schritt zur Verringerung der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung“, sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius in der Mitteilung.
Das Verbot umfasst alle synthetischen Polymerpartikel in einem Größenbereich von weniger als fünf Millimeter, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind. Als gängige Produkte nennt die EU-Kommission folgende Beispiele:
- Granulatmaterial, das auf künstlichen Sportflächen verwendet wird – die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt.
- Kosmetika, wie Peelings oder Glitter, bei denen Mikroplastik für vielfältige Zwecke verwendet wird, zum Beispiel für die Exfoliation der Haut (Mikroperlen) oder die Erzielung einer spezifischen Textur, eines Duftstoffs oder einer bestimmten Farbe. Plastikkügelchen, die in Kosmetik- und Pflegeprodukten zu finden sind, bestehen meist aus Polyethylen (PE).
- In herkömmlichen Sonnenschutzmitteln und Cremes steckt oft Kunststoffverbindungen (Acrylate Crosspolymer ACS). In Sonnenmilch dient er als Verdickungsmittel und Filmbildner. Gelangt der Stoff beim Baden in Meere und Seen, kann er sich in der Nahrungskette anreichern. In Cremes sorgt ACS für ein geschmeidiges Gefühl.
- Im Shampoo verhindert Polyquaternium (PQ) das Ziepen, indem es einen Plastikfilm um die Haare legt.
- Auch in vielen Weichspülern und Waschmitteln sind kleinste Kunststoffteilchen zu finden. Hier wird Polyethylen (PE) verwendet, um bei Flüssigwaschmitteln die gelartige Konsistenz herzustellen.
- Ebenso in Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Spielzeug, Arzneimittel und Medizinprodukte sind Mikroplastik enthalten.
- Quelle: EU-Kommission, Utopia,de, BR.de, NDR.de
Vom Verkaufsverbot ausgenommen sind Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden oder bei der Verwendung kein Mikroplastik freisetzen. Die Hersteller müssen nach Angaben der EU-Kommission jedoch Anweisungen zur Verwendung und Entsorgung des Produkts geben.
Erste EU-Verbote im Oktober: So erkennen Sie Mikroplastik in Kosmetikprodukten
Die Maßnahmen werden nach und nach umgesetzt. So dürfen erste Produkte wie Mikroperlen oder loses Glitter bereits am 15. Oktober nicht mehr verkauft werden. In anderen Fällen wie das Granulat auf Sportplätzen darf hingegen noch bis zu acht Jahren bleiben, um Besitzern und Betreibern Zeit zur Entwicklung und Umstellung auf Alternativen zu geben.
Wie die Organisation Bund.net schreibt, dienen Kunststoffe in der Kosmetik als Peelingpartikel, Bindemittel und Füllmittel in Duschgelen, Shampoos, Cremes und dekorativer Kosmetik. Oft sei es schwer zu erkennen, ob ein Produkt Mikroplastik enthält oder nicht. Die Gesundheitskasse AOK hat die häufigsten Kunststoffe in Kosmetika zusammengefasst:
| Kunststoff | Abkürzungen |
| Polyethylen | PE |
| Polypropylen | PP |
| Polyethylenterephthalat | PET |
| Nylon-12 | Nylon-12 |
| Nylon-6 | Nylon-6 |
| Polyurethan | PUR |
| Acrylates Copolymer | AC |
| Acrylates Crosspolymer | ACS |
| Polyacrylat | PA |
| Polymethylmethacrylat | PMMA |
| Polystyren | PS |
| Polyquaternium | PQ |
Den Inhalt der bereits gekauften Produkte, die Mikroplastik enthalten, sollten am besten in den Restmüll gegeben werden, damit sie nicht mehr in die Umwelt gelangen können. Die Verpackung wiederum in die Wertstofftonne zur weiteren stofflichen Verwertung.
EU will Verschmutzung durch Mikroplastik bis 2030 deutlich verringern
In der EU werden jährlich insgesamt 42.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. Einem Bericht der EUA über Gesundheit und Umwelt zufolge, sind in der EU jährlich über 400.000 vorzeitige Todesfälle (einschließlich durch Krebs) auf Luftverschmutzung zurückzuführen.
Im Null-Schadstoff-Aktionsplan hat die Kommission das Ziel festgelegt, die Verschmutzung durch Mikroplastik bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu verringern. (Vivian Werg)
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