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„Teils obszöne Gewinne“ mit innovativen Medikamenten: Kassen-Chef will Marge von Pharma-Unternehmen deckeln
VonMarkus Hofstetter
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Innovative Arzneimittel hält TK-Chef Jens Baas für maßlos überteuert. Deswegen fordert er einen „Gewinndeckel“ für Pharmaunternehmen.
Berlin - Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen rund 50 Milliarden Euro jährlich für Arzneimittel. Davon entfielen auf innovative, patentgeschützte Arzneimittel, zum Beispiel Gentherapien, laut der Techniker-Krankenkasse (TK) im vergangenen Jahr 28 Milliarden Euro. Das ist doppelt so viel wie noch 2018. Dabei machen sie nur etwa sechs Prozent in der Versorgung aus.
Diese Situation hält TK-Chef Jens Baas für nicht tragbar. Im Handelsblatt fordert er: „Wir brauchen für die Zukunft faire Preise für neue Arzneimittel, bestehend aus den tatsächlich anfallenden Kosten und einer gesellschaftlich akzeptablen Marge.“ Dann sollten Kassen nur noch für Medikamente bezahlen, deren Hersteller diesen Gewinndeckel akzeptieren.
Kassen-Chef will die Gewinndeckel für Pharma-Unternehmen: Preise werden zu Problem für Gesundheitssystem
Pharmafirmen machten „teils obszöne Gewinne“, begründet Baas seine Forderung. Sie zögen auf eine Art und Weise Geld aus dem Gesundheitssystem, die gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel sei. Die Arzneimittelpreise würden zu einem „ernst zu nehmenden Problem“ für das Gesundheitssystem.
„Das sind Arzneimittel, die pro Patient Millionen kosten“, sagt Baas. Dass alle Kassenpatienten Zugang zu solchen Therapien erhielten, sei bei den geplanten Preisen schlicht nicht finanzierbar. „Wenn wir also nicht irgendwann die hässliche Debatte führen wollen, wer solche immens teure Therapien bekommt und wer nicht, müssen wir jetzt etwas an der Preisbildung ändern.”
Kassen-Chef will die Gewinndeckel für Pharma-Unternehmen: Medikamentenhersteller wehren sich
Gegenwind kommt von den Pharma-Herstellern. Laut Hans Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, spiegeln die hohen Gewinne der Branche das unternehmerische Risiko wider. Haupttreiber der Arzneimittelausgaben seien die älter werdende Bevölkerung und die immer bessere Versorgung.
Durch Preiseinschränkungen leide früher oder später auch die Versorgung, wenn innovative Medikamente in Deutschland nicht mehr oder nur verspätet auf den Markt kommen.
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Kassen-Chef will die Gewinndeckel für Pharma-Unternehmen: Stimmen aus der Politik unterstützen Forderung
Allerdings finden Baas‘ Forderung Gehör in der Politik. Die „dramatisch steigenden Kosten“ seien eine „alarmierende Entwicklung“ für die GKV, die gestoppt werden müsse, sagt die Grünen-Gesundheitspolitikerin Paula Piechotta dem Handelsblatt. Deswegen sei es verständlich, dass jetzt die Debatte an Fahrt aufnehme, wie wir in Zukunft innovative Therapien bezahlbar halten. Neue Vergütungsmodelle müssten aber weiter hohe Anreize für neue Medikamente bieten.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich befürwortet grundsätzlich „mehr Preistransparenz im Pharmabereich“. Eine verpflichtende Offenlegung und eine festgelegte Marge halte sie jedoch für den falschen Weg.