Mehr Effizienz

VW plant Stellenabbau: Laut Ex-Vorstand „immer schon zu viele Leute an Bord“

  • Patrick Freiwah
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Wendelin Wiedeking, Ex-Porsche-Chef und VW-Aufsichtsrat, sieht dringenden Handlungsbedarf. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen in der Krise Veränderungen her.

Wolfsburg/München - Volkswagen lebt schon lange über seine Verhältnisse. Was in guten Zeiten nicht weiter auffällt, wird in Krisenzeiten zum Problem. Nach Ansicht von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking muss sich der VW-Konzern radikal verändern, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

In einem Interview mit der Bild betont der frühere Aufsichtsratschef von Volkswagen die Notwendigkeit eines tiefgreifenden Strukturwandels und eines harten Sanierungskurses. „Es waren immer schon zu viele Leute an Bord“, erklärt der 72-Jährige und hält eine Reduzierung der Belegschaft für unausweichlich.

VW in der Rendite-Krise: „Rosskur“ mitsamt Effizienzsteigerung nötig

Zudem sei eine verschlechterte Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produktionsstandorte ein langjähriges Problem, das es zu beheben gilt. Wiedeking fordert eine grundlegende Neustrukturierung: „VW täte gut daran, sich in Deutschland einer Rosskur zu unterwerfen.“

Wendelin Wiedeking (l.), der frühere Vorstandsvorsitzende der Porsche AG), bei einer Pressekonferenz anlässlich seines Rücktritts 2009.

Die Volkswagen-Werke in Deutschland müssen effizienter werden und sich dem internationalen Wettbewerb stellen.„Das gilt für den Standort Wolfsburg, genauso wie für alle anderen Standorte“, so Wiedeking. Die Veränderungen seien notwendig, um die Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu sichern.

Laut Volkswagen beschäftigt alleine die Kernmarke VW Pkw weltweit rund 200.000 Mitarbeiter, davon etwa 120.000 in Deutschland.

Probleme bei Volkswagen „seit Jahren bekannt“ - Blume muss Krise ausbaden

Wiedeking zufolge sind die Ursachen für die Probleme im VW-Konzern „bereits seit Jahren bekannt“, die Führungsebene um CEO Oliver Blume komme nun nicht mehr drum herum, „was seine Vorgänger seit Martin Winterkorn nicht erledigt haben“.

VW-Chef Blume hat bereits einen verschärften Sparkurs angekündigt, um die Kernmarke sowie den Rest des Konzerns auf das veränderte Wettbewerbsumfeld einzustellen. Die Maßnahmen umfassen unter anderem die Aufkündigung der bestehenden Beschäftigungssicherung und die mögliche Schließung von Werken in Deutschland. Diese Entscheidungen markieren einen historischen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte von Volkswagen, der jedoch laut Experten lediglich eine Frage der Zeit war.

„VW hat Geschichte“ - und kommt laut Wiedeking nicht ohne Stellenabbau aus

Die Herausforderungen sind groß, doch Ex-VW-Manager Wiedeking zeigt sich optimistisch: „VW hat Geschichte. VW ist auch ein Unternehmen, das zukunftsfähig sein kann.“ Das ehemalige Vorstandsmitglied ruft zu einem gemeinsamen Weg von Belegschaft, Arbeitnehmervertretern und Management bei der Umsetzung der notwendigen Veränderungen auf.

VW-Konzernchef Oliver Blume muss Europas größten Autobauer im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz gesundschrumpfen.

Schließlich stehen auch noch offensive Tarifforderungen der IG Metall im Raum. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Volkswagen-Konzerns zu stellen. Die von Wiedeking und Blume skizzierten Maßnahmen sind ein erster Schritt in diese Richtung. (PF mit Material von AFP/Reuters)

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