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Rente mit 85 Jahren: Wie die Wissenschaft uns darauf vorbereitet
VonMomir Takac
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Irgendwann dürften Menschen wohl tatsächlich erst mit 85 Jahren in Rente gehen. Das hat viel mit der Lebenserwartung zu tun, die stetig steigt.
München - Das Thema Rente ist in Deutschland ein gerne und viel diskutiertes. Reicht meine Rente im Alter? Steht das System angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft vor dem Kollaps? Kann ich es mir leisten, früher in den Ruhestand zu gehen? Und welches ist das richtige Renteneintrittsalter?
Die Rente mit 67 sei künftig nicht zu finanzieren, warnte zuletzt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Vielmehr sollte man „die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt an die Lebenserwartung koppeln“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch müsse der „Trend zur Frühverrentung“ gestoppt werden. Aussagen, die Grimm Kritik einbrachten.
Rente mit 85: Heute utopisch, aber künftig nicht ausgeschlossen
Wie lange künftige Generationen bis zur Rente arbeiten müssen, ist unklar. Ebenso die Finanzierung. Denn das System gerät angesichts des Personal- und Fachkräftemangels sowie der steigenden Lebenserwartung immer mehr ins Wanken. Wie die Gesellschaft einer Überalterung entgegenwirken kann, hat jetzt Harald Lesch in einer neuen Ausgabe der ZDF-Sendung Leschs Kosmos skizziert.
„Noch beginnt der Ruhestand mit 67, doch im Jahr 2065 könnte die Schlagzeile so aussehen“, beginnt Lesch den Beitrag. Dabei hält er eine Zeitung in die Kamera, worauf er als 105-jähriger abgebildet ist. Die Schlagzeile lautet: Rente mit 85. Er gibt zu, dass es eine gewagte Hypothese ist. Doch für die Wissenschaft klinge das gar nicht so unwahrscheinlich, merkt Lesch an.
BDI-Chef hielt schon 2015 Rente mit 85 für möglich
Tatsächlich hielt das 2015 bereits der damalige Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) für möglich. Ulrich Grillo ist zwar kein Wissenschaftler, doch er hielt die Rente mit 85 für denkbar, sollte das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland 100 Jahre betragen, hatte er der WirtschaftsWoche gesagt. Ein Altersforscher prophezeite, dass Menschen mit 90 Jahren noch arbeiten werden. Zwar verlangsamte sich der Anstieg der Lebenserwartung laut Statistischem Bundesamt seit Ende der 2000er-Jahre, prognostiziert wird allerdings, dass die Menschen 2070 im Schnitt fünf Jahre älter werden.
In Leschs Sendung werden Lösungen für den demografischen Wandel beschrieben, um „eines Tages entspannt mit 85 in Rente“ gehen zu können. Möglich könnte dies der stetige medizinische Fortschritt machen, der Menschen nicht nur älter werden lässt, sondern auch länger gesünder. So sei an Tieren bereits die lebensverlängernde Wirkung zweier Medikamente nachgewiesen worden. Auch Transfusionen von Blutplasma oder Reparaturen von Schäden an der DNA könnten irgendwann das Altern verlangsamen.
Lösungen für demografischen Wandel: Roboter, innovative Wohnkonzepte und Medikamente, die das Altern verlangsamen
In der Zukunft kaum wegzudenken sind Roboter. Sie können nicht nur wichtige Aufgaben im Alltag, in der Pflege und der Medizin übernehmen, sondern auch in Industrie und Gewerbe den Arbeitskräftemangel lindern.
Zur Sprache kommt darüber hinaus das Thema Wohnen angesichts begrenztem Wohnraum und immer steigender Mieten. Dazu besichtigte Leschs Co-Moderatorin Liyang Zhao eine Wohnung des Architekten Sven Disser. Diese kommt mit knapp 40 Quadratmeter aus, beinhaltet aber fünf Räume. Möglich wird dies durch verschiebbare Elemente, wodurch sich die Wohnung über den Tag den Bedürfnissen anpasst.
Lesch: „Älter werden könnte sich demografisch als Segen erweisen“
Ein Architektenteam aus Graz entwickelte die Idee von mobilen Häusern. Sie bestehen aus einzelnen Modulen, die zu einem großen Haus zusammengefügt werden können. Die Module erlauben es, dass etwa Großeltern einfach mitsamt ihrer Wohnung im Alter zu Kindern und Enkeln ziehen können.
Aufbewahrungsfristen: So lange müssen gängige Dokumente aufbewahrt werden
Am Ende überrascht Lesch mit seinem Fazit: „Die Tatsache, dass wir immer älter werden, könnte sich demografisch eher als Segen denn als Fluch erweisen. Denn wer länger gesund bleibt, kann auch länger arbeiten. Und gesund die Rente genießen.“ Der bislang älteste Mensch der Welt wurde 122 Jahre alt. Angenommen, das wird zur Regel und die Rente beginnt mit 85, bleiben einem bestenfalls noch 35 Jahre Ruhestand. In Deutschland erhalten Rentner schon jetzt immer länger Ruhebezüge. Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche Rentenbezugsdauer der Deutschen Rentenversicherung zufolge rund 18,8 (Männer) und 22,2 Jahre (Frauen). (mt)