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Kultmarke mit Comeback und neuem E-Auto-Flaggschiff: Erste Details bekannt

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Die Traditionsmarke Lancia erblüht zu neuem Leben. Gleich drei E-Auto-Modelle sind in Planung, 2024 geht es los. Zum Flaggschiff gibt es interessante Details.

Turin/München - In Deutschland ist es um die Marke Lancia ruhig geworden. Seit einigen Jahren bietet der Traditionshersteller hierzulande schon keine neuen Neuwagen mehr an, einzig auf dem Gebrauchtwagenmarkt finden Liebhaber und andere Interessenten Modellangebote.

Der fusionierte Autokonzern Stellantis trimmt die italienische Marke auf Vordermann, bereits ab dem kommenden Jahr sollen im Zwei-Jahres-Rhythmus auch in der Bundesrepublik neue Modelle auf den Markt kommen. Dabei wird Lancia komplett auf Elektromobilität ausgerichtet: Das Revival beinhaltet die Absicht, dass ab 2028 zu 100 Prozent elektrisch angetriebene Fahrzeuge verkauft werden und diese zudem im Premiumsegment angesiedelt sind.

Neue Lancia-Modelle: Elektroauto-Flaggschiff mit Fließheck-Karosserie

Den Start macht 2024 eine neue Generation des Kleinwagens Lancia Ypsilon, den es neben einer Elektroversion auch als Hybridmodell zu kaufen geben soll. In einer Pressemitteilung hat Stellantis nun Informationen zu jenem Stromer veröffentlicht, der ab 2026 das Flaggschiff der Marke Lancia wird. Es handelt um einen „Fastback“ mit Fließheck-Karosserie, der 100 Prozent elektrisch fährt und mit einer Länge von knapp 4,70 Meter angekündigt ist.

Lancia-Studie Pu+Ra HPE: Der italienische Kulthersteller bringt in den nächsten Jahren drei Elektroauto-Modelle auf den Markt.

Den Angaben zufolge wird mit der Lancia-Neuheit das „größte Marktsegment“ abgedeckt. Das verleitet zur Annahme, dass es sich bei dem neuen Modell der Kultmarke aus Italien womöglich um ein SUV handeln könnte. Gemäß der Tradition ist jedoch eher eine Limousine im (oberen) Mittelklassebereich denkbar. Welcher Modellname zum Einsatz kommt, ist ebenfalls unklar. Im Netz kursieren Spekulationen, die auf früheren Aussagen von Lancia-Chef Luca Napolitano beruhen: Dort ist von der Modellbezeichnung Lancia Gamma die Rede.

Neues Flaggschiff Lancia Gamma? Produktion in der Heimat geplant

Gefertigt wird das Elektroauto von Lancia auf der STLA Medium-Plattform des Konzerns, während die Produktionsstätte in der italienischen Heimat liegt: Es handelt sich um das Fiat-Werk in Melfi (Region Basilikata). Der Unterbau ist für reine E-Autos ausgelegt, das neue Lancia-Modell wird sowohl mit Front- als auch Allradantrieb erhältlich sein. Stellantis verspricht für das Lancia-Elektroauto eine erstklassige Reichweite, geringe Ladezeiten, Leistung und Fahrspaß. Je nach Ausführung soll das Lancia-Flaggschiff zwischen 500 und 700 Kilometer ohne Zwischenladen schaffen.

Derweil berichtet das E-Auto-Portal Electrive.net, dass die Akkus eine Kapazität bis zu 98 Kilowattstunden bieten und das Leistungsspektrum vermutlich zwischen 160 und 285 Kilowatt (217 PS bis 387 PS) liegt. Beachtlich wären die Angaben zur Effizienz, sollten die Verbrauchsdaten tatsächlich unter 14 kWh auf 100 km bleiben. Auf ein 800-Volt-Bordnetz muss dem Vernehmen nach aus Kostengründen verzichtet werden, stattdessen ist ein 400-V-System an Bord des Lancia-Flaggschiffs.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

Lancia-Neuheit: „Wie im Wohnzimmer eines italienischen Hauses“

Wie es um das Design bestellt ist, darauf gab Lancia im Frühjahr 2023 mit einer aufregenden Studie (“Pu+Ra HPE“) Ausblick auf künftige Fahrzeuge. „Das neue Lancia-Flaggschiff wird ein atemberaubendes und elegantes italienisches Auto sein, wunderschön von außen und innen, bei dem man sich wirklich wie im Wohnzimmer eines italienischen Hauses fühlen wird“, schwärmt Napolitano in der Mitteilung. Wie der CEO außerdem erklärt, sollen nahezu 50 Prozent der Lancia-Modelle in Italien verkauft werden, der Wagen zudem den „italienischen Geist“ durch Europa tragen.

Anlässlich der Vorstellung des Concept Cars im April erklärte Lancia zudem, dass die Marke innerhalb des Stellantis-Konzerns Vorreiter bei innovativen Bedienkonzepten mit virtueller Schnittstelle sei. Im neuen Flaggschiff soll ein Bedienkonzept (“S.A.L.A.“) Einzug erhalten, das beim Autofahren eine „einfache, mühelose und intuitive Bedienung“ ermöglicht. Es geht um die Bereiche Klang-, Licht- und Klimasteuerung sowie Konnektivität.

Im Hinblick auf das Modellangebot konzentriert man sich auch künftig auf Stadtautos, Kompaktklasse-Modelle sowie Premiumlimousinen. (PF)

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