Pflege als Luxus?

Kosten für Pflegeheim immer höher: Aktuelle Analyse zeigt eklatanten Anstieg

  • VonNatascha Heidenreich
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Teurer Lebensabend: Einer aktuellen Auswertung zufolge müssen Bewohner:innen von Pflegeheimen mittlerweile hunderte Euro mehr zahlen als im Vorjahr.

Frankfurt – Alles wird teurer. Aber kann man es sich zukünftig überhaupt noch leisten, pflegebedürftig zu werden, wenn die Kosten ins Unermessliche steigen? Eine Frau aus Vellmar berichtet von den Kosten ihrer vollstationären Pflege, die in zehn Monaten um 1300 Euro gestiegen sind. Wird Pflege zukünftig Luxus?

Schon wieder angestiegen: Der Eigenanteil bei den Pflegekosten schießt weiter in die Höhe.

Vieles deutet darauf hin. Eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) aus dem vergangenen Jahr zeigt, welche finanzielle Belastung der Platz im Pflegeheim für die Pflegebedürftigen schon jetzt bedeutet. Am 1. Juli 2022 lag die Eigenbeteiligung – laut Analysen der vdek – im Bundesgebiet durchschnittlich monatlich noch bei 2248 Euro – plus den Betrag, den die Pfle­ge­ver­si­che­rung übernimmt.

Seit Anfang 2022 haben all jene, die versichert sind, nach § 43c SGB XI einen zusätzlichen Vergütungsanspruch. Die Unterstützung wird aber durch die Preissteigung mittlerweile im Grunde schon fast wieder eingebüßt: Im Juli 2023 zeigte sich nämlich wieder ein Anstieg in den Kosten. Die finanzielle Belastung einer/eines Pflegebedürftigen in der stationären Pflege lag seit dem vergangenen Sommer bei 2610 Euro.

Anstieg von 19,2 Prozent: Pflegeheimkosten explodieren

Auch andere Analysen bestätigen die Ergebnisse der vdek. Eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) dokumentierte beispielweise einen Anstieg von 19,2 Prozent, was die pflegebedingten Zuzahlungen betrifft. Wichtig zu wissen ist, dass die finanzielle Belastung generell im Bundesgebiet unterschiedlich ausfällt und, dass sie außerdem je nach Aufenthaltsdauer im Pflegeheim variiert.

Die Kosten für einen Pflegeheimplatz bestehen aus mehreren Komponenten. Man zahlt für die Pflege, Betreuung und außerdem für Miete und Essen. Die Analyse des WIdO fasst ihre Ergebnisse in einem Rechenbeispiel zusammen, wonach die Pflegeversicherung Ende 2023 etwa 569 Euro an Kosten an die Bewohnerinnen und Bewohner erstattete. Der Eigenanteil belief sich durchschnittlich auf 874 Euro für die Pflege, 909 Euro kostete die Unterkunft und für die Verpflegung mussten monatlich im Durchschnitt 484 Euro gezahlt werden.

Insgesamt lag die monatliche finanzielle Belastung also bei 2267 Euro. Im Jahr 2017 war die Gesamtbelastung für den einzelnen Bewohner oder die einzelne Bewohnerin mit 1752 Euro noch mehr als 23 Prozent niedriger als sie es heute ist.

Wie es 2024 weiter geht mit den Kosten für einen Platz im Pflegeheim

Die Expertinnen und Experten von WIdO gehen davon aus, dass im kommenden Jahr mit einer moderaten Steigerung der Eigenanteile zu rechnen ist. Sie vermuten aber dennoch, dass die Kosten für einen Platz im Pflegeheim weiter ansteigen werden. Laut vdek lag der zu zahlende monatliche Betrag im bundesweiten Durchschnitt zum 1. Januar 2024 bei 2566 Euro. Das sind 231 Euro mehr, als im Januar 2023.

Als Ursachen werden, wie vdek berichtet, die allseits gestiegenen Lebenserhaltungskosten gesehen, sowie die gestiegenen Personalkosten. (nhf)

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