Teuerung
Inflation in Deutschland zieht wieder an
VonThomas Schmidtutzschließen
Die Inflation in Deutschland hat im Juni wieder an Tempo gewonnen. Die Verbraucherpreise lagen um 6,4 Prozent über dem Vorjahresmonat - nach 6,1 Prozent im Mai.
Wiesbaden - Die Inflation in Deutschland ist zum ersten Mal seit Jahresanfang wieder gestiegen. Die Teuerungsrate legte im Juni um 6,4 Prozent zu, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach vorläufigen Berechnungen mit. Volkswirte hatten ein Plus von 6,3 Prozent erwartet, nach 6,1 Prozent im Mai.
Haupttreiber waren erneut die deutlich gestiegenen Preise für Nahrungsmittel. Sie legten im Juni um 13,7 Prozent zu. Die Energiepreise stiegen mit 3,0 Prozent dagegen unterdurchschnittlich stark. Im Vorjahr waren die Energiepreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine in die Höhe geschossen.
Seit Februar hatte sich die Inflation drei Monate in Folge auf hohem Niveau kontinuierlich abgeschwächt. Im Februar lag die Teuerungsrate wie schon zu Jahresbeginn noch bei 8,7 Prozent. Allerdings geht der jüngste Anstieg auch auf Basiseffekte zurück. Die Bundesregierung hatte von Juni bis August 2022 wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die stark gestiegenen Energiepreise einen Tankrabatt eingeführt, der Benzin und Diesel billiger machte. Zudem wirkte das Neun-Euro-Ticket im Vorjahr preisdämpfend. Der Wegfall dieser Effekte facht die Inflation jetzt zusätzlich an.
Hohe Inflation lastet auf Konjunktur
Die seit Monaten hohe Teuerung ist eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. „Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann“, sagte Rolf Bürkl jüngst. Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.
Für die zweite Jahreshälfte rechnen die meisten Analysten mit einer Entspannung bei den Preisen. „Wir werden jetzt noch zwei Monate lang ähnlich hohe Inflationsraten von um die sechs Prozent sehen“, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. „Erst ab September ist die Inflationsrate wieder weniger stark verzerrt und voraussichtlich noch einmal etwas niedriger als aktuell.“ So dürften sich die gesunkenen Preise für Gas und Öl „zunehmend auch in den Strompreisen widerspiegeln“, sagte BayernLB-Chefökonom Jürgen Michels. „Über den Sommer rechnen wir auch mit einem stärkeren Rückgang der Lebensmittelpreise.“
Es gibt weniger Superreiche in Deutschland. Die Folgen des Ukraine-Kriegs belasten das Vermögen, vor allem im Westen. (dpa/rtr/utz)