Staatliche Kredite?
Immobilienwirtschaft: Brauchen auf absehbare Zeit „viel mehr Wohnungen“
VonMarcel Reichschließen
Die Immobilienwirtschaft sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Schaffung von Wohnraum. Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des ZIA, fordert staatliche Unterstützung.
Kassel – Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA), prognostiziert eine fortgesetzte starke Nachfrage nach neuen Wohnungen in Deutschland. „Wir brauchen auf absehbare Zeit viel mehr Wohnungen. Daran führt kein Weg vorbei“, äußerte sie gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ am Montag. Sie appellierte an die Bundesländer, die Grunderwerbsteuern zu reduzieren und ihre Bauvorschriften zu straffen, um den Wohnungsbau zu stimulieren. Darüber hinaus plädierte sie für staatlich subventionierte Kredite.
Zu wenig Immobilien wegen falscher Erwartung an demografische Entwicklung
Özkan betonte, „Wir müssen jetzt echt Gas geben. Wohnen ist ein Grundbedürfnis - so wichtig wie Wasser und Brot“. Es mangele vor allem an Wohnungen im mittleren Preissegment - „für die sprichwörtliche Krankenschwester oder den Polizisten, die beim Wohngeld vielleicht hinten runterfallen“.
Die ehemalige niedersächsische CDU-Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration schlug vor, dies durch zinsgünstige Kredite der staatlichen Förderbank KfW zu beheben. Sie begrüßte die Bereitstellung von zwei Milliarden Euro durch die Regierung für zwei Jahre in diesem Bereich, „freut uns sehr.“. Dies zeige, „dass das Problem erkannt ist und die Prioritäten richtig gesetzt werden“.
Auf die Frage, warum es den politischen Parteien über Jahre hinweg nicht gelungen sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, antwortete Özkan: „Weil die Erwartung an die demografische Entwicklung bei vielen noch eine andere war.“ Die allgemeine Annahme sei gewesen, dass die Bevölkerung schrumpfen würde. „Die Erkenntnis, dass wir Zuwanderung bekommen, also Flüchtlinge plus die gewünschte Arbeitsmigration für unsere Wirtschaft, die hat man ausgeblendet.“
400.000 neue Wohnungen? „Werden wir auch dieses Jahr nicht hinbekommen“
Seit 2015 sind jedoch Hunderttausende von Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. „Sie alle müssen irgendwo wohnen“, fügte die Geschäftsführerin des ZIA hinzu. „Außerdem sollen jedes Jahr mehrere hunderttausend Arbeitskräfte aus aller Welt hierherkommen, um den in allen Branchen spürbaren Personalmangel aufzufangen.“. Darüber hinaus leben die Menschen in Deutschland länger und immer mehr Menschen leben allein.
Özkan äußerte sich auch zum ursprünglichen Ziel der Ampel-Regierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. „werden wir auch in diesem Jahr nicht hinbekommen“, sagte sie. „2025 wahrscheinlich auch nicht.“. Sie warnte jedoch davor, in den Anstrengungen nachzulassen. „Entscheidend ist, dass wir uns strecken, denn jede einzelne Wohnung zählt.“
Der ZIA, der 30 Verbände und rund 37.000 Unternehmen der Immobilienbranche vertritt, ist der führende Verband der Immobilienwirtschaft.
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