Europaweiter Rückzug

Lebensmitteldienst Getir zieht sich aus vielen Städten zurück – und entlässt tausende Mitarbeiter

  • Patricia Huber
    VonPatricia Huber
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Nach dem Boom in der Corona-Pandemie sinkt das Interesse an Lieferdiensten wie Getir. Das Unternehmen steht nun vor einer massiven Entlassungswelle.

Berlin – Getir, ein Anbieter von Lebensmittel-Lieferdiensten, plant die Entlassung von etwa 2500 Beschäftigten. Dies gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. Aktuell beschäftigt Getir rund 23.000 Mitarbeiter in fünf Ländern. Details zur Verteilung der Stellenkürzungen auf die einzelnen Länder wurden nicht bekannt gegeben. Vorab hatten die Online-Portale Business Insider und Gründerszene über eine bevorstehende Entlassungswelle berichtet.

Getir Lieferservice zieht sich aus drei Ländern zurück

Getir, der türkischer Lieferservice, ist im „Quick-Commerce“-Sektor aktiv. Hier können Kunden über eine App Lebensmittelprodukte bestellen und sich diese binnen kurzer Zeit nach Hause liefern lassen. Während der Corona-Pandemie erlebte dieses Geschäftsmodell einen Aufschwung, insbesondere bei jungen Stadtbewohnern. Nach dem Boom sank das Interesse jedoch spürbar. Die oft rasant durch die Straßen radelnden Lieferanten sorgten zudem für Sicherheitsdebatten unter Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern. Auch die Arbeitsbedingungen der Lieferanten wurden und werden stark kritisiert.

Getir stellt seine Tätigkeit in etlichen deutschen Städten ein (Symbolbild).

Vor kurzem erst kündigte Getir an, sich vollständig aus Spanien, Portugal und Italien zurückzuziehen. Die Anzahl der dadurch wegfallenden Stellen wurde nicht veröffentlicht. Damals wurde angegeben, dass das Unternehmen seine europäischen Aktivitäten hauptsächlich auf Deutschland fokussieren möchte. Dennoch beendet Getir sein Angebot in einigen deutschen Städten. So wird der Lieferdienst laut Handelsblatt künftig nur noch in folgenden Städten liefern:

  • Berlin
  • Hamburg
  • Frankfurt am Main
  • München
  • Düsseldorf
  • Köln

Kleinere Städte wie Stuttgart, Heidelberg, Dresden oder Leipzig fallen künftig raus. Insgesamt werden dann 17 von bisher 23 Städten nicht mehr beliefert.

Getir schluckt Gorillas: Auslieferung in über 20 Städten

In Deutschland hatte Getir vor einiger Zeit den Konkurrenten Gorillas erworben. Laut Unternehmenswebsite liefert Gorillas derzeit in über 20 deutschen Städten Lebensmittel aus. In der Mitteilung vom Dienstag bekräftigte Getir, dass das Unternehmen seine Dienste weiterhin in Deutschland, der Türkei, Großbritannien, den Niederlanden und den USA anbieten wird.

Das Quick-Commerce-Geschäft wird insgesamt als kontrovers betrachtet. Kritiker bemängeln vor allem hohe Kosten bei vergleichsweise geringem Gewinn. Unternehmen wie Delivery Hero mit Sitz in Berlin müssen beispielsweise hohe Mieten für zentral gelegene Lagerhäuser zahlen. Nur durch besonders günstig gelegene Standorte können die Kurierdienste die Waren in kurzer Zeit zu den Kunden bringen. Zusätzlich investieren die Unternehmen viel Geld in Werbung, um Kunden auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. (ph/dpa)

Rubriklistenbild: ©  ANP SANDER KING/IMAGO

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