Fachkräftemangel

Frührentner betroffen – Wirtschaftsweiser verlangt höhere Abschläge

  • VonKatharina Bews
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Die Frührente in Deutschland steht im Zentrum der Diskussion. Der Wirtschaftsweise Martin Werding drängt auf höhere Abschläge für Frührentner, während die Ampel-Koalition die Menschen zu längerem Arbeiten bewegen will.

Berlin – Viele Deutsche gehen lieber früher als später in den Ruhestand. Durch den demografischen Wandel werden dadurch aber die Rentenkassen stark belastet – und der Fachkräftemangel verstärkt. Neben den Bemühungen der Ampel-Koalition, Menschen über das Rentenalter hinaus zur Arbeit zu motivieren, fordert ein Ökonom nun höhere Abschläge für die Frührente.

Wirtschaftsweiser fordert höhere Abschläge auf die Frührente

„Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr sind dafür zu niedrig“, sagt der Wirtschaftsweise Martin Werding der Funke-Mediengruppe in einem Bericht am Mittwoch, „stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein.“

Der Hochschulprofessor für Sozialpolitik in Bochum sieht wenig Sinn darin, dass gesunde Personen, die normal bis überdurchschnittlich gut verdienen, teilweise ohne Abschläge früher in Rente gehen können. Laut ihm passt das „angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft.“

Der Wirtschaftsweise Martin Werding fordert höhere Abschläge für Frührentner. (Archivbild)

FDP spricht sich gegen Frührente aus, Ampel fördert Arbeit über Rentenalter hinaus

Damit steht Werding auf einer Linie mit der FDP, die die Rente mit 63 Jahren für langjährige Versicherte schon lange abschaffen will. Diese Regelung belaste, so die FDP, den Haushalt stark. Bisher setzt die Regierung aber eher auf Lockmittel, um Senioren länger in der Erwerbstätigkeit zu halten: Bei der Wirtschaftsinitiative der Ampel-Koalition zur „Dynamisierung der Wirtschaft in Deutschland“ sollen mehr Menschen mit einer zusätzlichen Prämie zu längerem Arbeiten motiviert werden.

Für jeden Monat, den man über das Rentenalter hinaus arbeitet, erhält man bereits einen Zuschlag von 0,5 Prozent. Mit der Prämie würden Erwerbstätige zusätzlich den Teil bekommen, auf den sie durch längeres Arbeiten verzichtet haben, steuerfrei aufgerechnet. Immer mehr Menschen arbeiten dabei bereits länger als vorgeschrieben: 2022 waren es 1,52 Millionen, die trotz der Möglichkeit zum Renteneintritt weiterarbeiteten. Das geht aus einer Regierungsantwort der Linken im Bundestag hervor.

Die Zahl der Rentenversicherten, die im Gegenzug früher in Rente gingen, belief sich laut der Deutschen Rentenversicherung im letzten Jahr auf 279.000 langjährige Versicherte, die ohne Abschläge in Rente gingen, und 243.862 Versicherte, die mit Abschlägen in Rente gingen. Wer 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, gilt als langjährig versichert und kann ohne Abschläge mit 63 Jahren in die Rente gehen. Andernfalls sind 35 Versicherungsjahre erforderlich, was zu einem Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat führt.

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