Diskussionen über höheres Rentenalter
Rente mit 63: Wer jetzt noch in Frührente gehen kann
VonPatrick Mayerschließen
Die Politik diskutiert in der Haushaltskrise Deutschlands über das Renteneintrittsalter. Was die Rente mit 63 gefährdet? IPPEN.MEDIA erklärt kurz und bündig, wer Ansprüche anmelden darf.
Berlin - Sie ist bei Seniorinnen und Senioren ein beliebtes Modell für den Ruhestand. Aber: Die Rente mit 63 steht in Deutschland womöglich vor dem Aus. Samt Folgen für viele Bürgerinnen und Bürger? Bezeichnend: In 2023 war die Zahl der Anträge auf die abschlagsfreie Rente nach 45 Arbeitsjahren auf ein Rekordniveau gestiegen.
Rente mit 63: Haushalts-Debakel der Ampel-Bundesregierung heizt Diskussionen an
Konkret: Bis Ende September wurden bereits 245.289 neue Anträge gestellt. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 hatten 260.932 Menschen einen entsprechenden Antrag eingereicht - was schon damals einem Höchstwert entsprach. Der Trend ist klar, der Reiz offensichtlich groß.
Doch: Das Haushalts-Debakel der Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hatte die Diskussionen über das lukrative Rentenmodell zuletzt neu angeheizt. Die oppositionelle CDU veröffentlichte in einem Grundsatzpapier Pläne, bei einem Machtwechsel das Renteneintrittsalter stattdessen zu erhöhen. So solle für jedes Jahr mehr Lebenserwartung vier Monate länger gearbeitet werden. Solche Nachrichten könnten die Anzahl der Anträge auf eine Rente mit 63 nochmal steigern. IPPEN.MEDIA erklärt, was es dafür braucht.
Grundsätzlich gilt: Aktuell kann noch die oder der, wer bis 1963 geboren wurde, ohne Abschläge mit 63 Jahren in Rente gehen. Vorausgesetzt sie oder er hat 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt. Ansonsten gilt: Für alle Jahrgänge ab 1964 ist aktuell das Renteneintrittsalter von 67 Jahren der Maßstab. Wer mindestens 45 Jahre seine Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, kann seinen Ruhestand dennoch schon früher abschlagsfrei planen - zumindest ab 65 Jahren.
Denn: Ab 45 Jahren als Beitragszahler gilt man als „besonders langjährig Versicherter“. Wer dagegen mit 65 in Rente gehen will und noch nicht so lange eingezahlt hat, der oder dem wird die gesetzliche Rente monatlich um 7,2 Prozent gekürzt.
Rente mit 63: Bedingung sind mindestens 35 Beitragsjahre - und Abschläge
Wer nach 1963 geboren wurde und trotzdem mit 63 Jahren in Rente gehen will, braucht laut Wirtschaftsmagazin Business Insider dagegen mindestens 35 Beitragsjahre. Allerdings müssen Antragssteller in diesem Fall Abschläge in Höhe von 14,4 Prozent einkalkulieren - und zwar monatlich. Und: Auszeiten von Rentenbeiträgen, zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit oder einer Schwangerschaft, werden in die Beitragsjahre mit eingerechnet.
Wenn also eine Frau zum Beispiel wegen einer Schwangerschaft ein Jahr komplett aus dem Berufsleben draußen war, ohne Mutter-Kind-Modell mit einem Arbeitgeber, muss sie dieses Jahr bei einem Antrag auf Frührente berücksichtigen. Wenn man die Debatten im politischen Berlin verfolgt, gewinnt man in der Vorweihnachtszeit indes verstärkt den Eindruck, dass die Rente mit 63 ohnehin auf der Kippe steht. Die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz hatte ein generell höheres Renteneintrittsalter bislang zwar abgelehnt - in den Umfragen sind die Sozialdemokraten aber verheerend abgestürzt.
Rente mit 63: Politik will Renteneintrittsalter wohl dauerhaft anheben
Der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus erklärte dagegen Ippen.Media: „Das Renteneintrittsalter wird sich an der durchschnittlichen Lebenserwartung orientieren. Wenn wir immer länger gesund bleiben und somit länger leben, können und müssen diejenigen, die dazu in der Lage sind, auch länger arbeiten – sonst funktioniert unser Rentensystem nicht mehr.“ Die Union will im Falle einer vorgezogenen Bundestagswahl mit Steuererleichterungen für Rentner locken. Ob das aber so verlockend ist wie eine Rente mit 63? (pm)
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