Union stimmt zu
Ende der Einspeisevergütung: Neues Zeitalter für Solar-Besitzer bricht an
VonAmy Walkerschließen
Die bestehende Regierungskoalition und die Union haben im Vorfeld der Bundestagswahl eine Energie-Umgestaltung verabschiedet. Diese wirkt sich auch auf die Einspeisevergütung aus.
Update vom 31. Januar 2025: Der Bundestag hat am Freitag ein Bündel an Energiegesetzen verabschiedet, die neue Weichen für die Energiewende setzen soll. Unter anderem wurde das sogenannte Solarspitzengesetz verabschiedet, das eine neue Ära der Einspeisevergütung einläutet. Das Gesetz wurde von SPD, Grüne und Union verabschiedet.
Abschaffung der Einspeisevergütung in sonnenreichen Zeiten: Das ist das neue Gesetz
Erstmeldung vom 27. Januar 2025: Berlin – Lange wurde innerhalb der Bundesregierung und seit dem Aus der Ampel-Koalition mit der Opposition über die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) diskutiert. Im November haben SPD und Grüne einen Entwurf im Kabinett befürwortet, das seitdem in den Ausschüssen und mit den Oppositionsfraktionen debattiert wird. Am Montag (27. Januar) sickerte dann die Information durch: Die Fraktionen haben sich auf einen Beschluss geeinigt. Die Novelle sieht die Abschaffung der Einspeisevergütung zu bestimmten Zeiten vor und soll Anreize zur Einspeicherung des erzeugten Stroms erhöhen. Hier sind die Details.
Einspeisevergütung war zu erfolgreich: Solarboom in Deutschland belastet das Netz
Zunächst einmal das Problem: In den vergangenen Jahren ist der Ausbau der Solaranlagen schnell vorangeschritten. Vor allem in der Zeit der Energiekrise haben viele Hausbesitzer eine solche Anlage geholt. Die Ampel-Regierung hat außerdem die Mehrwertsteuer auf PV-Anlagen auf null herabgesetzt, sodass sie preislich noch attraktiver wurden.
Das hat alles fast zu gut funktioniert. Denn während die Anreize zum Ausbau des PV-Stroms immer größer wurden, gab es wenige Anreize dafür, die Erzeugung zu steuern. Denn egal, wann man seinen Strom produziert und ins Netz gespeist hat: Gesetzlich war vorgeschrieben, dass der Anlagenbesitzer eine feste Vergütung bekommt. Diese Vergütung liegt ab Februar 2025 bei 7,95 Cent pro Kilowattstunden für Anlagen bis 10 kWp. Das ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren – früher bekamen PV-Besitzer 50 Cent/kWh für ihren Solarstrom. Diese Einspeisevergütung gibt es garantiert für 20 Jahre.
Das hat aber dazu geführt, dass PV-Betreiber in Zeiten, in denen zu viel Strom zur Verfügung steht, keinen Anreiz hatten, den Solarstrom nicht mehr einzuspeisen – und stattdessen zu speichern. Mit der Novelle des EnWG, auf das sich SPD, Grüne und CDU/CSU nun geeinigt haben, soll das vorbei sein. Wie IPPEN.MEDIA aus mehreren sicheren Quellen erfahren hat, soll es keine Einspeisevergütung mehr zu Zeiten geben, in denen der Strompreis negativ ist.
Einspeisevergütung wird bei negativen Strompreisen abgeschafft, Smart Meter werden teurer
Die wichtigsten neuen Regeln sind:
- Der Stopp der Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen gilt nur für neue Anlagen
- Die Zeit, in der eine PV-Anlage keine Vergütung bekommt, wird „zurückgezahlt“. Am Ende der 20-jährigen Förderungszeit werden die negativen Stromstunden zusammengezählt und diese verlorenen Stunden werden an die 20 Jahre angehängt. So soll kein Anlagenbetreiber fürchten, dass sich die Anlage am Ende nicht rentiert.
- Kleine PV-Anlagen sollen ihren Strom direktvermarkten können. Das heißt: auch Privatbesitzer können mit ihrem Solarstrom Geld an der Börse verdienen. Wer einen Speicher hat, kann den dort gespeicherten Strom künftig ins Netz einspeisen und dafür Geld bekommen.
- Die meisten PV-Anlagen sollen in den nächsten vier Jahren mit einem Smart Meter ausgestattet werden, bis 2028 soll die Quote 50 Prozent erreicht haben. Alle neuen PV-Anlagen sollen innerhalb von 24 Monaten einen Smart Meter erhalten. Der Smart Meter kostet aber mehr
- Sollte der Messstellenbetreiber einen Blackout durch überschüssigen Solarstrom befürchten, kann er PV-Anlagen in seinem Gebiet abregeln. Auch dazu soll der Smart Meter dienen.
Energiebranche erleichtert über Beschluss zur EEG-Förderung
Der Bundesverband der Energiewirtschaft BDEW reagierte positiv auf den Beschluss, der in dieser Woche abgesegnet werden soll. „Die Einigung ist eine gute Nachricht für die Energiewende. Mit enormem Einsatz und Tempo und einem Kraftakt aller Beteiligten wurden zentrale Energiegesetze auf den Weg gebracht – ein starkes Signal für die Energieversorgung“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung laut Mitteilung. Insbesondere die Maßnahmen zur Abfederung der Einspeisung in Zeiten mit viel Sonne begrüßte der Verband als wichtigen Baustein zur Sicherung der Netzstabilität.
„Jetzt zählt die Umsetzung! Die Gesetzesänderungen müssen in dieser Sitzungswoche verabschiedet werden. Diese Beschlüsse sind von zentraler Bedeutung für die Energiewende und die Versorgungssicherheit in Deutschland“, so Andrae.
In der Branche wurde der Entwurf insgesamt positiv aufgenommen. Felix Dembski von der Firma sonnen GmbH erklärte in einem Post auf LinkedIn zur Abschaffung der Einspeisevergütung in sonnenreichen Stunden, dass das 2024 insgesamt 500 Stunden umfasste. In dieser Zeit mussten die Netzbetreiber – und am Ende auch der deutsche Steuerzahler – die Einspeisevergütung zahlen, obwohl der Strom wertlos war. Das wird für neue Anlagen nicht mehr gelten.
„In der Direktvermarktung auf Marktsignale reagieren, Speicher optimiert beladen und einspeisen, wenn die Preise am besten sind. Damit bekommt das Energiesystem die notwendige Flexibilität, um noch viel mehr PV-Strom aufzunehmen“, fasst Dembski die Punkte zusammen.
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