Der Gouverneur der Region Murmansk, Andrej Chibis (L), und Russlands Präsident Wladimir Putin
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Westliche Sanktionen haben Auswirkungen auf Putins LNG-Geschäft.

Folgen für Wirtschaft

Geht Putin das Gas aus? Russland stellt wohl LNG-2-Projekt ein – wegen Sanktionen

  • Bona Hyun
    VonBona Hyun
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Die Sanktionen gegen Russland zeigen Wirkung: Putins Prestigeprojekt in der Arktis gerät offenbar ins Stocken. Das bedroht auch sein LNG-Geschäft.

Moskau – Eigentlich wollte Russland groß ins LNG-Geschäft einsteigen. Doch die westlichen Sanktionen machen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Strich durch die Rechnung: Nowatek, Russlands größter Produzent von Flüssigerdgas (LNG), hat die Produktion in seinem Projekt Arctic LNG 2 aufgrund von Sanktionen und einem Mangel an Gastankern ausgesetzt. Das teilten zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen gegenüber Reuters am Dienstag (2. April) mit. Nowatek antwortete Reuters bislang nicht auf Bitte um Stellungnahme.

Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft trifft Putins LNG-Geschäft

Putin hatte gehofft, im ersten Quartal des Jahres 2024 mit LNG-Lieferungen beginnen zu können. Die Pläne wurden jedoch im vergangenen Jahr erschwert. Westliche Sanktionen veranlassten ausländische Anteilseigner dazu, ihre Beteiligung einzufrieren. Ursprünglich setzte sich Russland zum Ziel, bis spätestens 2035 ein Fünftel des weltweiten LNG-Marktes zu erobern. Derzeit ist Russland mit jährlichen Exporten von 32,6 Millionen Tonnen der viertgrößte LNG-Produzent der Welt.

Unabhängig davon berichtete die Zeitung Wedomosti am Dienstag, dass die Erdgasproduktion des Projekts im Februar aufgrund einer Verzögerung des Beginns der LNG-Lieferungen drastisch auf 83 Millionen Kubikmeter zurückgegangen sei. Den Quellen zufolge lag die Produktion im Dezember 2023 bei 425 Millionen Kubikmeter und im Januar 2024 bei 250 Millionen Kubikmeter.

Putin leidet unter Sanktionen: Wie geht es weiter mit dem LNG-2-Projekt?

Neben den Sanktionen fehlt es Russland zudem an Spezialtankern, die das LNG transportieren können und das dicke Meereis durchdringen, hieß es. So sagte Alexander Novak, Vize-Ministerpräsident der Russischen Föderation am Freitag, „Hauptproblem“ des LNG-2-Projektes seien die Tanker. Ronald Smith, ein leitender Öl- und Gasanalyst bei der in Moskau ansässigen Maklerfirma BCS, sagte, es sei unklar, wann, oder ob überhaupt das Projekt genügend Tanker bekommen könne.

Nach Angaben von Nowatek werden derzeit 15 Tanker der Eisklasse Arc7 gebaut, die bis zu zwei Meter dickes Eis durchbrechen können. Sechs weitere Arc7-Tanker sollten von Hanwha Ocean, ehemals Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering, gebaut werden, darunter drei für Russlands führende Tankergruppe Sovcomflot und drei für die japanische Mitsui O.S.K. Line. Die Aufträge der drei von Sovcomflot bestellten Tanker wurden jedoch aufgrund der Sanktionen gegen Russland storniert, wie Hanwha im vergangenen Jahr in behördlichen Unterlagen mitteilte.

Bislang wurden nach öffentlichen Angaben nur drei geeignete Gastanker für das LNG-2-Projekt gebaut: die Schiffe Alexei Kosygin, Pyotr Stolypin und Sergei Witte.

Rückschlag für Russlands Wirtschaft: Sanktionen legen LNG-2-Projekt auf Eis

Russland bleibt trotz der Probleme beim LNG2-Projekt optimistisch. „Nowatek ist ein sehr gut geführtes Unternehmen und könnte eine Lösung finden, um fertige Schiffe in naher Zukunft an das Projekt zu übergeben, oder die Schiffe könnten für längere Zeit in den Werften festsitzen“, sagte Smith. Arctic LNG 2 wird von Nowatek geleitet, das einen Anteil von 60 Prozent hält. Die anderen Anteilseigner sind das französische Unternehmen TotalEnergies, die chinesischen Unternehmen CNPC und CNOOC sowie Japan Arctic LNG mit Anteilen von jeweils 10 Prozent. (bohy/reuters)

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