Teure Fernwärme

Verbraucherzentrale verklagt Eon – Es geht um tausende Euro pro Kunde

  • Lars-Eric Nievelstein
    VonLars-Eric Nievelstein
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Seit 2020 sind die Fernwärmepreise beim Energiekonzern Eon deutlich gestiegen. Der VZBV hatte dagegen Klage eingereicht. Ab sofort können sich Kunden der Sammelklage anschließen.

Berlin – Anfang des Jahres warnte Leonard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energiegiganten Eon vor steigenden Preisen. „Strom und Gas drohen nach den bisherigen Preissenkungen ab 2024 möglicherweise wieder teurer zu werden“, sagte er gegenüber der Rheinischen Post. Damit meinte er die Maßnahmen der Bundesregierung, die nach Beginn vom Ukraine-Krieg die Umsatzsteuersätze auf Gas und Fernwärme absenkte. Allerdings hatte E.on seine Preise schon vorher deutlich angehoben. Dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) reichte das aus, um eine Sammelklage zu starten.

Massive Preissteigerung bei Eon – vzbv will Rückzahlungen einklagen

„Viele Kunden der Fernwärmeanbieter Eon müssen derzeit im Vergleich zum Jahr 2020 ein Vielfaches für das Heizen ihrer Wohnräume bezahlen“, teilte der vzbv bereits im November 2023 mit. Diese Preiserhöhungen hielt der Bundesverband in vielen Versorgungsgebieten für rechtswidrig. Zwei Sammelklagen waren die Folge, denen Kunden sich ab sofort anschließen können.

Ein E.ON-Gebäude in Bukarest, von außen fotografiert. Seit 2020 sind die Fernwärmepreise beim Energiekonzern E.ON deutlich gestiegen. Der VZBV hatte dagegen Klage eingereicht.

„Kein Wettbewerb, keine Wahlfreiheit, geringe Preistransparenz: Der Fernwärmemarkt ist in Deutschland alles andere als verbraucherfreundlich“, sagte Ramona Pop, Vorständin beim vzbv, dazu. Eon (und auch dem Hansewerk Natur, gegen das der Verband ebenfalls klagte) würden die rechtlichen Voraussetzungen für die „enormen und intransparenten Preisanstiege“ fehlen. Am Montag hat das zuständige Bundesamt für Justiz das entsprechende Klageregister eröffnet, berichtete n-tv. „Mit den beiden Sammelklagen will der vzbv direkte Rückerstattungen für teilnehmende Verbraucher einklagen.“ Einer ersten Einschätzung zufolge geht es hier um bis zu vierstellige Beträge.

3.500 Euro Mehrkosten in 2 Jahren für Verbraucher

Der vzbv sieht die Preiserhöhungen der zurückliegenden Jahre bei E.ON und Hansewerk Natur als unwirksam an, da die vorliegenden Preisänderungsklauseln nicht den rechtlichen Anforderungen entsprächen. Konkret geht der Verband gegen Preissteigerungen vor, die E.ON nach 2020 eingesetzt hatte. Zum Beispiel stieg der Brutto-Arbeitspreis im Versorgungsgebiet Erkrath-Hochdahl (NRW) zwischen 2020 und 2022 von 6,18 Cent pro Kilowattstunde auf 23,24 Cent. Bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden wären das 3.500 Euro Mehrkosten innerhalb der Jahre 2021 und 2022.

Eon selbst gab ab, dass die Fernwärmepreise den gesetzlichen Vorgaben folgen würden. „Die Preisgestaltung richtet sich nach Preiskomponenten, die auf veröffentlichten und jederzeit einsehbaren Grundlagendaten des Statistischen Bundesamtes beruhen“, sagte eine Konzernsprecherin gegenüber Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dadurch sei eine objektive und unabhängige Basis für solche Preisänderungen sichergestellt. Im gesamten Jahr habe der Konzern den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent an die Kunden weitergegeben, obwohl die Pflicht dazu erst ab Oktober bestand.

Weitere Sammelklage gegen ExtraEnergie läuft

Gegen den Energieanbieter ExtraEnergie GmbH hatte der vzbv ebenfalls eine Sammelklage eingereicht. Der Grund. Im Juli 2022 hatte der Anbieter „massiv die Preise für Gas- und Stromkunden“ erhöht. Diese stiegen teils um mehr als 200 Prozent, die Anbieter sollen vereinbarte Preisgarantien übergangen haben. Zur ExtraEnergie GmbH gehören unter anderem ExtraEnergie, Extragrün, HitEnergie und Prioenergie. Nach Ansicht des vzbv sind die Erhöhungen damit unzulässig. Auch hier ist das Ziel, betroffenen Kunden Rückzahlungen zu erstreiten.

„Energieanbieter dürfen Verbraucher nicht pauschal zur Kasse bitten, weil sich Einkaufspreise erhöht haben. Mit der Sammelklage setzt sich der vzbv vor Gericht dafür ein, dass Betroffene zu viel gezahltes Geld direkt von ExtraEnergie zurückerhalten“, erklärte Ramona Pop. „Viele Menschen sind betroffen und es geht um viel Geld. Je nach Fallkonstellation sind Rückzahlungen von mehreren tausend Euro denkbar.“ Nach Schätzung des vzbv sind hier mehr als 100.000 Verbraucher von den Preiserhöhungen betroffen. Diese können sich ab sofort kostenlos ins Klageregister eintragen und sich so der Klage anschließen.

Die Preisgestaltung bei der Fernwärme alarmiert Experten wieder und wieder. Erst kürzlich ging die Nachricht durch die Medien, dass viele Fernwärmekunden hohe Nachzahlungen leisten mussten. Wie der Preis aber zustandekommt, ist nicht immer klar.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Pond5 Images

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