Dienstwagen-Steuer und mehr

Deutschland subventioniert Verbrenner-Dienstwagen: Reformen für E-Autos nötig

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Trotz Klimazielen und Elektroautos: Deutschland fördert fossil betriebene Dienstwagen massiv. Experten fordern eine Reform der staatlichen Subventionen.

Berlin/München – In Deutschland werden jährlich 13,7 Milliarden Euro für die Subventionierung von Dienstwagen mit Verbrennungsmotoren ausgegeben.

Diese Summe macht das Land in Europa zum zweitgrößten Förderer fossiler Antriebe, nach Italien (16 Mrd.). Wie lässt sich das mit den Klimazielen vereinbaren, die eine dringende Reduktion der Emissionen im Verkehrssektor benötigen?

Staatliche Förderung für Elektroautos und Verbrennermodelle

Die staatliche Förderung für Verbrennermodelle steht in der Kritik, da sie dem Umstieg auf Elektroautos im Weg steht. Laut einer Studie der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) fehlen in Deutschland steuerliche Anreize, um den Umstieg von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf Elektroautos zu fördern.

Die Organisation kritisiert, dass das derzeitige Steuersystem in Deutschland keinen ausreichenden Anreiz bietet, um auf elektrische Dienstwagen umzusteigen. Dabei haben gewerbliche Neuzulassungen mit zwei Drittel den mit Abstand größten Anteil und dieser Hebel scheint prädestiniert, um E-Mobilität zu fördern.

Knapp die Hälfte davon seien Dienstwagen, die neben der geschäftlichen Nutzung auch privat gefahren werden, erläutert T&E.

Deutschland fördert nicht nur Elektroautos, Großbritannien schon

Susanne Goetz von T&E Deutschland betont: „Jedes Jahr subventionieren wir fossile Dienstwagen mit Milliarden, während deutsche Hersteller wie zuletzt VW über einen schwachen heimischen Absatzmarkt für E-Autos klagen.“

Rund zwei Drittel der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland basieren auf gewerblichen Fahrzeugen. Der Großteil davon sind Verbrenner.

Im Vergleich zu Deutschland bietet Großbritannien deutlich höhere steuerliche Anreize für E-Dienstwagen, was sich nachweislich beim Absatz bemerkbar macht: Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass es sich bei 21,5 Prozent der neu zugelassen, britischen Dienstwagen um Elektroautos handelt, während es in Deutschland gerade mal 11,7 Prozent sind. 

Die staatliche Förderung für Stromer hat der E-Mobilität im Vereinigten Königreich also einen Schub gegeben.

Reform der Dienstwagen-Steuer, um Absatz von E-Autos anzukurbeln?

So schlägt T&E eine umfassende Reform der Dienstwagenbesteuerung vor, um den Absatzmarkt für Elektroautos zu stärken. „Was fehlt, ist der Mut zum effizienteren Schritt: Verbrenner unattraktiver zu machen”, führt Goetz aus.

Ihr zufolge befinden sich die Lösungen „schon lange auf dem Tisch. Wir müssen sie nur umsetzen.“ Die vorgeschlagenen Maßnahmen für die anstehende Reform der Besteuerung von Dienstwagen in Deutschland lauten:

  • Reduzierte Abschreibemöglichkeiten für Verbrennerfahrzeuge.
  • Höherer Steuersatz für Dienstwagen mit Benzin- oder Dieselmotor, gestaffelt nach CO₂-Ausstoß.
  • Anpassung des Steuersatzes für Plug-in-Hybride, wenn sie nicht zu 50 Prozent rein elektrisch fahren können.

Folgende Grafik verdeutlicht, dass Dienstwagen mit Verbrennungsmotor derzeit mit mehreren Tausend Euro gefördert werden:

Verbrennermodelle werden in Deutschland massiv gefördert, das wirkt sich auf die E-Auto-Neuzulassungen aus.

Staatliche Förderung auch beim Leasing? Frankreich als Vorbild 

Neben dem Anpassen der Dienstwagen-Steuer könnte auch „Social Leasing“ eine Maßnahme sein, um den Elektroauto-Absatz in Deutschland zu fördern: In Frankreich werden E-Autos für breitere Bevölkerungsgruppen erschwinglich gemacht, in dem es eine staatliche Unterstützung beim Leasing eines BEV-Modells gibt.

Eine Umverteilung der Subventionen würde nach Ansicht von T&E nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie, in dem der Marktanteil heimischer Hersteller gestärkt wird. 

Für dieses Unterfangen könnte auch eine Neuauflage der Abwrackprämie hilfreich sein. (PF) 

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