Ukraine-Krieg

Wie Russland die Sanktionen umgeht – und Milliarden in neues Mega-Projekt investiert

  • Lars-Eric Nievelstein
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Ein neues Projekt soll Putins Umgehungstaktiken der Sanktionen sogar noch verschärfen. Der Persische Golf spielt dabei eine besondere Rolle.

Moskau – Egal, ob Diamanten, LNG oder Öl, Russland hat trotz schweren westlichen Sanktionen immer wieder Wege gefunden, um seine Waren trotzdem nach Europa oder in die USA zu bringen. Funktionieren konnte das vor allem wegen der Kooperation mit Ländern wie Indien und China. Aktuell schaut sich Russland nach neuen Handelspartnern um – und leitet Milliarden von Dollars in den Iran.

Russische Eisenbahn soll mit Suezkanal konkurrieren

Während der Westen als Handelspartner für Russland immer weiter abbricht, baut Russland neue Handelswege. Dabei konzentriert der Kreml sich vor allem auf China, Indien und die Länder am Persischen Golf. Eine neue Eisenbahnstrecke soll nun Russland und die iranischen Häfen am Golf verbinden. In dem Projekt stecken umgerechnet 1,6 Milliarden US-Dollar, die Konstruktion soll noch 2024 beginnen. Russland hatte dem Iran einen Kredit über rund 1,4 Milliarden US-Dollar gewährt, damit das Projekt finanzierbar ist.

Wladimir Putin in seinem Büro in Novo-Ogaryovo. Seit Monaten schafft es Russland, die vom Westen eingesetzten Sanktionen zu umgehen. Ein neues Projekt soll diese Taktik sogar noch verschärfen.

Das große Ziel dahinter: Russland will einen leichteren Zugang zu Städten wie Mumbai haben, Indiens Handelszentrum. „Weil die traditionellen russischen Handelsrouten blockiert sind, braucht es andere Optionen“, zitierte die New York Times den Transport- und Logistikexperten Rauf Agamirzayev. Von russischer Seite aus hieß es, dass diese neue Zugverbindung es sogar mit dem Suezkanal aufnehmen können soll, was das transportierte Handelsvolumen angeht.

Hinzu kommen weitere neue Gleisverbindungen zwischen China und Russland sowie zwischen der Türkei und Russland. Russland investiert auch hier Milliardensummen, um die Handelsrouten auszuweiten und bestehende zu erneuern.

Asien ist Russlands Weg aus der Sanktionsfalle

Trotz aller Sanktionen agiert Europa noch als russischer Handelspartner, wenn auch nicht mehr in demselben Maße wie vorher. So nahmen europäische Staaten 2023 fast 20 Prozent ihrer LNG-Einkäufe aus Russland. Die Gasimporte brachen dagegen deutlich ein. Russland hatte sich daher zunehmend in Richtung China, Indien und den Iran gewandt, um die Handelsbande zu stärken. Vom Iran bezieht Russland seit 2022 hohe Stückzahlen der Shahed-Drohnen.

Dass die westlichen Sanktionen sich vor allem nach dem Kriegsende zu einem großen Problem für Russland entwickeln werden, ist Wladimir Putin sicher kein Geheimnis. „Aktuell ist die Entwicklung von Beziehungen zum globalen Süden Russlands höchste Priorität“, sagte David Szakonyi, ein Professor für Politikwissenschaft, an der George Washington Universität, gegenüber dem Business Insider. Die neuen Eisenbahnstrecken sollen diese Entwicklung verstärken.

Diese Beziehungen seien notwendig, um einen Kollaps der russischen Wirtschaft zu verhindern. Szakonyi zufolge schaut sich Russland nach „allen Ländern um, die nicht sanktioniert sind“. Er gehe davon aus, dass Russland in den kommenden Jahren verstärkt Anstrengungen in Diplomatie unternehmen wird.

Russlands Handelspartner nehmen Abstand wegen Sanktionen

Aktuell zeigt sich die russische Wirtschaft widerstandsfähig – trotz der Sanktionen konnte das Land 2023 ein leichtes Wachstum hinlegen. Auch wenn die vorgelegten Zahlen aus Russland mit Vorsicht zu genießen sind, gingen auch viele westliche Experten von einer höheren Resilienz aus als erwartet. Gleichzeitig finden sich immer wieder westliche Produkte im russischen Handel.

Allerdings zeigen sich immer deutlicher die Auswirkungen der Sanktionen auf Russlands Handelspartner. Mehrere chinesische Großbanken haben bereits den Handel mit Russland gestoppt. Indien zeigte sich wegen neuer Sanktionen besorgt und gab an, anstatt russischem wieder das Öl aus dem Nahen Osten zu kaufen. Und in Europa prüfen die Mitgliedsländer neue Sanktionen, zum Beispiel eine Beschlagnahmung von eingefrorenem russischen Vermögen.

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