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BMW: Höheres Absatzziel wegen Elektroauto-Boom - Chef erneuert Kritik am Verbrenner-Aus

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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München ist die Hochburg der deutschen E-Mobilität: BMW plant für 2024 mit einer enormen Absatzsteigerung in Sachen E-Autos. Doch der CEO erneuert seine Kritik.

München - Während die innerdeutsche Konkurrenz bei der Antriebswende hin zu Elektroautos wirtschaftlich Probleme hat, scheint sich Autobauer BMW in Sachen E-Mobilität auf einem vielversprechenden Kurs zu befinden:

Der Münchner Premiumhersteller hat für das kommende Jahr sein Absatzziel für Stromer heraufgesetzt - und möchte erstmals 500.000 E-Autos auf die Straßen bringen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnte der Konzern weltweit bereits 247.000 elektrifizierte Fahrzeuge verkaufen.

BMW möchte 2024 eine halbe Million Elektroautos verkaufen

2023 dürfte es sich dementsprechend um weit über 300.000 abgesetzte BMW-Elektroautos handeln. In einem Gespräch mit dem Focus erklärte Vorstandschef Oliver Zipse, dass BMW diesbezüglich für das Jahr 2024 “ein deutlich zweistelliges Wachstum” anstrebt. 

Wie das BMW-nahe Portal Bimmertoday schildert, dürfte ein wesentlicher Absatztreiber im neuen Jahr die seit kurzem erhältliche Sportlimousine BMW i5 sein, die kurz nach dem Jahreswechsel vom ersten elektrischen BMW-Kombi - dem i5 Touring - flankiert wird.

Noch wichtiger hinsichtlich der Verkaufszahlen-Prognose bei E-Autos dürften indes die beiden Kompakt-SUV-Modelle BMW iX1 und iX2 sein - 2024 kommt eine neue Einstiegsversion namens eDrive20 auf den Markt.

Neuer BMW i5 auf der IAA: 2024 möchte der Autobauer weltweit eine halbe Million Elektroautos verkaufen.

BMW-Chef über Verbrenner-Aus und die drohende “harte Landung”

Obwohl sich BMW im Hinblick auf Elektroautos auf einem vielversprechenden Kurs befindet, vollzieht der seit 2019 im Amt befindliche CEO der Münchner einen Seitenhieb in Richtung EU-Kommission: Denn nach wie vor hält man im Hause BMW die langfristige Abkehr von Autos mit Verbrennungsmotor für einen groben Fehler.

Wenn ab 2035 Modelle mit Benzin- oder Dieselmotor als Neuwagen verboten werden, führe das laut Zipse sogar zu einer höheren CO2-Belastung. „Wenn neue, effizientere Motoren verboten werden, fahren die Leute eben ihre alten Autos länger“, lautet die These des 59-Jährigen. Wenn technologisch alles auf eine Karte gesetzt werde, würden ihm zufolge umso mehr die Preise anziehen. „So eine harte Landung ist im Interesse von niemandem“, wird der zweifache Familienvater in dem Bericht zitiert.

E-Autos nicht wirklich “grün” - BMW-Chef über Technologie-Offenheit

Außerdem reiht sich der BMW-Chef in die Riege derer ein, die Elektroautos den “reinen” Charakter absprechen - denn die Stromgewinnung basiere nach wie vor meistens aus fossilen Brennstoffen. Laut Zipse wisse niemand, „ob und wann genau wir mit erneuerbarer Energie die Versorgung sicherstellen können“. 

Das sind die zehn meistgebauten Elektroautos Europas

Ein Renault Zoe
Platz 10 – Renault Zoe: Der französische Stromer ist inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen, dennoch gehört der Renault Zoe auch im Jahr 2022 noch zu den meistproduzierten Elektroautos Europas. © Renault
Ein Audi e-tron
Platz 9 – Audi e-tron: Der erste reine Stromer von Audi gehört auch 2022 zu den meistgebauten E-Autos in Europa. Das Foto zeigt die Sportback-Variante. © Audi
Mehrere Tesla Model Y in Grünheide
Platz 8 – Tesla Model Y: Für den europäischen Markt wird das Tesla Model Y in der Gigafactory in Grünheide bei Berlin gebaut – und es reicht für den achten Platz im Produktions-Ranking. © IMAGO/Jochen Eckel
Ein Audi Q4
Platz 7 – Audi Q4: Ein weiterer Audi gehört zu den meistproduzierten E-Autos Europas: Der Q4 wird wie einige weitere Stromer des VW-Konzerns in Zwickau gefertigt. © Audi
Ein Hyundai Kona
Platz 6 – Hyundai Kona: Ein Koreaner hat es ebenfalls unter die zehn meistproduzierten E-Autos Europas geschafft – der Hyundai Kona wird im tschechischen Hyundai-Werk in Nosovice gebaut. © Hyundai
Ein Peugeot e-208
Platz 5 – Peugeot e-208: Mit dem Peugeot e-208 hat es ein Fahrzeug aus dem Stellantis-Konzern auf den fünften Platz geschafft. © Peugeot
Ein Skoda Enyaq
Platz 4 – Skoda Enyaq: 50.765 Einheiten des Skoda Enyaq verließen im Jahr 2022 das Werk in Tschechien – das reicht für den vierten Platz im europäischen Elektroauto-Produktionsranking. Das Foto zeigt die RS-Version des Stromers. © Skoda
Ein VW ID.3
Platz 3 – VW ID.3: Die Elektro-Kompaktlimousine VW ID.3 wird in Zwickau gebaut – 52.229 Exemplare rollten im Jahr 2022 dort vom Band. © Volkswagen
Ein VW ID.4
Platz 2 – VW ID.4: Auch den zweiten Platz belegt ein Volkswagen – der ebenfalls in Zwickau produzierte ID.4 wurde 63.685 Mal gebaut. © Volkswagen
Ein Fiat 500e
Platz 1 – Fiat 500e: 66.325 Exemplare des italienischen Stromers liefen 2022 in Mirafiori vom Band – damit war er das meistgebaute E-Auto Europas. © Fiat

So hebt der Vorstandsvorsitzende des Autobauers neuerlich die Strategie der Technologie-Offenheit hervor: Denn auch 2035 werden noch “Millionen von Verbrennern” unterwegs sein - und dann sei es wichtig, dass diese mit möglichst sauberem Sprit fahren können. „Kritisch wird die Lage, wenn es Verbote gibt, aber keine dauerhaft tragfähigen alternativen Lösungen“, so der BMW-Chef. (PF)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Eibner