Umsatzrendite dratisch gesunken
Krisenstimmung bei Mercedes: Werksschließungen beim Autobauer befürchtet
VonMarkus Hofstetterschließen
Mercedes will zwei Millionen Autos pro Jahr verkaufen und gleichzeitig eine Luxusmarke sein. Nach Ansicht eines Investors ist diese Strategie zum Scheitern verurteilt.
Stuttgart - Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz, setzt vor allem auf Luxus. Edle Karossen, die hohe Margen abwerfen, stehen im Fokus des Autobauers. Lange Zeit ging das gut, die Umsatzrendite wurde so in den zweistelligen Bereich getrieben.
Doch nun zeigen sich die Schattenseiten dieser Strategie. Die Auftragsbücher leeren sich, im ersten Quartal verkaufte Mercedes-Benz 462.978 Pkw, acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Vor allem wurden weniger teure Autos wie die S-Klasse verkauft. Deswegen ging in der Pkw-Sparte die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern deutlich um 5,8 Prozentpunkte auf 9,0 Prozent zurück.
Investor fordert Einsparungen von Mercedes-Benz: Preisstrategie stößt an ihre Grenzen
Die Entwicklung lässt bei einem Investor Kritik lautet werden. „Die Luxusstrategie des Konzerns ist gefährdet“, sagte Moritz Kronenberger, Portfoliomanager bei Union Investment, dem Handelsblatt. „Luxus heißt Verknappung. Die Strategie von Mercedes geht darauf aber kaum ein.“ Hintergrund ist, dass Mercedes weiterhin zwei Millionen Neuwagen pro Jahr verkaufen will. Damit ließen sich, so Kronenberger, anders als bei Porsche keine hohen zweistelligen Margen erzielen.
Auch die Preisstrategie von Mercedes-Benz stößt offenbar an ihre Grenzen. Dem Bericht zufolge hat der Hersteller die Neuwagenpreise kontinuierlich erhöht, von 50.000 Euro im Jahr 2019 auf aktuell 74.000 Euro. Doch nun stagnieren die Neuwagenpreise. Gründe dafür sind, dass höhere Preise nicht automatisch akzeptiert werden und das Wachstum bei Luxuslimousinen und SUVs, die mehr als 100.000 Euro kosten, zum Stillstand gekommen ist.
Investor fordert Einsparungen von Mercedes-Benz: Ungeplantes Comeback des Verbrenners
Erschwerend kommt die Absatzschwäche im Elektrobereich hinzu. Im vergangenen Jahr konnte Mercedes-Benz 402.000 vollelektrische Neuwagen und Plug-in-Hybride verkaufen. Damit blieb das Unternehmen weit hinter den Planungen zurück, so dass Källenius die „Electric only“-Strategie revidierte. Eigentlich wollte der Konzern bis zum Ende des Jahrzehnts fast nur noch Elektroautos verkaufen, jetzt setzt man wieder auf Verbrenner.
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Dafür sind hohe Investitionen nötig. „Es besteht das Risiko, dass Mercedes noch viel Geld in den Fortbestand seiner Verbrenner stecken muss“, so Kronenberger. Der Fondsmanager fordert von Mercedes deshalb drastische Sparmaßnahmen. Die Produktion müsse effizienter werden, die Personalkosten müssten sinken. „Perspektivisch muss über Werksschließungen nachgedacht werden.“ Bisher hat der Konzern nur kleinere Werke wie die Smart-Fabrik in Hambach und die Pkw-Produktion in Brasilien verkauft. Deutsche Werke blieben bisher außen vor.
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