Wohnungsbau in Köln
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Neubauwohnungen werden am Stadtwald gebaut.

Baukrise

Beben in der Baubranche: Insolvenz von großer Immobilien-Firma

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Die Baukrise hinterlässt immer tiefere Spuren. Immer mehr Firmen haben Schwierigkeiten, sich angesichts der Flaute in der Bauwirtschaft über Wasser zu halten. Nun trifft es eine Wiesbadener Immobiliengruppe.

Wiesbaden – In der Baubranche sorgt die nächste Großinsolvenz für ein Beben: Die Immobiliengruppe Deutsche Invest Immobilien AG (D.i.i.) hat am Donnerstag vor Ostern Insolvenz angemeldet. „Leider ist uns der lange Atem ausgegangen, die aktuell zurückhaltende Investoren- und Käuferseite zu überbrücken“, sagte Vorstandsvorsitzende Frank Wojtalewicz gegenüber dem Handelsblatt. Neben der Insolvenz für die Muttergesellschaft sollen auch Insolvenzanträge für einige Tochtergesellschaften gestellt werden.

Die Immobiliengruppe verwaltet vor allem Wohnungsbauprojekte. Nach eigenen Angaben verwaltet das Unternehmen ein Portfolio von Objekten im Wert von vier Milliarden Euro in 50 verschiedenen Standorten. Die Firma beschäftigt 280 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die vor allem in der Firmenzentrale in Wiesbaden beschäftigt sind. Das zuständige Gericht dürfte erst nach Ostern über den Insolvenzantrag entscheiden und einen Verwalter beauftragen.

Mega-Pleite in der Bauindustrie Teil der Baukrise

Die Immobiliengruppe ist eine von mehreren Mega-Pleiten in der Bau- und Immobilienwirtschaft, die vor allem in den vergangenen zwei Jahren in eine tiefe Krise gerutscht ist. Für viel Aufsehen sorgte im November 2023 die Pleite des österreichischen Immobilienkonzerns Signa, aber auch kleinere Projektentwickler mussten aufgrund der hohen Zinsen, zurückhaltender Investorentätigkeiten und gestiegenen Baupreise die Segel streichen.

Die Neuaufträge im Bauhauptgewerbe fielen im Januar inflationsbereinigt um 7,4 Prozent geringer aus als im Dezember, wie das Statistische Bundesamt erst am Montag (25. März) mitteilte. Auch der Umsatz gab deutlich nach: Er sank real um 5,3 Prozent im Vergleich zum Januar 2023. Vor allem im Wohnungsbau ist die Lage dramatisch, dort sank die Bautätigkeit um 17,8 Prozent. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) sprach von einer „desaströsen Situation im Wohnungsbau“.

Mit einem baldigen Aufschwung in der Baubranche ist dabei leider nicht zu rechnen. Zwar hellte sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe im März etwas auf, wie aus der monatlichen Unternehmensumfrage des ifo Instituts hervorgeht. So legten die Erwartungen nach dem historischen Tief im Vormonat zu. „Die Aussichten bleiben jedoch düster“, lautet das Fazit der Münchner Wirtschaftsforscher.

EZB will erst im Sommer Zinsen wieder senken

Die Bundesregierung verspricht derweil seit Monaten, die Bauwirtschaft mit neuen Maßnahmen zu unterstützen. Bisher hat sich davon aber nur wenig umsetzen lassen. Erst vor einer Woche konnte das Wachstumschancengesetz mit seinen steuerlichen Entlastungen für die Bauindustrie verabschiedet werden, nach wochenlanger Verzögerung. Weitere Pläne, wie die befristete Anpassung des Baugesetzbuchs und die Einführung eines Förderprogramms „Jung kauft Alt“, stecken dem Vernehmen nach in der Ressortabstimmung fest.

Den Unternehmen geht nun langsam der Atem aus. Frühestens im Sommer will die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins wieder absenken, so lange dürfte sich die Lage mindestens nicht mehr bessern – es sei denn, es kommen doch noch politische Unterstützungsmaßnahmen. Die Pleitewelle geht in der Bauindustrie wohl jetzt erst richtig los. Ende 2023 meldete die Deutsche Handwerks-Zeitung, dass jede fünfte Insolvenz aktuell der Baubranche zuzuordnen sei.