Eine neue Batterietechnologie könnte das Spektrum E-Mobilität in mehrerlei Hinsicht revolutionieren  (Symbolbild)
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Eine neue Batterietechnologie könnte das Spektrum E-Mobilität in mehrerlei Hinsicht revolutionieren (Symbolbild).

„Beschleunigt die Energiewende“

Günstiger, leistungsfähig, ressourcenarm: Neuer Super-Akku revolutioniert Batterietechnologie

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Bei Natrium-Ionen-Akkus scheint der Durchbruch gelungen: Die neue Batterietechnologie verspricht, das Spektrum der E-Mobilität in mehrerlei Hinsicht revolutionieren.

Stockholm/München - Dieser Entwicklungssprung könnte das Elektro-Zeitalter auf eine neue Stufe heben: Northvolt vermeldete den Durchbruch einer neuen Batterietechnologie, die gleich mehrere Problempunkte von E-Mobilität und insbesondere Stromspeichern behebt.

Der schwedische Batterieproduzent präsentierte einen Natrium-Ionen-Akku, der für die Zukunft weitreichende Folgen verspricht: die Nutzung seltener Rohstoffe zu verringern und auch die Produktionskosten niedriger zu machen, als es derzeit der Fall ist. Die mit dem Forschungspartner Altris entwickelte Batteriezelle habe eine Spitzenenergiedichte von über 160 Wattstunden pro Kilogramm und sei frei von den Bodenschätzen Lithium, Nickel, Kobalt und Graphit.

Neue Batterietechnologie von Northvolt ist nachhaltiger und günstiger

Ein weiterer Vorteil der neuen Akkutechnologie: Sie sei sicherer, kostengünstiger und nachhaltiger als herkömmliche Batterien, bei deren Produktion jeweils Lithium verwendet wird. Northvolt-Chef Peter Carlsson zeigte sich bei der Präsentation indes erfreut, dass es gelungen sei, eine Technologie zu entwickeln, die einen „breiten Einsatz zur Beschleunigung der Energiewende“ ermöglicht. Die Northvolt-Entwicklung beruht den Angaben zufolge auf einer Anode (Pluspol) aus Hartkohlenstoff und einer Kathode (Minuspol) aus sogenanntem Preußisch Weiß, einem Komplex auf Eisenbasis.

Northvolt will das erste Unternehmen sein, das solche Batterien industriell herstellt und auf den Markt bringt, wobei der Zeitpunkt Stand jetzt noch offen ist. Auch eine geopolitische Komponente ist vorhanden: Ein weiterer Effekt bestünde nämlich darin, dass durch die neue Form der Zusammensetzung auch die Abhängigkeit von China reduziert wird.

Allerdings arbeitet auch der chinesische Batteriehersteller CATL an der innovativen Salzbatterie und stellte bereits 2021 ähnliche Natrium-Ionen-Akkus vor. Bislang konnte man jedoch nicht an die Reichweite von Lithium-Ionen-Akkus heranreichen, was vor allem bei der Nutzung in Elektroautos entscheidend ist. Im Frühjahr erklärte das Unternehmen aus dem Reich der Mitte, seine Natrium-Ionen-Batterien würden in Modellen des Autobauers Chery verwendet.

Natrium-Ionen-Akku: Energiedichte hinkt bislang noch zurück

Natrium ist als Bestandteil von Meerwasser und Steinsalz weltweit verfügbar und billiger als Lithium. Die Kosten der Erzeugung und die Sicherheit bei hohen Temperaturen machen die Batterietechnologie laut Northvolt besonders attraktiv für aufstrebende Märkte wie Indien, den Nahen Osten oder auch Afrika. Natrium-Ionen-Akkus bieten demnach mittelfristig auch für Elektroautos große Möglichkeiten.

Ein Knackpunkt bei der angestrebten Massenproduktion ist die Energiedichte, die angibt, wie lange ein Gerät genutzt werden kann, ehe der Stromspeicher aufgeladen werden muss: Die neue Technologie ermöglicht Kostensenkungen, bei bisher aber geringerer Energiedichte. Die Spitzenwerte der neuen Errungenschaft liegen laut Northvolt bei über 160 Wattstunden pro Kilogramm. Zum Vergleich: Bei Lithium-Ionen-Akkus liegt die Energiedichte bei über 250 Wattstunden pro Kilogramm.

Auf dem Feld der Batterietechnologie tut sich derzeit eine Menge: Kürzlich kündigte auch ein mit VW zusammenhängendes US-Unternehmen einen wegweisenden Entwicklungsschritt an:

Batteriefabrik in Deutschland? Northvolt ringt um Subventionen

Die neue Akkutechnologie könnte derweil auch in Deutschland entstehen: Das schwedische Unternehmen hatte die Bundesregierung kürzlich aufgefordert, schnell den Weg für staatliche Finanzhilfen für eine geplante Batteriefabrik in Schleswig-Holstein (Heide) freizumachen. Deutschland-Geschäftsführer Christofer Haux erklärte kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Wir haben keinen Grund an den bestehenden Zusagen der Bundesregierung an uns zu zweifeln, aber es ist auch klar, dass wir bei einer Lösung nicht über Wochen oder Monate reden.“ Dabei könnte sich der Mann jedoch täuschen:

Wie das Blatt ausführt, geht es um staatliche Finanzhilfen von 550 Millionen Euro, die bisher aus dem Klimatransformationsfonds stammen sollten. Nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts und dem riesigen Loch in der Finanzkasse sei allerdings unklar, inwieweit das Geld tatsächlich bereitgestellt werden kann. (PF mit Material von AFP und dpa)