ÖPNV-Angebot
Hamburg als Vorreiter für autonomes Fahren: VW und Co. setzen Mega-Projekt um
VonPatrick Freiwahschließen
Hamburg nimmt beim autonomen Fahren in Deutschland die Vorreiterrolle ein. Selbstfahrende Shuttle-Busse sollen schon bald das Stadtbild prägen und das ÖPNV-Angebot ergänzen.
Hamburg/München - Autonomes Fahren revolutioniert über kurz oder lang die Mobilität. Hamburg treibt das Vorhaben massiv voran und möchte in den nächsten Jahren Tausende von selbstfahrenden Shuttle-Bussen auf die Straßen der Hansestadt loslassen. Das Angebot soll mittel- bis langfristig eine viel genutzte Option des Hamburger Nahverkehrs (ÖPNV) sein, mit der Menschen auf einfache, schnelle und sichere Weise von A nach B kommen.
Die Methode: Per App wird gebucht, ein autonomer Kleinbus holt den Fahrgast ab und befördert ihn direkt an den gewünschten Zielort. Bis das Konzept bereit zur Integration ist, sind noch einige Schritte nötig: Zunächst werden auf Basis der Vorarbeiten wesentliche Inhalte des Projekts definiert. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für eine künftige kommerzielle Bereitstellung schaffen, die nicht nur auf den städtischen Bereich beschränkt ist: Denn das autonome System soll nicht nur in Hamburg entstehen, sondern auch überregional skalierbar sein - und damit für ländliche Gebiete nutzbar werden.
Autonomes Fahren ergänzt ÖPNV in Hamburg: Erste Shuttle-Busse ab 2025
Das „ALIKE“ genannte Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und in drei Hauptphasen gegliedert, so eine Mitteilung des BMDV. Der Start der Betriebsphase für das autonome Ridepooling-Angebot ist für 2025 vorgesehen. Zum Konsortium, welches das Vorhaben in die Tat umsetzt, gehören mehrere Parteien: VW Nutzfahrzeuge entwickelt eine für autonomes Fahren ausgelegte Version des ID.Buzz, dazu ist die VW-Mobilitätstochter Moia an Bord. Darüber hinaus ist Holon (Tochter von Zulieferer Benteler) involviert, die ergänzend zum VW-Bus mit dem Holon Mover einen weiteren autonomen Shuttle-Bus konzipiert hat. Beteiligt sind zudem die Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM), die Hamburger Hochbahn AG sowie als Forschungspartner das Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Die ersten 20 autonomen Shuttle-Busse werden laut Plan schon bald durch diverse Stadtteile in Hamburg fahren und Personen auf direktem Weg zum Ziel befördern. Um das ambitionierte Projekt zu verwirklichen, überreichte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kürzlich einen Förderbescheid in Höhe von 26 Millionen Euro. „Der Verkehr in Deutschland wird zunehmen, umso mehr brauchen wir neue, kluge Mobilitätsformen, die helfen unsere Infrastruktur effizient zu nutzen. Autonomes Fahren kann ein Schlüssel sein, die Straßen in Großstädten zu entlasten und gleichzeitig Mobilität bis vor die Haustür zu sichern“, erklärte der 53-Jährige.
Selbstfahrende Autos: Oslo toppt Hamburg – Probleme in den USA
Selbst mit einem Deutschland-Ticket könnten die autonomen Shuttle-Busse benutzt werden, wenn das Angebot in den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) eingegliedert wird. In Hamburg sollen bereits bis 2030 rund 10.000 autonome Shuttle-Busse unterwegs sein. Manch andere Städte wie Oslo gehen da noch einen Schritt weiter: Die norwegische Stadt will den Pkw-Verkehr in der Stadt quasi komplett ersetzen, erklärt der NDR. Dort sollen in einigen Jahren sogar 30.000 autonome Shuttle-Busse Personen befördern. Soweit möchte die Hansestadt jedoch nicht gehen: Stattdessen sollen Autobesitzer ihr Fahrzeug freiwillig abschaffen oder zumindest oft stehenlassen, zugunsten einer praktischen und klimafreundlichen Alternative.
Dass autonomes Fahren auch mit Stolpersteinen verbunden ist, zeigt derweil das amerikanische Pendant von General Motors: Der GM-Tochter Cruise wird nun die Erlaubnis für fahrerlose Taxis entzogen. Grund ist laut der Deutschen Presse-Agentur ein Unfall, bei dem eine Frau unter einem Wagen mitgeschleppt wurde. Nach mittlerweile zwei Vorfällen mit Fußgängern darf die Robotaxi-Firma vorerst keine Fahrzeuge ohne Menschen am Steuer mehr auf die Straßen von San Francisco schicken.
Die kalifornische Verkehrsbehörde setzte die entsprechende Lizenz unbefristet aus. Autos von Konkurrent Waymo dürfen weiter fahrerlos durch San Francisco fahren. (PF)
